Papst Franziskus: Per Motorboot zum Jugendtreffen

Während seines Kurzbesuchs in Venedig hat sich Papst Franziskus an diesem Sonntagmorgen auch mit jungen Leuten getroffen. Dabei ermunterte er sie dazu, nicht nur „am Handy zu kleben“, sondern ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der Himmel über dem Canale Grande war bedeckt, doch das Szenario malerisch: Die Begegnung des 87-jährigen Papstes mit etwa 1.500 jungen Leuten aus dem ganzen Veneto fand auf der Landspitze vor der Kirche Santa Maria della Salute statt, direkt am Hauptkanal Venedigs. Dort, wo Benedikt XVI. 2011 über die „liquide Gesellschaft“ sinniert hat. Von hier schweift der Blick hinüber zum Markusplatz, der Dogenpalast und die Kuppeln von San Marco sind gut zu sehen.

Franziskus hatte am Morgen ein Frauengefängnis auf der Insel Giudecca besucht und dort eindringlich an die Menschenwürde erinnert, die auch für Gefangene gelte. In dem Gefängnis ist auch der Vatikan-Pavillon bei der laufenden Biennale untergebracht. Zum Jugendtreffen kam der Papst nicht per Gondel, aber in einem Motorboot, das mit einer Vatikanflagge ausgestattet war.

Junge Venezianer haben's nicht leicht

So prachtvoll auch die Szenerie sein mochte: Junge Leute in Venedig haben es nicht leicht. Immer mehr von ihnen ziehen weg, weil es so gut wie unmöglich ist, eine Wohnung zu finden. Auf dem Festland gibt es auch mehr Arbeitsmöglichkeiten und eine bessere Infrastruktur für das Alltagsleben. Die 30 Millionen Touristen, die Jahr für Jahr über Venedig herfallen, haben die Stadt, die der Papst an diesem Sonntag „zugleich prächtig und zerbrechlich“ nannte, immer mehr für sich allein. Die Stadtverwaltung will gegensteuern und wieder mehr junge Familien in die Altstadt locken, etwa durch Mietsubventionen. Aber ob das längerfristig funktionieren wird, steht dahin.

Jugendliche treffen in Venedig den Papst - ein Bericht von Radio Vatikan

„Für Gott sind wir keine digitalen Profile“

Franziskus warnte jedenfalls in seiner Ansprache vor einer „negativen Schwerkraft“ und davor, alles „grau in grau“ zu sehen. Gott sei unser Vater, er wolle uns an die Hand nehmen und aufrichten. Wir seien für ihn keine „digitalen Profile“, sondern „geliebte Kinder“. „Lassen wir uns an die Hand nehmen vom Herrn, der jene, die auf ihn vertrauen, nie im Stich lässt; der immer aufrichtet und vergibt… Betrachte dich nicht mit deinen eigenen Augen, sondern denke an den Blick Gottes. Wenn du einen Fehler machst und fällst, was tut er dann? Er steht neben dir und lächelt dich an; bereit, dich an die Hand zu nehmen.“

 

Beharrlichkeit und Gemeinschaft

Sport, Kunst und Kultur zeigten, dass „Beharrlichkeit“ im Leben sehr wichtig sei. Das gelte auch für das Glaubensleben. „Heute leben wir von schnellen Emotionen, flüchtigen Empfindungen, Instinkten, die nur von kurzer Dauer sind. Aber so kommt man nicht weit…“ Außer Beharrlichkeit sei es auch wichtig, nicht zum Einzelkämpfer zu werden, sondern mit anderen zusammen voranzugehen. „Do it yourself, das funktioniert für die großen Dinge nicht. Und deshalb sage ich euch: Isoliert euch nicht, sucht den Kontakt zu anderen, erlebt Gott gemeinsam, folgt Wegen, die man als Gruppe geht, ohne zu ermüden.“

 

Keine Spur von Altersmüdigkeit

Wie häufig bei solchen Gelegenheiten wich Franziskus von seinem vorbereiteten Redetext ab, improvisierte munter, animierte seine jungen Zuhörer etwa dazu, im Sprechchor die Worte Jesu „Steh auf und geh“zu wiederholen. Ein Chor sang „Jesus Christ, you are my life“, eine Hymne der Weltjugendtage. Aber da war der Gast aus Rom schon wieder unterwegs zum nächsten Termin – diesmal mit einem Golfwägelchen. Wer Papst Franziskus für altersmüde gehalten haben sollte, der wurde an diesem Sonntag in Venedig eines Besseren belehrt.

(vatican news)


 

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28. April 2024, 10:05