Wortlaut: Franziskus an Comedians

Liebe Freunde!

Es ist mir eine Freude, Sie alle zu begrüßen, und ich danke denjenigen im Dikasterium für Kultur und Bildung, die dieses Treffen vorbereitet haben. Der Präfekt sagte mir, dass man in Italien sagt, dass das Lächeln gutes Blut schafft. Da habe ich gesagt, statt der Ansprache werde ich das machen... und wir werden alle lachen... (Künstler lachen). Lächeln wir mehr.... Danke für eure Botschaft!

Ich blicke mit Hochachtung auf Sie als Kunstschaffende, die sich in der Sprache der Komödie, des Humors und der Ironie ausdrücken. Wie viel Weisheit steckt da drin. Von allen Fachleuten, die im Fernsehen, im Film, im Theater, in den Printmedien, mit Liedern, in den sozialen Netzwerken arbeiten, gehören Sie zu den beliebtesten, begehrtesten, am meisten beklatschten. Sicherlich, weil Sie gut sind, aber es gibt noch einen anderen Grund: Sie haben und pflegen die Gabe, die Menschen zum Lachen zu bringen.

Inmitten so vieler düsterer Nachrichten, inmitten so vieler sozialer und sogar persönlicher Notlagen, haben Sie die Kraft, Heiterkeit und ein Lächeln zu verbreiten. Sie gehören zu den wenigen, die die Fähigkeit besitzen, mit sehr unterschiedlichen Menschen verschiedener Generationen und kultureller Hintergründe zu sprechen.

Auf Ihre Weise bringen Sie die Menschen zusammen, denn Lachen ist ansteckend. Es ist leichter, gemeinsam zum Lachen zu bringen als allein: Freude öffnet für den Austausch und ist das beste Medikament gegen Egoismus und Individualismus. Lachen hilft auch, soziale Barrieren abzubauen und Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen. Es erlaubt uns, Gefühle und Gedanken auszudrücken, und trägt dazu bei, eine gemeinsame Kultur aufzubauen und Räume der Freiheit zu schaffen. Sie erinnern uns daran, dass der Homo sapiens auch ein Homo ludens ist, dass Spiel und Lachen für das menschliche Leben von zentraler Bedeutung sind, um uns auszudrücken, zu lernen und Situationen einen Sinn zu geben.

Ihr Talent ist eine Gabe, ein kostbares Geschenk. Zusammen mit dem Lächeln verbreitet es Frieden, in den Herzen, zwischen den Menschen, hilft uns, Schwierigkeiten zu überwinden und den täglichen Stress zu bewältigen. Es hilft uns, in der Ironie Erleichterung zu finden und das Leben mit Humor zu nehmen. Ich bete gerne jeden Tag, das tue ich seit vierzig Jahren, mit den Worten des heiligen Thomas Morus: "Herr, gib mir Sinn für Humor". Kennt ihr dieses Gebet? Ah, das müsst ihr kennen. Ich übertrage diesen Auftrag den Oberen hier, alle Künstler müssen dieses Gebet kennenlernen. Es ist in meinem Schreiben Gaudete et exsultate enthalten, in der Fußnote 101, da ist das Gebet. "Herr, gib mir Sinn für Humor". Das ist eine Gnade, um die ich jeden Tag bitte, weil sie mir hilft, die Dinge im richtigen Geist zu nehmen.

Aber auch ein anderes Wunder gelingt Ihnen: Sie schaffen es, die Menschen zum Lächeln zu bringen, auch wenn Sie sich mit Problemen, kleinen und großen Tatsachen der Geschichte befassen. Sie prangern die Auswüchse der Macht an; Sie geben vergessenen Situationen eine Stimme; Sie zeigen Missstände auf; Sie weisen auf unangemessenes Verhalten hin... Aber ohne Alarm oder Panik, Angst oder Furcht zu verbreiten, wie es die meisten Kommunikationen tun; Sie wecken den kritischen Sinn, indem Sie die Menschen zum Lachen und Lächeln bringen. Sie tun dies, indem Sie Lebensgeschichten erzählen, indem Sie die Realität aus Ihrer eigenen Sicht schildern; und auf diese Weise sprechen Sie mit den Menschen über große und kleine Probleme.

Der Bibel zufolge hat die göttliche Weisheit am Ursprung der Welt, als alles erschaffen wurde, Ihre Kunst zum Nutzen von niemand anderem als Gott selbst, dem ersten Beobachter der Geschichte, ausgeübt. So heißt es:  "Ich war beim Herrn als geliebtes Kind, ich war seine Freude Tag für Tag  und spielte vor ihm allezeit. Ich spielte auf seinem Erdenrund und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein" (Spr 8,30-31). Das sagt das Buch der Sprüche. Denken Sie daran: Wenn Sie es schaffen, auch nur einem Zuschauer ein intelligentes Lächeln auf die Lippen zu zaubern - das was ich euch jetzt sage, ist keine Häresie - wenn Sie es schaffen, auch nur einem Zuschauer ein intelligentes Lächeln auf die Lippen zu zaubern, bringen Sie auch Gott zum Lächeln.

Sie, liebe Künstlerinnen und Künstler, verstehen es, in verschiedenen Formen und Stilen humorvoll zu denken und zu sprechen; und auf jeden Fall ist die Sprache des Humors geeignet, die menschliche Natur zu verstehen und zu "fühlen". Humor beleidigt nicht, er erniedrigt nicht, er nagelt die Menschen nicht auf ihre Fehler fest. Während die Kommunikation heute oft zu Gegensätzen führt, verstehen Sie es, unterschiedliche und manchmal sogar gegensätzliche Realitäten zusammenzubringen. Wie viel haben wir von Ihnen zu lernen! Das Lachen des Humors ist nie "gegen" jemanden, sondern ist immer inklusiv, förderlich, erweckt Offenheit, Sympathie, Empathie. Nicht vergessen, betet zum Herrn und bittet um den Sinn für Humor. Ihr werdet dieses schöne Gebet von Thomas Morus zugeschickt bekommen...

Ich erinnere mich an die Geschichte im Buch Genesis, in der Gott Abraham verspricht, dass er innerhalb eines Jahres einen Sohn bekommen würde. Er und seine Frau Sarah waren nun alt und ohne Nachkommen. Sarah hörte zu und lachte innerlich. Denn wir die Frauen so sind, war sie neugierig und lauschte hinter dem Vorhang, was der Mann so machte, von was ihr Mann sprach. Vielleicht, um ihn auszuschimpfen, nicht wahr? Sie hörte, dass sie innerhalb eines Jahres einen Sohn haben würde, und lachte innerlich. Und Abraham tat es auch, mit einer gewissen Bitterkeit (...). Doch tatsächlich wurde Sara schwanger und gebar ihren Sohn in ihrem hohen Alter, zu der von Gott bestimmten Zeit. Da sagte sie: "Gott ließ mich lachen" (Gen 21,6). Deshalb nannten sie ihren Sohn Isaak, was so viel bedeutet wie "er lacht". Isaak.

Kann man auch über Gott lachen? Natürlich, das ist kein Fluchen, man kann lachen, so wie wir mit den Menschen, die wir lieben, spielen und scherzen. Die jüdische Weisheit und literarische Tradition ist darin ein Meister! Man kann es tun, ohne die religiösen Gefühle der Gläubigen, insbesondere der Armen, zu verletzen.

Liebe Freunde, Gott segne Sie und Ihre Kunst. Machen Sie den Menschen weiterhin Mut, vor allem jenen, die das Leben am schwersten mit Hoffnung betrachten können. Helfen Sie uns, mit einem Lächeln die Realität mit ihren Widersprüchen zu sehen und von einer besseren Welt zu träumen! Ich segne Sie von Herzen, und ich bitte Sie, für mich zu beten. Für mich, mit einem Lächeln, nicht gegen mich!

(vatican news)