Papst feiert Messe in Triest
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Etwa 8.500 Menschen waren auf die „Piazza dell’Unità d’Italia“, den Platz der Einheit Italiens, gekommen, der direkt ans Meer grenzt. Die neoklassizistischen Prachtbauten rund um diesen größten Platz der norditalienischen Stadt waren ein würdiges Setting für die Messe mit dem Papst, der über Tag aus Rom nach Triest gekommen war.
Hauptzelebrant war Kardinal Matteo Zuppi, der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz; es konzelebrierten nach Vatikanangaben fast hundert Bischöfe und ungefähr 260 Priester. Als Gäste waren bei der Eucharistiefeier auch Bischöfe und Seelsorgende der serbisch-orthodoxen, der griechisch-orthodoxen und der lutherischen Kirche anwesend.
Auch Gläubige aus Österreich dabei
Auch Gläubige aus Österreich waren nach Triest angereist, namentlich der Kärntner Bischof Josef Marketz zusammen mit einer Delegation der Diözese Graz-Seckau. Eine Gruppe von rund 70 Gläubigen aus der Katholischen Hochschulgemeinde Graz (KHG), den internationalen Gemeinden der Pfarrei St. Graz-Andrä und der griechisch-katholischen ukrainischen Gemeinde aus Graz nahmen am Gottesdienst mit dem Papst teil. Weitere Teilnehmende kamen aus Ländern wie Kroatien, Slowenien, Belarus – eine eindrucksvolle Bestätigung der mitteleuropäischen Anziehungskraft von Triest.
In seiner Predigt wies Franziskus darauf hin, dass es schon für die Zeitgenossen Jesu etwas Skandalöses gehabt habe, an einen „menschlichen Gott“ zu glauben. „Ein starker und mächtiger Gott, der auf meiner Seite ist, mir all meine Wünsche erfüllt, ist attraktiv. Ein schwacher Gott dagegen, der aus Liebe am Kreuz stirbt und auch mich auffordert, jeden Egoismus zu überwinden und mein Leben für das Heil der Welt anzubieten, ist ein Skandal.“
Der Skandal des Glaubens
Doch genau diesen „Skandal des Glaubens“ bräuchten wir heute, so der Papst.
„Nicht eine in sich selbst verschlossene Religiosität, die den Blick zum Himmel hebt, ohne sich darum zu kümmern, was auf der Erde geschieht; die Liturgien im Tempel feiert und dabei den Staub vergisst, der auf unseren Straßen liegt. Was wir stattdessen brauchen, ist der Skandal des Glaubens: ein Glaube, der in dem Gott wurzelt, der Mensch geworden ist, und der daher ein menschlicher Glaube, ein Glaube des Fleisches ist. Ein Glaube, der in die Geschichte eintritt, das Leben der Menschen berührt; der die gebrochenen Herzen heilt, zum Sauerteig der Hoffnung und Samen einer neuen Welt wird.“
Nur ein solcher Glaube, der eng mit der Menschlichkeit verkettet sei, könne die Gewissen aus ihrer Erstarrung aufrütteln und den Finger in die vielen Wunden der Gesellschaft legen. Franziskus warb beredt für einen „unruhigen Glauben“, der Nein zum Konsumdenken sagt, „der das Kalkül menschlicher Egoismen durchkreuzt, das Böse anprangert, mit dem Finger auf die Ungerechtigkeiten zeigt“.
Angst, Christus in den dunklen Ecken zu finden
Gott verberge sich gerade „in den dunklen Ecken des Lebens“. „Warum blicken wir nicht auf das Elend, den Schmerz, den Ausschluss so vieler Menschen in der Stadt? Wir haben Angst - Angst, Christus genau dort zu finden.“ Wenn wir uns aber auf diesen menschlichen Gott einließen, dann könnten wir „den Traum von einer neuen Zivilisation nähren, die sich auf Frieden und Geschwisterlichkeit gründet“.
Vor der Messfeier hatte der Papst übrigens noch Zeit gefunden, eine 111-jährige Frau zu grüßen, die in Triest lebt. Franziskus wird im kommenden Dezember 88 Jahre alt.
(vatican news)
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