Armut in der Welt Armut in der Welt  (ANSA)

Papst schlägt vor: Schuldenerlass für arme Länder im Heiligen Jahr

Nach einer fehlgeleiteten Globalisierung, nach einer schlimmen Pandemie und Kriegen sehen wir uns mit einer Schuldenkrise konfrontiert, die vor allem die Länder des globalen Südens betrifft, die Elend und Not hervorruft und Millionen von Menschen der Möglichkeit einer menschenwürdigen Zukunft beraubt. Daran erinnerte der Papst an diesem Mittwochmorgen die Teilnehmer der Tagung „Schuldenkrise im globalen Süden“.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Vor der Generalaudienz auf dem Petersplatz nahm sich Papst Franziskus Zeit, die Gäste im Vatikan zu empfangen. In Begleitung von Kardinal Peter Turkson, Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, haben die Teilnehmer des Workshops über die „Schuldenkrise im globalen Süden“ „einen Dialog über die Umsetzung von Maßnahmen zur Lösung des Schuldenproblems in vielen Ländern des globalen Südens“ geführt, wie das Kirchenoberhaupt zu Beginn des Treffens sagte. Es handele sich um ein Problem, von dem Millionen von Familien und Einzelpersonen auf der ganzen Welt betroffen seien, so der Papst. „Daher kann keine Regierung moralisch verlangen, dass ihre Bevölkerung Entbehrungen erleidet, die mit der Menschenwürde unvereinbar sind“, erläuterte er in seiner Ansprache auf Spanisch.

Zum Nachhören - was der Papst bei der Audienz sagte

Nicht jede Form der Finanzierung sei für die Menschen von Nutzen, sondern nur die, die eine gemeinsame Verantwortung von Empfänger und Geber beinhalte, fügte Franziskus an und erläuterte:

„Der Nutzen, den sie einer Gesellschaft bringen kann, hängt von ihren Bedingungen, von ihrer Verwendung und von den Rahmenbedingungen ab, innerhalb derer eventuelle Schuldenkrisen gelöst werden.“

Kreislauf der Schuldenfinanzierung durchbrechen

Um zu versuchen, den Kreislauf der Schuldenfinanzierung zu durchbrechen, müsste ein multinationaler Mechanismus geschaffen werden, der auf Solidarität und Harmonie zwischen den Völkern beruhe und der die globale Bedeutung des Problems und seine wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Auswirkungen berücksichtige, gab der Papst den Gästen mit auf den Weg. Das Fehlen eines solchen Mechanismus begünstige das „Jeder für sich“, bei dem die Schwächsten immer verlieren würden. Und dann sagte er:

„Im Einklang mit den Lehren meiner Vorgänger möchte ich bekräftigen, dass die Grundsätze der Gerechtigkeit und der Solidarität zu Lösungen führen werden. Auf diesem Weg ist es unerlässlich, in gutem Glauben und aufrichtig zu handeln und einen internationalen Verhaltenskodex mit ethischen Standards als Richtschnur für die Verhandlungen zu befolgen. Wir sollen uns daher eine neue internationale Finanzarchitektur vorstellen, die mutig und kreativ ist.“

Johannes Paul II. habe anlässlich des Heiligen Jahres 2000 die Auffassung vertreten, dass die Frage der Auslandsverschuldung „nicht nur wirtschaftlicher Natur ist, sondern grundlegende ethische Prinzipien berührt und einen Platz im internationalen Recht finden muss“, erinnerte sein Nachfolger Franziskus. Und so habe der polnische Pontifex erkannt, dass „das Heilige Jahr eine günstige Gelegenheit für Gesten des guten Willens sein kann [...], um im Interesse des Gemeinwohls Schulden zu erlassen oder zumindest zu verringern“. Und dies sei im Übrigen auch eine Tradition des hebräischen Volkes gewesen, im Jubiläumsjahr wurden die Schulden erlassen. Und dazu sagte das katholische Kirchenoberhaupt:

„Ich möchte mich diesem prophetischen Aufruf anschließen, der heute dringender denn je ist, wenn man bedenkt, dass ökologische Schulden und Auslandsschulden zwei Seiten derselben Medaille sind, die die Zukunft verpfänden. Deshalb, liebe Freunde, ruft uns das Heilige Jahr 2025, auf das wir zusteuern, dazu auf, unseren Geist und unsere Herzen zu öffnen, um die Knoten jener Fesseln zu lösen, die die Gegenwart strangulieren, ohne zu vergessen, dass wir nur Hüter und Verwalter, nicht Herren sind.“

Gemeinsam träumen und handeln

Er lade alle ein, „gemeinsam zu träumen und zu handeln, um unser gemeinsames Haus verantwortungsvoll aufzubauen“. Niemand könne die Welt mit ruhigem Gewissen bewohnen, wenn er oder sie wisse, dass um ihn oder sie herum eine Vielzahl von Brüdern und Schwestern hungern würden, die ebenfalls von sozialer Ausgrenzung und Verletzlichkeit betroffen seien. Dies zu übersehen sei eine Sünde, und zwar „eine menschliche Sünde, auch wenn man keinen Glauben hat“. Es sei aber auch eine soziale Sünde. „Was Sie hier tun, ist wichtig, ich bete für Sie. Möge Gott Sie segnen. Und ich bitte Sie auch, nicht zu vergessen, für mich zu beten“, schloss der Papst seine Grußworte ab.

(vatican news)

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05. Juni 2024, 11:29