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Papst erinnert an Heilig-Land-Friedensgebet vor 10 Jahren im Vatikan

Am 8. Juni 2014 gab es in den vatikanischen Gärten ein Friedensgebet. Teil nahmen der damalige Präsident Israels und der Palästinensischen Autonomiebehörde, Shimon Peres und Mahmud Abbas. Diesen Freitagabend erinnerte Papst Franziskus bei einer Gebets- und Gedenkstunde an das historische Treffen vor zehn Jahren. Dabei forderte er angesichts des aktuellen Kriegs im Heiligen Land erneut einen Waffenstillstand, Freilassung der israelischen Geiseln und Zugang humanitärer Hilfe für Palästina.

Salvatore Cernuzio und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt*

*Dieser Artikel wurde um 19.15 Uhr aktualisiert

Am gleichen Ort wie vor zehn Jahren, unweit des Sitzes der Akademie der Wissenschaften in den Vatikanischen Gärten, erinnerte das katholische Kirchenoberhaupt an das, was vielen als eine der bedeutendsten Friedensgesten seines Pontifikats in Erinnerung geblieben ist: Das Treffen mit dem inzwischen verstorbenen israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, um gemeinsam Frieden für den Nahen Osten zu erflehen

Zum Nachhören - was der Papst sagte

„Heute ist es wichtig, sich an jenes Ereignis zu erinnern, besonders in Anbetracht dessen, was bedauerlicherweise in Israel und Palästina geschieht. Seit Monaten erleben wir nunmehr, wie sich die Feindseligkeit immer weiter ausbreitet und wir sehen viele unschuldige Menschen vor unseren Augen sterben. All dieses Leid, die Brutalität des Krieges, die Gewalt, die er entfesselt, und der Hass, den er auch in zukünftigen Generationen sät, sollten uns davon überzeugen, dass ,jeder Krieg […] die Welt schlechter [hinterlässt], als er sie vorgefunden hat. Krieg ist ein Versagen der Politik und der Menschheit, eine beschämende Kapitulation, eine Niederlage gegenüber den Mächten des Bösen`", betonte Papst Franziskus am Freitagabend in den vatikanischen Gärten. Anwesend waren auch der israelische Botschafter beim Heiligen Stuhl Rapahel Schutz und der Botschafter Palästinas beim Heiligen Stuhl, Issa Kassissieh. 

„Heute ist es wichtig, sich an jenes Ereignis zu erinnern, besonders in Anbetracht dessen, was bedauerlicherweise in Israel und Palästina geschieht“

Erneute Bitte um Waffenstillstand

Der Papst nutze seine Rede, um erneut eindringlich für Frieden und einen Waffenstillstand zu werben:

„Jeden Tag bete ich dafür, dass dieser Krieg beendet wird. Ich denke an alle, die leiden, in Israel und Palästina: an Christen, Juden und Muslime. Ich denke daran, wie dringend es ist, dass aus den Trümmern des Gazastreifens endlich der Entschluss zur Einstellung der Kampfhandlungen hervorgeht und bitte daher um einen Waffenstillstand"

„Jeden Tag bete ich dafür, dass dieser Krieg beendet wird. Ich denke an alle, die leiden, in Israel und Palästina: an Christen, Juden und Muslime“

Franziskus forderte zudem erneut eine schnellstmögliche Freilassung der israelischen Geiseln, die die Hamas beim Terrorangriff vom 7. Oktober genommen hat, und versicherte ihre Familienangehörigen seiner Nähe. Ebenso sei er in Gedanken auch bei der palästinensischen Bevölkerung. Franziskus erneuerte hier seinen Appell, sie zu schützen und humanitäre Hilfe zu ermöglichen. 

„Ich denke an die vielen, die durch die Kampfhandlungen vertrieben wurden und bitte darum, dass ihre Häuser bald wieder aufgebaut werden, damit sie in Frieden dorthin zurückkehren können. Ich denke auch an jene Palästinenser und Israelis guten Willens, die inmitten von Tränen und Leid nicht aufhören,  auf die Ankunft eines neuen Tages zu hoffen", so Franziskus wörtlich. Der Papst weitete den Blick auch auf die vielen Konflikte und Kriege generell in der Welt und forderte „ein neues Engagement für den Aufbau einer friedlichen Welt." Das katholische Kirchenoberhaupt betonte:

„Hören wir nicht auf, vom Frieden zu träumen und friedvolle Beziehungen aufzubauen!"“

„Allen Gläubigen und Menschen guten Willens möchte ich sagen: Hören wir nicht auf, vom Frieden zu träumen und friedvolle Beziehungen aufzubauen!"

Flehen um Frieden

 

Papst Franziskus selbst flehte bei der Gedenk- und Gebetsstunde Gott um Frieden an: 

„Brüder und Schwestern, wir sind heute hier, um den Frieden zu erflehen. Wir erbitten ihn von Gott als ein Geschenk seiner Barmherzigkeit. Frieden wird nämlich nicht nur durch Abkommen auf dem Papier oder durch menschliche und politische Kompromissvereinbarungen geschaffen. Er geht aus verwandelten Herzen hervor, er entsteht, wenn jeder von uns von Gottes Liebe erreicht und berührt wird, die unsere Egoismen auflöst, unsere Vorurteile zerschmettert und uns das Glück und die Freude von Freundschaft, Geschwisterlichkeit und gegenseitiger Solidarität schenkt. Es kann keinen Frieden geben, wenn wir nicht zuerst zulassen, dass Gott selbst unser Herz entwaffnet, um es empfänglich, mitfühlend und barmherzig werden zu lassen."

„Es kann keinen Frieden geben, wenn wir nicht zuerst zulassen, dass Gott selbst unser Herz entwaffnet, um es empfänglich, mitfühlend und barmherzig werden zu lassen“

Krieg ist nie eine Lösung

Einmal mehr betonte Papst Franziskus, dass Krieg keine Probleme lösen und zum Frieden führen könne. Er rief deshalb dazu auf, „kritisch und wachsam gegenüber einer heute leider vorherrschenden Ideologie" zu sein, nach der „Konflikte, Gewalt und Gräben zum normalen Funktionieren einer Gesellschaft gehören", sagte Franziskus. „Es geht immer um Machtkämpfe zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, um wirtschaftliche Partikularinteressen und um internationale politische Abwägungen, die auf einen scheinbaren Frieden abzielen und vor den wahren Problemen weglaufen."

Papst Franziskus pflanzte am 8. Juni 2014 mit dem israelischen und dem palästinensischen Präsidenten einen Olivenbaum als Zeichen des Friedens. Auch Patriarch Bartholomäus war dabei
Papst Franziskus pflanzte am 8. Juni 2014 mit dem israelischen und dem palästinensischen Präsidenten einen Olivenbaum als Zeichen des Friedens. Auch Patriarch Bartholomäus war dabei

Der damals gepflanzte Olivenbaum ist gewachsen...

Vor zehn Jahren hatte Papst Franziskus auch mit dem israelischen und dem palästinensischen Präsidenten im Beisein von Patriarch Bartholomäus einen Olivenbaum als Zeichen des Friedens gepflanzt, der inzwischen gewachsen ist. Auch darauf ging Franziskus ein

„Wir wollen den Herrn bitten, den Olivenbaum, den wir an jenem Tag pflanzten, weiter wachsen zu lassen: Er ist bereits kräftig und üppig geworden, weil er vor den Winden geschützt und mit Sorgfalt bewässert worden ist. Genauso müssen wir Gott bitten, dass der Frieden im Herzen eines jeden Menschen, in jedem Volk und jeder Nation, in jedem Winkel der Erde aufkeimen kann, geschützt vor den Winden des Krieges und bewässert von denen, die sich jeden Tag bemühen, in Geschwisterlichkeit zu leben."

„,Shalom, Frieden, Salam`!“

Papst Franziskus wiederholte dann das Gebet, das er bereits vor zehn Jahren gesprochen hatte. Es endet mit den Worten:

„Herr, entwaffne die Zunge und die Hände, erneuere Herzen und Geist, damit das Wort, das uns einander begegnen lässt, immer ,Bruder` laute und unser Leben seinen Ausdruck finde in ,Shalom, Frieden, Salam`! Amen."

... und wird gemeinsam gegossen

Am Ende der Zeremonie wurde der Friedensolivenbaum in den vatikanischen Gärten vom Leitenden Rabbiner der Großen Synagoge Rom, Alberto Funaro, und Abdellah Redouane, Generalsekretär des Islamischen Kulturzentrums in Italien, sowie den Botschaftern Israels und Palästinas beim Heiligen Stuhl gegossen. Eine symbolische Geste, die daran erinnerte, dass die Hoffnung und der Einsatz für Frieden nie verdorren sollten.

Der Olivenbaum von damals wird gemeinsam gegossen
Der Olivenbaum von damals wird gemeinsam gegossen

(vatican news)

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07. Juni 2024, 13:50