Papst: „Neue Finanzarchitektur erforderlich“
Mario Galgano - Vatikanstadt
„Durch die Verringerung der Emissionen, die Erziehung zu einem nachhaltigen Lebensstil, innovative Finanzierungen und den Einsatz bewährter naturbasierter Lösungen stärken wir die Widerstandsfähigkeit, insbesondere die Widerstandsfähigkeit gegen Dürren“, erklärte Franziskus, dem zufolge „eine neue Finanzarchitektur entwickelt werden muss, die den Bedürfnissen des globalen Südens und der von Klimakatastrophen schwer betroffenen Inselstaaten gerecht wird“.
„Schuldenrestrukturierung und Schuldenerlass, zusammen mit der Entwicklung einer neuen globalen Finanzcharta bis 2025, die eine Art von ökologischer Schuld anerkennt - man muss an diesem Wort arbeiten - kann eine wertvolle Hilfe für die Abschwächung des Klimawandels sein“, schlug der Papst weiter vor und forderte die Anwesenden auf, „weiterhin am Übergang von der gegenwärtigen Klimakrise zur Klimaresilienz mit Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit mitzuarbeiten“: „Wir müssen mit Dringlichkeit, Mitgefühl und Entschlossenheit handeln, denn es steht sehr viel auf dem Spiel“, fügte er an.
Folgen des Klimawandels
„Mehr als dreieinhalb Milliarden Menschen leben in Regionen, die sehr anfällig für die Folgen des Klimawandels sind, was zu erzwungener Migration führt“, führte Franziskus aus. Der Papst bekräftigte diese Zahl, als er die Teilnehmer des von den Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und der Sozialwissenschaften veranstalteten Treffens zum Thema „Von der Klimakrise zur Klimaresilienz“ in Audienz empfing. „Wir sehen in diesen Jahren, wie viele Brüder und Schwestern auf verzweifelten Reisen ihr Leben verlieren, und die Prognosen sind besorgniserregend“, so Franziskus, für den „die Verteidigung der Würde und der Rechte der Klimamigranten bedeutet, die Heiligkeit jedes menschlichen Lebens zu bekräftigen und den göttlichen Auftrag zu ehren, das gemeinsame Haus zu hüten und zu schützen“.
Der Papst schlug drei Lösungen vor, um den Kurs umzukehren: „einen universellen Ansatz und ein schnelles und entschlossenes Handeln, das in der Lage ist, politische Veränderungen und Entscheidungen herbeizuführen; die Umkehrung der Erwärmungskurve, indem versucht wird, die Erwärmungsrate innerhalb eines Vierteljahrhunderts zu halbieren; das Ziel einer globalen Dekarbonisierung, die die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen beseitigt“. Für das katholische Kirchenoberhaupt müssen auch große Mengen an Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt werden, und zwar durch ein Umweltmanagement, das sich über mehrere Generationen erstreckt.
Weitsichtige Aufgabe
„Es ist eine lange, aber weitsichtige Aufgabe, die wir gemeinsam angehen müssen“, fügte er abweichend vom Redemanuskript hinzu. „Lassen Sie uns die natürlichen Ressourcen schützen“, so sein Appell: „Denken wir an das Amazonas- und das Kongobecken, die Torfgebiete und Mangroven, die Ozeane, die Korallenriffe, das Ackerland und die Eiskappen, denn sie tragen zur Verringerung der globalen Kohlenstoffemissionen bei. Dieser ganzheitliche Ansatz bekämpft nicht nur den Klimawandel, sondern auch die doppelte Krise des Verlusts der biologischen Vielfalt und der Ungleichheit, indem er die Ökosysteme pflegt, die das Leben erhalten“, erläuterte er.
„Frauen und Kinder tragen eine unverhältnismäßige Last“, sagte der Papst: „Frauen haben oft nicht den gleichen Zugang zu Ressourcen wie Männer; außerdem kann die Betreuung von Haus und Kindern ihre Fähigkeit behindern, im Falle einer Katastrophe zu migrieren“, so die Analyse des Papstes, nach der „Frauen nicht nur Opfer des Klimawandels sind: Sie sind auch mächtige Akteure der Widerstandsfähigkeit und Anpassung“. In Bezug auf die Kinder, „von denen fast eine Milliarde in Ländern lebt, die einem extrem hohen Risiko klimabedingter Verwüstungen ausgesetzt sind“, so der Alarmruf von Franziskus: „Das Alter der Entwicklung macht sie anfälliger für die Auswirkungen des Klimawandels, sowohl physisch als auch psychisch. Die Weigerung, schnell zu handeln, um die Schwächsten zu schützen, die dem vom Menschen verursachten Klimawandel ausgesetzt sind, ist ein schwerer Fehler.“
Geordneter Fortschritt
„Ein geordneter Fortschritt wird dann durch das unersättliche Streben der umweltverschmutzenden Industrien nach kurzfristigen Gewinnen und durch Fehlinformationen behindert, die Verwirrung stiften und die kollektiven Bemühungen um einen Kurswechsel behindern“, so der Papst weiter: „Der Weg ist schwierig und voller Gefahren. Die Daten dieses Gipfels zeigen, dass das Gespenst des Klimawandels alle Lebensbereiche bedroht, das Wasser, die Luft, die Nahrungsmittel und die Energiesysteme. Ebenso alarmierend sind die Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit und das Wohlbefinden.“
Wir seien Zeugen der Auflösung von Gemeinschaften und der Zwangsumsiedlung von Familien. Die Luftverschmutzung koste jedes Jahr Millionen von Menschen vorzeitig das Leben.
(vatican news)
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