Papst Franziskus: Psalmen sind Gebete für alle Lebenslagen
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Mit der heutigen Katechese möchte ich euch daran erinnern, dass die Kirche bereits über eine Symphonie des Gebets verfügt, deren Komponist der Heilige Geist ist, und zwar das Buch der Psalmen", erklärte Franziskus zu Beginn seiner Katechese. Dann führte er anhand einiger Beispiele weiter aus, dass die Psalmen verschiedene Arten des Gebets ermöglichen:
„Lob, Dank, Flehen, Klage, Erzählung, weisheitliche Reflexion und andere, sowohl in der persönlichen Form als auch in der chorischen Form des ganzen Volkes. Dies sind die Lieder, die der Geist selbst auf die Lippen der Braut gelegt hat. Alle Bücher der Bibel, wie ich bereits erwähnt habe, sind vom Heiligen Geist inspiriert, aber das Buch der Psalmen ist auch in dem Sinne inspiriert, dass es voller poetischer Inspiration ist", so Franziskus.
Auch wenn die Psalmen also eine reiche Inspirationsquelle für Gebete in allen Lebenslagen bieten: Diese ältesten Gebete der Tradition haben ihre zeitliche Enbettung, also: Umsicht, sagte der Papst.
„Nicht alle Psalmen - und nicht alles aus jedem Psalm - können von Christen wiederholt und sich zu eigen gemacht werden, und noch weniger von modernen Menschen. Sie spiegeln zuweilen eine historische Situation und eine religiöse Mentalität wider, die nicht mehr unsere eigene ist."
Das bedeute nicht, dass diese Psalmen nicht inspiriert seien, sondern nur, dass sie „in mancher Hinsicht an eine Zeit und ein vorläufiges Stadium der Offenbarung gebunden sind, wie es auch bei vielen antiken Gesetzen der Fall ist", führte der Papst weiter aus. Kirchenväter und die ganze Kirche hätten viele Psalmen im Neuen Testament übernommen, sie seien auch fester Bestandteil der Messe und des Stundengebets. Nicht zuletzt: Psalmen bieten sich auch für persönliche Gebete an, so der Papst:
„Ich frage mich: Betet ihr manchmal die Psalmen? Nehmt die Bibel oder das Neue Testament und betet einen Psalm. Wenn ihr zum Beispiel ein wenig traurig seid, weil ihr gesündigt habt, betet ihr dann Psalm 50? Es gibt viele Psalmen, die uns helfen, weiterzugehen. Macht es euch zur Gewohnheit, mit den Psalmen zu beten. Ich versichere euch, dass ihr am Ende glücklich sein werdet."
Es gelte dabei, die „Psalmen zu unserem Gebet" zu machen, also „dass wir in gewissem Sinne selbst zu ,Autoren' der Psalmen werden müssen, indem wir sie uns zu eigen machen und mit ihnen beten. Wenn es Psalmen oder auch nur Verse gibt, die unser Herz ansprechen, ist es gut, sie zu wiederholen und sie während des Tages zu beten", empfahl Franziskus.
Die Psalmen atmen Gott
Er betonte zudem, dass es passende Psalmen für alle Situationen gebe: „Es gibt keine Stimmung und kein Bedürfnis, das in ihnen nicht die besten Worte findet, um sie zum Gebet zu machen. Im Gegensatz zu allen anderen Gebeten verlieren die Psalmen durch die Wiederholung nicht ihre Wirksamkeit, sondern verstärken sie im Gegenteil. Warum? Weil sie von Gott inspiriert sind und Gott ,atmen`, jedes Mal, wenn sie im Glauben gelesen werden."
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