Papst an Klausurnonnen: „Nostalgie funktioniert nicht"
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Papst Franziskus empfing diesen Donnerstag eine Delegation von rund 60 Unbeschuhten Karmelitinnen im Vatikan in Audienz. Der Orden ging 1562 aus der Reform des Karmelitenordens durch die Heiligen Teresa von Ávila und Johannes vom Kreuz hervor. Derzeit arbeiten die Nonnen an einer Überarbeitung der Ordenskonstitutionen. Auch darauf ging der Papst in seiner Rede ein:
„Die Revision der Konstitutionen bedeutet genau das: die Erinnerung an die Vergangenheit zu sammeln, statt sie zu leugnen, um in die Zukunft zu blicken. In der Tat, liebe Schwestern, lehrt ihr mich, dass die kontemplative Berufung uns nicht dazu führt, alte Asche zu bewahren, sondern ein Feuer zu nähren, das auf immer neue Weise brennt und der Kirche und der Welt Wärme geben kann."
Die Erinnerung an die Geschichte des Ordens und an alles, was die Konstitutionen im Laufe der Jahre zusammengetragen haben, sei „ein Reichtum, der offen bleiben muss für die Eingebungen des Heiligen Geistes, für die immerwährende Neuheit des Evangeliums, für die Zeichen, die der Herr uns durch das Leben und die menschlichen Herausforderungen gibt", führte Franziskus weiter aus. Dies sei für alle Institute des geweihten Lebens wichtig.
Das Leben in Klausur ist auch in den Konsititutionen festgelegt. Klausurschwestern erlebten in besonderer Weise die „Spannung zwischen der Trennung von der Welt und dem Eintauchen in sie", ging der Papst auf die besondere Lebensweise dieses Zweigs des Ordens ein:
„Die Dynamik der Kontemplation ist immer eine Dynamik der Liebe, sie ist immer eine Leiter, die uns zu Gott emporhebt, nicht um uns von der Erde zu trennen, sondern damit wir sie in der Tiefe leben, als Zeugen der Liebe, die wir empfangen haben."
Ordensgründerin und Kontemplation
Papst Franziskus würdigte in diesem Zusammenhang die Gründerin des Ordens, die heilige Teresa von Ávila (1515–1582) oder wie sie sich selbst nannte: Teresa de Jesús. Auch sie habe gesagt, dass eine der Stille und dem Gebet gewidmete Zeit notwendig sei, die als „Quelle des Apostolats und all jener täglichen Aufgaben verstanden werden, die der Herr von uns verlangt, um der Kirche zu dienen". Franziskus mahnte, das kontemplative Leben nicht „auf eine Form der geistlichen Trägheit" zu reduzieren. Es müsse vielmehr „das innere Licht zur Unterscheidung" bringen. Die Unterscheidung, discernimento, sei wichtig für die Überarbeitung der Konstitutionen wie auch im Alltag, um konkrete Probleme der Klöster und des Gemeinschaftslebens anzugehen.
Die Hoffnung des Evangeliums
Im Zusammenhang mit dem Licht der Unterscheidung ging Papst Franziskus zudem auf die Hoffnung des Evangeliums ein:
„Sie bedeutet, sich Gott hinzugeben, zu lernen, die Zeichen zu lesen, die er uns gibt, um die Zukunft zu erkennen, zu wissen, wie man eine gewagte und riskante Entscheidung trifft, auch wenn das Ziel, zu dem sie uns führt, verborgen bleibt. Es geht vor allem darum, sich nicht nur auf menschliche Strategien zu verlassen, auf Abwehrstrategien, wenn es darum geht, über ein zu erhaltendes oder aufzugebendes Kloster, über Formen des Gemeinschaftslebens oder über Berufungen nachzudenken", gab der Papst den Nonnen mit.
„Defensivstrategien sind die Frucht einer nostalgischen Rückkehr in die Vergangenheit; das funktioniert nicht, Nostalgie funktioniert nicht, die evangelische Hoffnung geht den umgekehrten Weg: Sie schenkt uns die Freude an der bisher gelebten Geschichte, macht uns aber fähig, mit den Wurzeln, die wir empfangen haben, in die Zukunft zu schauen." Der Orden solle daher auch immer verwurzelt in den Gründervätern des Karmelordens, in der Mutter Gründerin Teresa und im Heiligen Johannes sein, so Papst Franziskus.
(vatican news - sst)
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