Gründonnerstag: Papst feiert Abendmahlsmesse im römischen Frauengefängnis Rebibbia
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Die Abendmahlsmesse ist vom Gedächtnis des Letzten Abendmahls Jesu und von der Einsetzung der Eucharistie geprägt. Eine Besonderheit dieses Tages ist der Ritus der Fußwaschung, der auf die innerste Haltung Jesu hinweist: Zeichen seiner hingebenden Liebe.
Den Gründonnerstag 2024 wollte der Papst mit den Insassinnen und dem Gefängnispersonal der Frauenhaftanstalt Rebibbia begehen, die er bereits 2015 besucht hat. Dabei hat er 12 Frauen zwischen 40 und 50 Jahren verschiedener Nationalitäten die Füße gewaschen.
Rebibbia: Eines der größten Frauengefängnisse Europas
Das in den 1950er Jahren gegründete Frauengefängnis ist derzeit das größte der vier Frauengefängnisse Italiens und auch eines der größten in Europa, mit einer starken Präsenz ausländischer Frauen. Trotz der vorgeschriebenen Kapazität von 260 Plätzen sind derzeit 370 Personen dort untergebracht. Auch im Bereich der Gesundheitsfürsorge gibt es Schwierigkeiten bei der Versorgung der Patienten.
In der Gefängnispastoral sind dort die Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus tätig. Frauen, die anderen Frauen zur Seite stehen und berichten, dass das Leid der Frauen oft größer ist als das der Männer. Wie eine der dort tätigen Ordensfrauen betonte, empfänden Frauen meist großes Schuldgefühl für das Leid, das ihre Haftstrafe für andere bedeutet – vor allem, wenn sie kleine Kinder hätten, die sie nicht aufwachsen sehen, denen sie in Zeiten von Schmerz oder Krankheit nicht zur Seite stehen könnten.
"Existentielle Peripherien": Ein Herzensanliegen von Franziskus
Mit dem Besuch in Rebibbia setzte Franziskus die zu Beginn seines Pontifikats 2013 begonnene Tradition fort, die Abendmahlsmesse nicht mehr in der Kathedrale des Bistums Rom, der Lateranbasilika, zu feiern, sondern sich an einen symbolischen Ort zu begeben: einen Kreuzweg des Schmerzes, aber auch der Wiedergeburt. Eine Tradition, die Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires nach Rom „importiert“ hatte, wo es ihm schon als Erzbischof immer ein Anliegen war, die "existenziellen Peripherien" aufzusuchen.
Die Predigt von Papst Franziskus
In seiner kurzen, aus dem Stegreif gehaltenen Predigt erinnerte Franziskus an zwei Episoden, die mit der Erinnerung an das Letzte Abendmahl zu tun haben. Zunächst die Fußwaschung. „Jesus demütigt sich selbst, Jesus verdeutlicht mit dieser Geste, was er gesagt hatte: Ich bin nicht gekommen, um mir dienen zu lassen, sondern um zu dienen. Er lehrt uns den Weg des Dienens,“ so der Papst. Die andere Episode sei eine traurige gewesen: der Verrat des Judas, der nicht fähig gewesen sei zu lieben und sich von Geld und Egoismus zu dieser hässlichen Geste habe verführen lassen.
„Eine einfache alte Frau - eine weise alte Frau, eine Großmutter aus dem Volk - habe ich einmal sagen hören: "Jesus wird nie müde zu vergeben: wir sind es, die müde werden, um Vergebung zu bitten",“ erinnerte sich Franziskus. „Bitten wir den Herrn heute um die Gnade, nicht müde zu werden. Wir alle haben immer wieder kleine und große Fehler - jeder hat seine Geschichte….. Bitten wir den Herrn, dass er uns alle in der Berufung zum Dienen wachsen lässt.“
Papst Franziskus feierte seine Gründonnerstagsmessen meist mit Häftlingen in römischen Gefängnissen, war aber auch schon in einer Behinderteneinrichtung und einem Flüchtlingsheim. Dabei hat er den Insassen, Männern wie auch Frauen, Christen wie Muslimen oder anderen Religionsangehörigen, die Füße gewaschen und den Ritus der Fußwaschung als dienende und liebende Geste Jesu an den anderen erklärt.
(vaticannews - skr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.