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Mitglieder der Stiftung "Centesimus Annus Pro Pontifice" begrüßen den Papst am Montag im Vatikan Mitglieder der Stiftung "Centesimus Annus Pro Pontifice" begrüßen den Papst am Montag im Vatikan  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst: Ethik-Dialog in Finanzwelt ausdehnen

Effizienz und Nachhaltigkeit, Profit und Gerechtigkeit lassen sich verbinden: Papst Franziskus hofft weiter auf einen Paradigmenwechsel in der Finanzwelt durch die Verknüpfung von Wirtschaft und Ethik. Positiver Ansatz dafür sei die Dialog-Initiative der „Centesimus Annus“-Stiftung mit Vertretern des italienischen Finanzsystems.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Ziel des „Centesimus Annus Pro Pontifice“-Netzwerkes ist es bis heute, die katholische Soziallehre besser bekannt zu machen und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zur Anwendung zu bringen. Die Stiftung hat dafür in den letzten zwei Jahren einen Dialog zwischen „Finanzwelt, Humanismus und Religion“ in Gang gesetzt, zunächst in der italienischen Finanzmetropole Mailand.

Ein ausbaufähiger Dialog-Ansatz

So etwas sei zwar „nicht leicht“, aber durchaus möglich, so Papst Franziskus am Montag bei einer Audienz für Vertreter von „Centesimus Annus“ im Vatikan.

„Ein Wirtschaftswissenschaftler sagte mir einmal: Ein Dialog zwischen Wirtschaft und Philosophie, Religion und Humanismus ist möglich. Der Dialog zwischen Finanzen, Theologie und Humanismus ist dagegen sehr schwierig. Das ist schon merkwürdig!“ 

Zum Nachhören

Den mit Finanzvertretern aufgenommenen Dialog von „Centesimus Annus“ hält Franziskus jedenfalls, trotz aller Herausforderungen, für ausbaufähig, wie er bei der Audienz weiter hervorhob.

„Die Arbeit, die Sie in Mailand geleistet haben, ist ermutigend, und vielleicht wäre es gut, sie auf andere Finanzzentren auszudehnen und ein Modell des Dialogs zu fördern, das sich verbreitet und einen Paradigmenwechsel bewirkt. In der Tat ist das technokratische Paradigma nach wie vor vorherrschend; es bedarf einer neuen Kultur, die in der Lage ist, Raum für eine entsprechend solide Ethik, Kultur und Spiritualität zu schaffen (vgl. Enzyklika Laudato si', 105).“

Effizienz und Ethik lassen sich verbinden

Franziskus ermutigte die Stiftung, „diese Methode und diesen Stil fortzusetzen und zu verbreiten“. Dialog sei „immer der beste Weg, auch um das gemeinsame Haus zu verbessern“, fügte er mit Blick auch auf ökologische Zusammenhänge an. Beeindruckt zeigte er sich von dem Ansatz der „Centesimus Annus“-Stiftung, im Dialog mit dem Finanz-Topmanagement die Ziele der Wirtschaft mit denen der Ethik zu verbinden und „gemeinsam darüber nachzudenken, dass das Engagement für das Gut-Machen und das Engagement für den guten Zweck Hand in Hand gehen können. Mit anderen Worten, Sie haben sich eine hehre Aufgabe gestellt: Effektivität und Effizienz mit ganzheitlicher Nachhaltigkeit, Integration und Ethik zu verbinden“, wandte sich der Papst an seine Gäste.

Damit die Soziallehre der Kirche in diesem Bereich ein „Kompass“ sein könne, sei es „notwendig, nicht bei der Ermahnung stehen zu bleiben, sondern in der Lage zu sein, die Funktionsweise der Finanzen zu untersuchen, Schwachstellen aufzudecken und konkrete Korrekturmaßnahmen vorzuschlagen“, schärfte der Papst ein. Beispiele der Geschichte zeigten, dass Religionsvertreter nur glaubhaft der Wirtschaft raten konnten, wenn sie wussten, worüber sie sprachen. Franziskus verwies als Beispiel auf Theologen des 16. Jahrhunderts, die mit Blick auf den florierenden Wollhandel in Spanien und das davon profitierende Finanzsystem mehr Gerechtigkeit für Schafszüchter und Wollproduzenten einforderten und konkrete Reformen vorschlugen.

,Knowhow' notwendig, um Verbesserungsvorschläge machen zu können

„Das Geld muss dienen und nicht regieren“

„Sie kennen die Finanzprozesse, und das ist Ihr großer Vorteil, aber gleichzeitig auch eine große Verantwortung“, wandte sich Franziskus an seine Besucher im Vatikan. „Es liegt an Ihnen, herauszufinden, wie man die Ungerechtigkeit verringern kann. Denn ,eine Finanzreform, die die Ethik nicht außer Acht lässt, würde einen energischen Gesinnungswandel bei den politisch Verantwortlichen erfordern [...]. Das Geld muss dienen und nicht regieren‘“, zitierte der Papst aus seinem apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ (vgl. 58). Er habe einmal einen politischen Kritiker sagen hören: „,In diesem Land regieren wir aus der Tasche heraus‘: das ist schlecht ...“, kommentierte Franziskus.

Zurück geht die Stiftung „Centesimus Annus Pro Pontifice“ auf den polnischen Papst Johannes Paul II., der sie 1993 gemeinsam mit katholischen Laien aus Wirtschaft und Wissenschaft gründete.

(vatican news – pr)

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03. Juni 2024, 10:19