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Während der Generalversammlung der Weltsynode im vergangenen Oktober im Vatikan Während der Generalversammlung der Weltsynode im vergangenen Oktober im Vatikan  (ANSA)

Papst: „Auf die Frauen hören“

Papst Franziskus fordert dazu auf, innerkirchlich mehr „auf die Frauen zu hören“, und warnt vor einer „verzerrten Form der Machtausübung in der Kirche“, in die allerdings jeder verfallen könne – auch Laien. Und auch Frauen.

Salvatore Cernuzio und Stefan v. Kempis – Vatikanstadt

Das steht in einem Vorwort, das der Papst zu einem Buch über „Frauen und Ämter in der synodalen Kirche“ beigesteuert hat und das an diesem Freitag veröffentlicht wurde. Das Buch fußt auf den Vorträgen, die drei Theologinnen im Februar 2024 auf Einladung des Kardinalsrats von Franziskus vor dem Gremium gehalten haben. Eine dieser drei Frauen ist die Salesianerin Schwester Linda Pocher, Professorin für Christologie und Mariologie in Rom, die auch die Einleitung verfasst hat.

In dem Buch, das bisher nur auf Italienisch vorliegt, kommen auch zwei Kardinäle zu Wort: Jean-Claude Hollerich, der Generalberichterstatter der Weltsynode, und Seán Patrick O'Malley, Präsident der päpstlichen Kommission für den Schutz der Minderjährigen. Und eben auch der Papst, mit seinem Vorwort.

„Ein gewisses Leiden hinsichtlich der Art und Weise, wie das Amt verstanden und gelebt wird“

Franziskus startet von einer der Grundannahmen seines Pontifikats: „Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee“. Das gelte auch für „ein so wichtiges und heikles Thema wie das der Ämter in der kirchlichen Gemeinschaft“. Es gebe „ein gewisses Leiden in den kirchlichen Gemeinschaften hinsichtlich der Art und Weise, wie das Amt verstanden und gelebt wird“. Wörtlich fährt der Papst fort: „Das Drama des Missbrauchs hat uns gezwungen, unsere Augen für die Geißel des Klerikalismus zu öffnen“.

Im Kardinalsrat des Papstes, am 5. Februar dieses Jahres
Im Kardinalsrat des Papstes, am 5. Februar dieses Jahres
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Frauen nicht „klerikalisieren“

Dieser betreffe jedoch „nicht nur die geweihten Amtsträger“. Vielmehr könne in diese „verzerrte Art der Machtausübung innerhalb der Kirche“ jeder verfallen: „auch die Laien, sogar die Frauen“. Der Papst hat häufig geäußert, dass es für eine Stärkung der Rolle von Frauen in der Kirche nach seinem Dafürhalten nicht der richtige Weg sei, ihnen einfach den Zugang zu Weiheämtern freizuräumen. Das würde aus seiner Sicht nämlich eine „Klerikalisierung“ der Frauen bedeuten. Stattdessen gehe es darum, die jeweilige spezifische Berufung von Geweihten und von Laien – Männern und Frauen – wiederzuentdecken.

„Den Leiden und Freuden der Frauen zuzuhören, ist sicherlich ein Weg, uns der Realität zu öffnen“, heißt es im Vorwort weiter. Dabei erfahre man, „dass sie vielerorts und in vielen Situationen daran leiden, dass nicht anerkannt wird, was sie sind und was sie tun – und auch nicht, was sie tun und sein könnten, wenn sie nur den Raum und die Möglichkeit dazu hätten. Die Frauen, die am meisten leiden, sind oft diejenigen, die am nächsten dran sind, die am meisten zur Verfügung stehen und bereit sind, Gott und seinem Reich zu dienen.“ Anders gesagt: Die Kirche stößt gerade die Engagiertesten vor den Kopf.

Die Realität nicht auf dem Altar der Ideen opfern

Zurück zur eingangs erwähnten Grundannahme. Franziskus fordert dazu auf, die Realität und nicht die Ideen zu betrachten, um nicht in eine „Falle“ zu tappen. Man dürfe „die Treue zu den Ideen nicht für wichtiger halten als die Aufmerksamkeit für die Realität“ – für einen Papst ist das ein bemerkenswerter Satz. „Die Wirklichkeit ist immer größer als die Idee, und wenn unsere Theologie in die Falle klarer und eindeutiger Ideen tappt, verwandelt sie sich unweigerlich in ein Prokrustesbett, das die Wirklichkeit oder einen Teil davon auf dem Altar der Idee opfert.“

„Kraft der Taufe völlig gleichberechtigt“

Franziskus lobt die Autorinnen und Autoren des Bandes dafür, dass sie „nicht von der Idee ausgehen, sondern vom Hören auf die Wirklichkeit, von der sinnvollen Interpretation der Erfahrung der Frauen in der Kirche“. Weiter geht er in dem Vorwort nicht. Wird es einmal eine geweihte Diakonin oder gar Priesterin in der Kirche geben? Dazu macht Franziskus keine Ansage.

Bei der Weltsynode ist das Thema eigentlich an eine Arbeitsgruppe ausgelagert. Dennoch gibt ihm das vor einigen Tagen publizierte Grundlagendokument (Instrumentum laboris) einigen Raum. Da wird einerseits betont, dass Frauen in der Kirche „kraft der Taufe völlig gleichberechtigt“ seien. Andererseits wird nach einer veränderten „Mentalität“ gerufen.

(vatican news)
 

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12. Juli 2024, 10:36