Papst Franziskus warnt vor Generationenkonflikt
„Es ist, als würde das Überleben der Älteren das der Jungen gefährden“, schreibt Franziskus in der am Dienstag veröffentlichen Botschaft. Die Entgegensetzung der Generationen sei „eine vergiftete Frucht“ der Kultur der Konfrontation. „Die Jungen gegen die Alten auszuspielen ist eine inakzeptable Manipulation“, fügte der Papst hinzu und erinnerte an die Bedeutung der Einheit der Lebensabschnitte für das Verständnis und die Wertschätzung des menschlichen Lebens insgesamt.
Titel seiner Botschaft ist das Psalm-Zitat „Verlass mich nicht, wenn ich alt bin“ (vgl. Ps 71,9). In Wirklichkeit sei die Einsamkeit und Ausgrenzung, die Senioren heute erfahren, allgegenwärtig. Franziskus bezeichnete das Ausrangieren älterer Menschen als „weder zufällig noch unausweichlich“, es sei vielmehr das Ergebnis von Entscheidungen „politischer, wirtschaftlicher, sozialer und persönlicher Art“, die die unendliche Würde eines jeden Menschen in Abrede stellen. „Das geschieht, wenn die Wertschätzung für jeden Menschen verloren geht und Menschen nur noch als Kostenfaktor betrachtet werden“, stellte der Papst klar. Sogar ältere Menschen selbst hätten diese Einstellung verinnerlicht, empfänden sich als Last und würden „am liebsten selber verschwinden“.
Als biblisches Gegenbeispiel verwies Franziskus in seiner Botschaft auf Rut, die ihre betagte Schwiegermutter entgegen deren eigenen Rat nicht verlässt. „Uns allen, die wir an die Vorstellung gewöhnt sind, dass Einsamkeit ein unausweichliches Schicksal ist, lehrt Rut, dass man auf die Aufforderung ,Verlass mich nicht!´ mit ,Ich werde dich nicht verlassen!´ antworten kann“, schreibt Franziskus. Die Freiheit und der Mut von Rut lüden dazu ein, neue Wege zu gehen. „Machen wir uns mit dieser jungen Ausländerin und der alten Noemi auf den Weg, haben wir keine Angst, unsere Gewohnheiten zu ändern und uns eine andere Zukunft für unsere älteren Menschen vorzustellen.“ Franziskus dankte Menschen, „die trotz vieler Opfer dem Beispiel von Rut gefolgt sind und sich um einen älteren Menschen kümmern oder einfach täglich Verwandten oder Bekannten, die niemanden mehr haben, ihre Nähe zeigen.“
Die katholische Kirche begeht seit 2021 jährlich am vierten Sonntag im Juli den Welttag der Großeltern und Senioren, den Papst Franziskus (87) ins Leben gerufen hat.
(vatican news – gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.