Papst: Missbrauchsopfer müssen angehört werden
Aufgrund einer Erkältung ließ Franziskus seine Rede an die Plenarversammlung der Kommission von einem Mitarbeiter des Staatssekretariates verlesen. Darin forderte er ein konkretes Engagement aller kirchlichen Verantwortlichen beim Umgang mit Missbrauchsopfern ein: „Wir alle, besonders die kirchlichen Autoritäten, sind aufgerufen, die Auswirkungen des Missbrauchs unmittelbar zu erfahren und uns vom Leid der Opfer erschüttern zu lassen, indem wir direkt auf ihre Stimme hören und jene Nähe praktizieren, die sie durch konkrete Entscheidungen aufrichtet, ihnen hilft und eine andere Zukunft für alle vorbereitet.“
Empathie und praktizierte Nähe seien wesentlich, unterstrich der Papst und rief zu opfersensiblen Maßnahmen auf: „Aus diesem Blick des Herzens, aus dieser Nähe erwächst die Antwort auf diejenigen, die missbraucht worden sind. Es darf nicht passieren, dass diese Brüder und Schwestern nicht aufgenommen und angehört werden, denn das kann ihr Leiden sehr verschlimmern. Es ist notwendig, sich mit persönlichem Engagement um sie zu kümmern, ebenso wie es notwendig ist, dies mit Hilfe von kompetenten Mitarbeitern zu tun.“
Nähe ist kein abstraktes Konzept
Hilfe für Betroffene bedeute, deren Lasten mitzutragen, betonte der Papst. Bei der kirchlichen Schutzarbeit sei „die Nähe zu den Missbrauchsopfern kein abstraktes Konzept“, so Franziskus, „sie ist eine sehr konkrete Realität, die aus Zuhören, Einschreiten, Prävention und Helfen besteht.“
Der Papst erinnerte daran, dass Vatikanmaßgaben eingehalten werden müssten. Er verwies auf sein apostolisches Schreiben „Vos estis lux mundi“; die Päpstliche Kinderschutzkommission habe die Aufgabe, für die Einhaltung dieser Richtlinien zu sorgen, erinnerte er. Mit dem Motu proprio vom Mai 2019 hatte der Papst unter anderem die Einrichtung von Missbrauchsmeldestellen in allen Diözesen weltweit verlangt und die Rechenschaftspflicht kirchlicher Verantwortlicher betont, die Missbrauch aufdecken und nach Rom melden müssen.
Franziskus dankte der Päpstlichen Kinderschutzkommission für ihre Arbeit, die in den vergangenen zehn Jahren konkreter geworden und sich ausgeweitet habe, wie er anmerkte. Dabei sei Zusammenareit wichtig, betonte er: „Ich fordere Sie auf, diesen Dienst mit Teamgeist fortzusetzen: Brücken zu bauen und zusammenzuarbeiten, um Ihre Fürsorge für andere effektiver zu gestalten.“
Unterstützung von Prävention in ärmeren Ländern
Der Papst zeigte sich überzeugt, dass das Wirken der Kinderschutzkommission in den Ortskirchen „bereits große Früchte“ trage. Als „ermutigend“ bezeichnete er in diesem Zusammenhang die so genannte „Memorare-Initiative“. Das Förderprojekt der Kinderschutzkommission stärkt die Präventionsarbeit gezielt in Ländern des globalen Südens. Das 2023 eingerichtete Projekt sei ein „konkreter Weg“ der Nähe, so Franziskus. Es könne mit der Zeit „ein Netz der Solidarität“ mit Opfern und denjenigen knüpfen, die sich für ihre Rechte einsetzen, „insbesondere dort, wo es an Ressourcen und Erfahrung mangelt“.
Teil des Projektes ist ein Fonds, den hauptsächlich die italienische Bischofskonferenz verwaltet. Zu den Maßnahmen der „Memorare-Initiative“ sollen die Begleitung von Betroffenen, die Stärkung von Ausbildung und Beratung sowie die Entwicklung von Richtlinien und Protokollen zur Meldung von Missbrauch in ärmeren Ländern gehören. Wie die Kinderschutzkommission im Dezember bekanntgab, sind dabei Projekte für Panama, Paraguay, Mauritius und Ostafrika geplant.
„Angesichts des Skandals des Missbrauchs und des Leidens der Opfer könnten wir entmutigt werden, denn die Herausforderung, das Gefüge zerbrochener Leben wieder aufzubauen und den Schmerz zu heilen, ist groß und komplex. Aber unser Engagement darf nicht nachlassen; ich ermutige Sie vielmehr, weiterzumachen, damit die Kirche immer und überall ein Ort sein kann, an dem sich jeder zu Hause fühlen kann und jeder Mensch heilig ist.“
(vatican news – pr)
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