Gebetsanliegen des Papstes: Für den Schrei der Erde
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Wenn wir die Temperatur des Planeten messen, werden wir sehen, dass die Erde Fieber hat.“ Und wie jedem, der krank ist, ginge es ihr schlecht, zieht das Kirchenoberhaupt in dem auf Spanisch gehaltenen Kurzvideo Bilanz.
Wirbelstürme, Waldbrände, Tsunamis, Dürre, Gletscherschmelze: Das Video zeigt, dass der Schrei der Erde immer häufiger zu hören ist. Begleitet werden die Worte des Papstes von Bildern, die die Auswirkungen der Klimakrise deutlich machen: Menschen, die vor Umweltkatastrophen fliehen, Kinder, die auf der Suche nach ein bisschen Wasser gezwungen sind, Dutzende von Kilometern zurückzulegen.
„Diejenigen, die am meisten unter den Folgen dieser Katastrophen leiden, sind die Armen, diejenigen, die aufgrund von Überschwemmungen, Hitzewellen oder Dürren gezwungen sind, ihr Zuhause zu verlassen,“ stellt Franziskus fest. Und daher erfordere „die Bewältigung der vom Menschen verursachten Umweltkrisen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung oder Verlust der biologischen Vielfalt nicht nur ökologische, sondern auch soziale, wirtschaftliche und politische Antworten.“
Das Schicksal der Menschheit und das Schicksal der Schöpfung sind nicht voneinander zu trennen
Für den Papst sind „der Kampf gegen die Armut“ und „der Schutz der Natur“ zwei parallele Wege, die beschritten werden müssen, indem „wir unsere persönlichen Gewohnheiten und die unserer Gemeinschaft ändern“. Denn das Schicksal der Menschheit und das Schicksal der Schöpfung sind nicht voneinander zu trennen, wie Franziskus schon in seiner Enzyklika Laudato si' (2015) und im Apostolischen Schreiben Laudate Deum (2023) bekräftigt hat.
Am Ende des Videos lädt das Kirchenoberhaupt zum Gebet darum ein, „dass jeder von uns den Schrei der Erde und der Opfer von Umweltkatastrophen und Klimakrise mit dem Herzen hört und sich persönlich verpflichtet, für die Welt, in der wir leben, zu sorgen.“
Schöpfungszeit: Aufruf zum Umdenken
Als Teil der Schöpfungszeit, in der wir uns in besonderer Weise an unsere christliche Verantwortung für die Welt, das Klima, die Umwelt und die Biodiversität erinnern, ist das Video des Papstes ein kraftvoller Aufruf, sich mit der Umweltkrise auseinanderzusetzen.
Und diese Sorge wird durch verschiedene Studien untermauert: Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums verursachen die Länder mit den niedrigsten Einkommen ein Zehntel der Emissionen, sind aber am stärksten vom Klimawandel betroffen. Schätzungen zufolge könnte der ungebremste Klimawandel bis 2050 mehr als 200 Millionen Menschen zur Migration innerhalb ihrer eigenen Länder zwingen und bis zu 130 Millionen Menschen in die Armut treiben.
Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung
Die Überlegungen des Papstes stehen auch im Einklang mit seiner diesjährigen Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung, der zum Motto hat: „Hoffe und handle mit der Schöpfung“. Darin betont Franziskus, dass „die Bewahrung der Schöpfung außer einer ethischen Frage auch eine eminent theologische ist. Sie betrifft nämlich die Verflechtung zwischen dem Geheimnis des Menschen und dem Geheimnis Gottes.“ Es ginge also „nicht nur um unser irdisches Leben in der Geschichte, sondern auch und vor allem um unsere Zukunft in der Ewigkeit.“
Die Schöpfungszeit beginnt am 1. September und endet am 4. Oktober, Gedenktag des hl. Franz von Assisi, Schutzpatron der Ökologie. 2015 hat Papst Franziskus den 1. September zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung ausgerufen.
Hintergrund
Das Video mit den Gebetsanliegen des Papstes ist ein Projekt des „Weltweiten Gebetsnetzwerks des Papstes“. In kurzen Videos geht Franziskus jeden Monat auf eine der Herausforderungen ein, vor denen die Menschheit und die Kirche aktuell stehen. Seit 2016 wurde das Papst-Video in den sozialen Netzwerken des Vatikans mehr als 210 Millionen Mal aufgerufen, in mehr als 23 Sprachen übersetzt und in 114 Ländern veröffentlicht.
(vaticannews - skr)
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