Mit Petrus, immer
ANDREA TORNIELLI
Ohrenbetäubende Stille der Diplomatie. Ein Panorama, in dem politische Initiative fehlt und Führung, die auf den Frieden setzt. Ein wahnsinniger Rüstungswettlauf, bei dem für hochentwickelte Instrumente des Todes Summen aufgewendet werden, die doppelt ausreichen würden, um jedem Erdbewohner eine medizinische Grundversorgung zu bieten und die Treibhausgas-Emissionen deutlich zu reduzieren. Das ist das Szenario, in dem die einsame Stimme von Papst Franziskus dafür plädiert, die Waffen zum Schweigen zu bringen und Mut zum Frieden zu sammeln.
Er ruft zu einem Waffenstillstand im Heiligen Land auf, wo auf das grausige Massaker der Hamas-Terroristen vom 7. Oktober das tragische Blutbad im Gazastreifen folgte und immer noch folgt. Er ruft zu einem Schweigen der Waffen in dem tragischen Konflikt auf, der im Herzen des christlichen Europas ausgebrochen ist, in der von den russischen Aggressoren zerstörten und verwüsteten Ukraine. Er ruft zum Frieden in anderen Teilen der Welt auf, wo vergessene Konflikte mit unsäglicher Gewalt ausgetragen werden.
Der Bischof von Rom tritt in das zwölfte Jahr seines Pontifikats in einer dunklen Stunde ein, in der das Schicksal der Menschheit in der Hand von Machthabern liegt, die unfähig sind, die Folgen ihrer Entscheidungen abzuschätzen und die sich in die vermeintliche Unvermeidlichkeit des Krieges schicken. Mit Klarheit und Realismus sagt er, dass „derjenige stärker ist, der die Situation sieht, der an die Menschen denkt“, das heißt, „der den Mut hat zu verhandeln“, denn „verhandeln ist ein mutiges Wort“, dessen man sich nicht schämen muss. Papst Franziskus stellt trotz aller Missverständnisse nah und fern weiterhin die Heiligkeit des Lebens in den Mittelpunkt, ist den unschuldigen Opfern nahe und prangert die schmutzigen Wirtschaftsinteressen an, die bei den Kriegen die Fäden ziehen.
Prophetische Stimme
Ein kurzer Blick auf die letzten elf Jahre lässt den prophetischen Wert der Stimme des heutigen Petrus erkennen. Der Alarm über den dritten Weltkrieg in Stücken. Die Sozialenzyklika Laudato si' (2015), die aufzeigte, dass Klimawandel, Migration, Kriege und eine Wirtschaft, die tötet, miteinander verknüpfte Phänomene sind und nur global, umfassend angegangen werden können. Die große Enzyklika über die Geschwisterlichkeit unter den Menschen (Fratelli tutti, 2020), die den Weg zum Aufbau einer neuen Welt auf der Grundlage der Geschwisterlichkeit aufzeigt. Und dann der ständige Hinweis in seinem Lehramt auf die Barmherzigkeit.
Barmherzigkeit in der flüssigen Gesellschaft
In säkularisierten und „flüssigen“ Gesellschaften, in denen es keine Gewissheiten mehr gibt, muss die Evangelisierung - so lehrt Franziskus - wieder mit dem Wesentlichen beginnen, wie wir in seiner Programmschrift Evangelii gaudium (2013) lesen. Das Zeugnis der Barmherzigkeit ist ein grundlegendes Element der rettenden Liebe Gottes; wer noch nicht mit dem christlichen Faktum in Berührung gekommen ist, der wird sich – wie Benedikt XVI. im Mai 2010 treffend festgestellt hat – von der Bekräftigung moralischer Normen und Pflichten, dem Beharren auf Verboten, akribischen Sündenlisten, Verurteilungen oder nostalgischen Appellen an die Werte von einst kaum beeindrucken und faszinieren lassen.
Am Ursprung des Willkommens, der Nähe, der Zärtlichkeit, der Begleitung, am Ursprung einer christlichen Gemeinschaft, die fähig ist, zu umarmen und zuzuhören, steht die Barmherzigkeit, die man selbst erfahren hat und die man trotz aller Einschränkungen und Fehler anderen weitergeben will. Wenn man die Gesten des Papstes durch diese Brille betrachtet (selbst jene Gesten, die bei einigen die gleichen empörten Reaktionen hervorrufen wie die Gesten Jesu vor zweitausend Jahren), dann entdeckt man ihre tiefe evangelisierende und missionarische Kraft.
(vatican news)
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