Weltkindertag: Papst und Kinder setzen Friedenszeichen
Anne Preckel – Vatikanstadt
Bei der Begegnung mit Kindern aus über 100 Ländern der Welt wies der Papst Frieden, Geschwisterlichkeit und die Sorge um die Schöpfung als Anliegen des Weltkindertages aus. Gemeinsam gelte es eine „Welt des Friedens und der Zukunft“ aufzubauen, die durch Geschwisterlichkeit und die Hoffnung auf ein besseres Morgen geprägt sei.
Kinder seien Hoffnungsträger, und die Kirche stehe an ihrer Seite: „Bei euch, Kinder, spricht alles vom Leben und Zukunft. Und die Kirche, die Mutter ist, heißt euch willkommen und begleitet euch liebevoll und mit Hoffnung“, betonte der Papst.
Nein zu Krieg, Ja zu Frieden
„Ich weiß, dass ihr über die Kriege traurig seid“, kam Franziskus auf das Leid von Kindern in vielen Weltregionen zu sprechen. Er berichtete von einer Begegnung mit Kindern aus der Ukraine und aus Palästina am Samstagmorgen im Vatikan. „Einige von ihnen waren verwundet…“, so Franziskus, den das Treffen tief bewegt hat.
„Lasst uns für die Kinder beten, die nicht zur Schule gehen können, für die Kinder, die unter Kriegen leiden, für die Kinder, die nichts zu essen haben, für die Kinder, die krank sind und die niemand heilt“, appellierte er. Franziskus ließ die Kinder dann das Motto des Weltkindertages wiederholen: Seht, ich mache alles neu (Offb 21,5).
„Das ist das Motto. Es ist wunderschön. Denkt daran: Gott ist die Neuheit. Der Herr schenkt uns immer wieder Neues! Lasst uns vorwärts gehen, liebe Kinder, und Freude haben. Freude ist Gesundheit für die Seele. Jesus liebt euch. Mutig und vorwärts! Möge Gott euch segnen“, so Franziskus, der mit den Kindern ein ,Ave Maria' betete.
Der Papst im Dialog mit Kindern
Kinder aus verschiedenen Kontinenten bereiteten dem Papst im Olympiastadion ein gutgelauntes Willkommen. „Wir Kinder aus Ozeanien freuen uns, hier bei dir zu sein, auch wir kommen vom anderen Ende der Welt“, spielte ein Mädchen aus Ozeanien humorvoll auf die Worte von Jorge Mario Bergoglio kurz nach seiner Wahl zum Papst an. Ein buntes Kultur- und Sportprogramm sorgte beim Auftakt des Weltkindertages für Abwechslung. Kinder in traditioneller Kleidung zogen fahnenschwenkend Runden. Ein Fußballspiel zwischen Kindern und internationalen Fußballstars unter Führung von Torwart-Legende „Gigi“ Buffon wurde ausgetragen, es gab Live-Gesangseinlagen von jugendlichen und erwachsenden Künstlern und religiöse Impulse. Sportvertreter aus Italien unterzeichneten eine Selbstverpflichtungserklärung zum Kinderschutz in der Welt des Sports.
Franziskus trat zwischendurch in einen Frage-Antwort-Dialog mit den jungen Teilnehmern ein. Stimmt es, dass Frieden immer möglich ist? Wie können wir die Welt besser machen? Wie können wir alle lieben? Sind wir wirklich alle Brüder und Schwestern? - wollten die Kinder von ihm wissen. Der ehemalige Lehrer Franziskus gab die Fragen an die jungen Leute zurück und ließ sie teils selber am Mikrofon antworten. Und er zeigte ihnen ganz konkret, was „Friedenschließen" heißen kann und schüttelte einem kleinen Jungen die Hand, um den Friedensgruss danach allen anderen weiterzuempfehlen. Freundlich miteinander sprechen, nicht streiten, anderen helfen, Freunde sein, die Nächsten lieben und damit „immer weitermachen" waren Tipps, die Franziskus den Kindern aus aller Welt mit auf den Weg gab.
Ungerechtigkeit ist Frucht von Egoismus und Krieg
Deutlich wurde der Papst mit Blick auf Ungerechtigkeit und Krieg in der Welt: „Es gibt Menschen, die weder Wohnung noch Arbeit noch Essen haben. Ist das gerecht? – Nein, es ist eine Ungerechtigkeit! Das ist Frucht des Egoismus, des Krieges. Wenn jemand versucht, auf Kosten anderer voranzukommen, ohne Rücksicht, ist das schlecht. Es gibt so viel Bosheit und Egoismus, viele Länder geben Geld aus für Waffen, die Zerstörung bringen. Und dabei gibt es doch so viele Menschen, die nichts zu essen haben, keine Arbeit - das ist die Schuld der Menschheit", so der Papst, der zum Gebet und zu einem Moment der Stille für die Opfer von Krieg und Ungerechtigkeit aufrief. „Bitten wir den Herrn, dass er hilft, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen, an der wir alle etwas Schuld haben."
Wenn er Wunder wirken könnte, würde er dafür sorgen, „dass alle Kinder das Notwendige haben, um zu essen, zu spielen, in die Schule zu gehen, dass alle Kinder glücklich sind", beantwortete Franziskus eine weitere Frage. Und er rief seine jungen Zuhörer in aller Welt dazu auf, gemeinsam eine „Revolution" des Friedens und der Geschwisterlichkeit zu starten.
Bewegende Zeugnisse aus allen Erdteilen
Junge Leute aus Regionen, wo Krieg oder Armut herrschen, trugen bei der Veranstaltung bewegende Zeugnisse aus ihrem Leben vor. „Schluss mit dem Krieg, wir wollen Frieden“, appellierte Eugenia aus der Ukraine. Kinder könnten „besser verstehen, wie schlimm Kriege sind“, so das Mädchen, das in ihrer Heimat Raketenangriffe erlebte und heute als Kriegsflüchtling in Italien lebt.
„Was können wir Kinder dafür, dass wir in Bethlehem, in Jerusalem oder Gaza geboren wurden?“, fragte Victor, ein junger Christ aus Nahost. „Wir wollen doch nur spielen, lernen, in Freiheit leben - wie so viele andere Kinder auf der Welt!“ Seit Kriegsausbruch könne seine Familie Bethlehem nicht mehr verlassen, seine Eltern hätten monatelang nicht gearbeitet, weil keine Pilger mehr kämen. „Und als ob das alles nicht schon genug wäre, war unser Himmel auch noch voller Raketen, die über unsere Köpfe hinwegflogen…“
„Ich habe unvorstellbare Situationen erlebt, die mich an der Güte der Menschheit zweifeln ließen“, berichtete die junge Nigerianerin Hannah Imordi, die nach einer 20-monatigen Reise durch Afrika, Libyen und über das Mittelmeer nach Italien kam, wo sie heute in Rom studiert. Sie machte Kindern und jungen Frauen auf der ganzen Welt Mut, trotz aller Schwierigkeiten niemals aufzugeben und ihre Träume zu verwirklichen.
„Wir alle sind dafür verantwortlich, eine Welt zu schaffen, in der sich Kinder glücklich, sicher und geliebt fühlen können“, appellierte die junge Afghanin Rahil Saya. Sie selbst komme „aus einem Land, in dem es als Verbrechen gilt, eine Frau zu sein. Deshalb ist es für mich nicht nur eine Ehre, heute hier zu sein, sondern auch eine Gelegenheit, für alle Frauen in Afghanistan zu sprechen“, so die angehende Journalistin.
Mila aus Neuseeland berichtete, in ihrem Land gebe es wunderschöne Nationalparks. Sie appellierte an alle Menschen guten Willens: „Lasst uns den Planeten wieder lebenswert machen, lasst uns Bäume pflanzen, lasst uns nicht zu viel konsumieren, lasst uns die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen!“ - und machte sich damit die Botschaft des Papstes in seiner Enzyklika Laudato si zu eigen.
Wie es am Sonntag weitergeht
Als Abschluss des ersten katholischen Weltkindertages ist am Sonntagmittag ein Auftritt des Oscar-Preisträgers Benigni geplant. Nach einem Gottesdienst auf dem Petersplatz und dem traditionellen Mittagsgebet unter Leitung des Papstes wird der auch als Komiker bekannte Künstler einen seiner berühmten Monologe halten. Radio Vatikan überträgt live und mit deutschem Kommentar. An den beiden Tagen werden in Rom bis zu 100.000 Teilnehmende erwartet.
Der katholische Weltkindertag ist eine Initiative des Papstes. Mit der Organisation betraute er das vatikanische Dikasterium für die Kultur und die Bildung; hier die offizielle Webseite zu der Veranstaltung. Angekündigt wurde das Projekt im vergangenen Dezember, Anfang März veröffentlichte der Papst eine Botschaft zum Treffen, in der er an die Bedeutung des Glaubens, der Freundschaft und der Solidarität mit Armen, Kranken und Gewaltopfern erinnerte.
(vatican news – pr)
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