Papst: Barmherzige und fürsorgliche Menschen werden
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Der Papst bezog sich dabei auf das Markusevangelium (6,30-34), das die Reaktion Jesu nach der hektischen Missionsarbeit der Apostel beschreibt. Er fordert sie auf, zur Ruhe zu kommen, „abzuschalten“, um wieder Kraft zu schöpfen. Doch dazu soll es nicht kommen; eine große Menschenmenge ist ihnen bereits gefolgt. Und Jesus enttäuscht sie nicht, ist mit großer Selbstverständlichkeit für diese Menschen da, die ihn brauchen – obwohl er seinen Aposteln doch eine wohlverdiente Ruhepause versprochen hat.
Die Müdigkeit, die Körper und Geist lähmt...
„Jesus ist besorgt über die Müdigkeit der Jünger. Vielleicht erkennt er eine Gefahr, die auch unser Leben und Apostolat bedrohen kann: immer dann zum Beispiel, wenn uns der Enthusiasmus über die Mission, die Arbeit, die uns anvertrauten Rollen und Aufgaben, zu Opfern eines Aktivismus werden lässt - und das ist eine hässliche Sache: Die zu erledigenden Dinge, die Ergebnisse zu wichtig zu nehmen. Denn dann kann es passieren, dass wir unruhig werden und das Wesentliche aus den Augen verlieren – und so Gefahr laufen, unsere Kräfte aufzuzehren und in eine Müdigkeit zu verfallen, die Körper und Geist lähmt. Das ist eine wichtige Warnung für unser Leben, für unsere Gesellschaft, die oft in der Hektik des Alltags gefangen ist – aber es ist auch eine Warnung für die Kirche und den pastoralen Dienst: Brüder und Schwestern, hütet euch vor der Diktatur des Tuns!“
Und wie das konkret aussehen kann, erklärte der Papst an folgendem Beispiel:
„Das kann aus der Not heraus geschehen, auch in den Familien: wenn z. B. der Vater, um den Lebensunterhalt zu verdienen, gezwungen ist, lange Zeit außer Haus zu sein und so Zeit zu opfern, die er mit der Familie verbringen könnte. Diese Väter gehen oft frühmorgens aus dem Haus, wenn die Kinder noch schlafen, und kommen spätabends zurück, wenn sie schon im Bett sind. Und das ist eine soziale Ungerechtigkeit! In den Familien sollten Vater und Mutter die Zeit haben, sich ihren Kindern zu widmen, damit die familiäre Liebe wachsen kann und man nicht in die Diktatur des Tuns verfällt. Lasst uns darüber nachdenken, was wir tun können, um Menschen zu helfen, die gezwungen sind, so zu leben.“
Es sei also wichtig, sich nicht „auslaugen“ zu lassen, ab und zu Abstand zu nehmen von den Dingen, die normalerweise den Alltag in unserer leistungsorientierten Gesellschaft bestimmen. Aber nicht als „Flucht vor der Welt“ oder „Rückzug in das persönliche Wohlbefinden“, sondern als „Auszeit“, in der wir allen unnötigen Ballast abwerfen und wieder in einen ehrlichen Kontakt kommen, mit uns selbst und miteinander.
Die Stille, die das Herz frei macht
„Nur wenn wir lernen, zur Ruhe zu kommen, können wir auch Mitgefühl haben," mahnte Franziskus. „Man kann nämlich nur dann einen mitfühlenden Blick haben – einen Blick, der die Bedürfnisse der anderen sieht –, wenn das Herz nicht vom Zwang des Tuns aufgezehrt wird, sondern man sich darauf versteht, innezuhalten und in der Stille der Anbetung die Gnade Gottes zu empfangen.“
Der Pontifex schloss seine Überlegungen, wie so oft, mit einer Aufforderung zur Gewissenserforschung:
„Deshalb, liebe Brüder und Schwestern, sollten wir uns fragen: Weiß ich, wie ich im Laufe meiner Tage innehalten kann? Weiß ich, wie ich mir einen Moment Zeit nehmen kann für mich selbst und für den Herrn, oder bin ich immer in der Hektik der Dinge gefangen, die zu tun sind? Wissen wir, wie wir inmitten des Lärms und der Aktivitäten unseres Alltags eine innere „Wüste“ finden können?“
(vaticannews – skr)
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