Franziskus: Geben wir den jungen Menschen Hoffnung
Mario Galgano - Vatikanstadt
Den Jugendlichen zuhören, sie in ihrem Alltag begleiten, mit einer Seelsorge, die aus „kleinen Schritten“, „Worten“ und „einfachen Gesten“ besteht, aus „Momenten des Feierns und des Gebets in der Gemeinschaft“, und sie dann nicht instrumentalisieren, „um Ideen umzusetzen, die bereits von anderen beschlossen wurden oder die nicht wirklich ihren Bedürfnissen entsprechen“. Das sind die Empfehlungen, die Papst Franziskus im Klemens-Saal des Apostolischen Palastes an die Teilnehmer des Internationalen Jugendpastoralkongresses richtet, der in diesen Tagen vom Dikasterium für Laien, Familie und Leben organisiert wurde. Wörtlich sagte er:
„Die Jugendlichen müssen in die Verantwortung genommen, in den Dialog, in die Planung von Aktivitäten und in Entscheidungen einbezogen werden. Man muss ihnen das Gefühl geben, dass sie ein aktiver und vollwertiger Teil des kirchlichen Lebens sind, und vor allem, dass sie selbst die ersten Verkünder des Evangeliums an ihre Altersgenossen sind.“
Der Traum von Papst Franziskus
Der Papst gestand, dass er einen Traum habe: dass das „Heilige Jahr der Jugend“ im nächsten Jahr und der Weltjugendtag in Seoul in drei Jahren „viele junge Menschen Jesus begegnen lassen können, auch solche, die normalerweise nicht in die Kirche gehen, und ihnen die Botschaft der Hoffnung bringen“. Er denke an die Jungen und Mädchen, „die den Horizont verloren haben, die große Träume beiseite geschoben haben und sich in Traurigkeit und das Böse des Lebens verstrickt haben“, und insbesondere an diejenigen in Asien, „die vor allem in den Großstädten unter einem Verlust der Hoffnung und einem Rückzug in sich selbst leiden, mit wenigen Beziehungen, wenigen Interessen“. Seine Sorge gelte aber auch denjenigen, die in allen anderen Teilen der Welt das gleiche Unglück erleben, weshalb er betonte, dass „die Termine in Rom und Seoul die Gelegenheiten sind, die Gott uns bietet, um allen Jugendlichen der Welt zu sagen, dass Jesus die Hoffnung ist“.
Jugendpastoral in gewöhnlichen Zeiten
Mit Blick auf den Weltjugendtag in Lissabon räumte Franziskus ein, dass „es eine große Anstrengung war, die sich aber gelohnt hat, denn nach der Pandemie und inmitten so vieler internationaler Spannungen brauchten die jungen Menschen eine Injektion der Hoffnung“ und die Tage in der portugiesischen Hauptstadt „waren ein wahres Fest der Freude am Leben und am Christsein“.
Daraus folgte die Ermutigung, „für die kommenden internationalen Ereignisse zu arbeiten, aber auch und vor allem“ zur „Jugendpastoral“ in „gewöhnlichen Zeiten“ und zur Lektüre von Gaudete et exsultate, „einem Hymnus der Freude“, der „die Nahrung des Christen, der Ausdruck des Christen sein muss“. Für die tägliche Arbeit der Jugendpastoral forderte der Papst die Jugendlichen auf, fünf „grundlegende Gewissheiten“ im Herzen zu tragen: „Gott ist die Liebe“, „Christus rettet dich“, „Er lebt“, „der Heilige Geist schenkt Leben“, „die Muttergottes liebt dich, weil sie eine Mutter ist“ und „einfache Wahrheiten, die man nicht müde werden darf zu verkünden“. Und wenn die neuen Generationen besonders von „den negativen Nachrichten, die uns bedrängen“ und von „der Öffentlichkeit der Kriege“ betroffen seien, „dürfen diese nicht die Gewissheit verdunkeln, dass der auferstandene Christus mit ihnen ist und stärker ist als alles Böse“, betonte Franziskus und fügte an:
„Es ist wichtig, den Jugendlichen Möglichkeiten zu bieten, den lebendigen Christus im Gebet, in der Feier der Eucharistie und der Versöhnung, in den Begegnungen der Gemeinschaft, im Dienst an den Armen, im Zeugnis der Heiligen zu erfahren. Die jungen Menschen selbst, die diese Erfahrung machen, sind die Träger dieser Verkündigung, dieses Zeugnisses.“
Die Wahl eines Begleiters auf dem Glaubensweg
Es gebe noch ein weiteres wesentliches Element, um das man sich kümmern müsse, sagte der Papst: „Es ist die geistliche Unterscheidung“, eine Kunst, die vor allem die in der Seelsorge Tätigen erlernen müssten: Priester und Ordensleute, Katecheten, Begleiter, die Jugendlichen selbst, die anderen Jugendlichen folgen; sie dürfe nicht improvisiert werden, sondern müsse vertieft, erfahren und gelebt werden. Und darauf sagte er:
„Auf dem Weg des Glaubens und der Entdeckung der eigenen Berufung hilft ein weiser spiritueller Begleiter, viele Fehler, viele leichtgläubige Einstellungen, viele Momente der Verwirrung und ´Lähmung´ zu vermeiden. Ein Begleiter, der die Freiheit nicht wegnimmt, sondern begleitet.“
Die Unterscheidung ist synodal, persönlich und wahrheitsorientiert
Franziskus schlug vor, seinen Katechesezyklus über die Unterscheidung nochmals zu lesen, und ging auf drei Eigenschaften ein, die sie auszeichneten: synodal, persönlich und wahrheitsorientiert. Die Unterscheidung sei synodal, weil „die Kirche uns Brüder und Schwestern im Glauben zur Seite stellt, damit wir den Weg gemeinsam und nicht allein gehen“, während „heute der Individualismus vorherrscht: jeder geht seinen eigenen Weg, jeder gibt dem Leben einen Sinn, jeder legt seine eigenen Werte, seine eigenen Wahrheiten fest“. Dann sei es persönlich, denn die jungen Menschen „müssen einzeln begleitet werden. Jeder von ihnen ist einzigartig und unwiederholbar“, fuhr der Papst fort, und wenn in der Welt „alles standardisiert und homogenisiert“ sei, „verdient jeder, dass man ihm zuhört, ihn versteht und ihm einen Rat gibt, der seinem Alter, seiner menschlichen und geistigen Reife entspricht“.
Schließlich sei die Unterscheidung wahrheitsorientiert, weil sie dazu beitrage, „vor anderen, vor Gott und vor uns selbst wahrhaftig zu sein“. Dazu sagte das katholische Kirchenoberhaupt:
„In einer Gesellschaft, die durch Fake News verseucht ist, in der persönliche Profile oft verändert oder gefälscht werden, in der alternative Identitäten geschaffen werden, soll die Unterscheidung ein Weg der Authentizität für junge Menschen sein: aus künstlichen Identitäten herauszukommen und die eigene wahre Identität zu entdecken.“
Zum Abschluss seiner Rede dankte Franziskus den Mitgliedern des Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben, den Delegierten der Bischofskonferenzen, den Vereinigungen und den kirchlichen Bewegungen für ihr „Engagement mit den Jugendlichen und für die Jugendlichen“ und lud sie ein, „mutig voranzugehen und allen die gute Nachricht zu bringen, dass Jesus lebt und dass er der Herr ist“.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.