Papst: „Mit Jesus wird kein Felsbrocken unsere Herzen ersticken“
Christine Seuss - Vatikanstadt
„Wer wird für uns den Stein vom Grab wegrollen?“ – Diese Frage bedrückt die Frauen, die in den ersten Morgenstunden zum Grab Jesu kommen. Doch als sie am Grab ankommen, sehen sie, dass er bereits weggerollt ist. Ausgehend von diesen beiden zentralen Momenten der Auferstehungsgeschichte Jesu entfaltete Franziskus seine Überlegungen bei der Vigil in der Osternacht. Rund 6.000 Gläubige feierten im Petersdom mit dem Papst, der am Vorabend nicht am traditionellen Kreuzweg am römischen Kolosseum teilgenommen hatte, um sich zu schonen.
Die trauernden Frauen, die zum Grab kamen, erwarteten sich, dieses durch einen großen Felsbrocken verschlossen zu finden, so Franziskus in seiner Predigt: „Jener Felsen, ein unüberwindliches Hindernis, war das Symbol für das, was die Frauen im Herzen trugen, die Endstation ihrer Hoffnung: An ihm war alles zerbrochen, durch das Geheimnis im Dunkeln eines tragischen Schmerzes, der die Verwirklichung ihrer Träume verhindert hatte.“
Endstation der Hoffnung
Diese Erfahrung von „Felsbrocken des Todes“, die vor unser Herz gerollt zu sein schienen, könnten jedoch auch wir machen, fuhr Franziskus mit Blick auf Leiden und Schmerz über den Verlust geliebter Menschen, Scheitern oder die vergebliche Sehnsucht nach Frieden angesichts von Gewalt und Grausamkeit fort:
„Wenn wir diese Enttäuschungen erleben, haben wir das Gefühl, dass viele Träume zum Scheitern verurteilt sind, und auch wir fragen uns ängstlich: Wer wird für uns den Stein vom Grab wegrollen?“
Doch dieselben verzweifelten Frauen, die uns das Evangelium vorstellt, sahen, dass der große Stein bereits weggerollt war, eine Aufgabe, die ihnen unmöglich erschienen war.
„Dies ist das Osterfest Christi, dies ist die Macht Gottes: der Sieg des Lebens über den Tod, der Triumph des Lichts über die Finsternis, das Wiederaufblühen der Hoffnung inmitten der Trümmer des Scheiterns. Es ist der Herr, der Gott des Unmöglichen, der den Stein für immer weggerollt und unsere Herzen zu öffnen begonnen hat, damit die Hoffnung niemals endet.“
Deshalb müssten auch wir auf Jesus blicken, der Mensch geworden und in den Abgrund der Toten hinabgestiegen war, diesen dank seines göttlichen Lebens durchquerte und somit „eine neue Seite für das Menschengeschlecht“ aufschlug, fuhr Franziskus fort:
„Von jenem Augenblick an kann keine Erfahrung des Scheiterns und des Schmerzes, egal wie sehr sie uns verletzt, das letzte Wort über den Sinn und das Schicksal unseres Lebens haben, wenn wir uns von Jesus an die Hand nehmen lassen. Von jenem Augenblick an kann keine Niederlage, kein Leid und kein Tod unsere Reise zur Fülle des Lebens aufhalten, wenn wir uns von dem Auferstandenen ergreifen lassen.“
Auf den Auferstandenen blicken
Indem wir Jesus, unser „Osterfest“ und den „Gott des Lebens“, mit unserem „Ja“ in unserem Leben willkommen hießen, werde „kein Felsbrocken (…) unsere Herzen ersticken, kein Grab (…) die Freude am Leben einsperren, kein Versagen (…) uns in die Verzweiflung stürzen können“, betonte der Papst weiter:
„Blicken wir auf ihn, den Auferstandenen, und seien wir in der Gewissheit unterwegs, dass auf dem dunklen Grund unserer Erwartungen und unseres Todes bereits das ewige Leben zu finden ist, das er uns bringen wollte."
Taufe durch den Papst
Während der Osternacht taufte und firmte der Papst auch diesmal wieder acht Erwachsene, darunter Christen aus Albanien, Japan, Italien und Südkorea. Der Blumenschmuck im Petersdom war von den Floristen des Biotechnologiezentrums Naklo in Slowenien in Zusammenarbeit mit den Gärtnern des Vatikans gestaltet worden.
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