Papst in S. Maria Maggiore: Bitte um Frieden für Rom und die Welt
Es ist jedes Jahr ein besonderes Zeichen: Bei der Vesper am 5. August, während des Magnifikat, „schneit“ es von der Decke der Basilika Santa Maria Maggiore weiße Rosenblätter. Die Inszenierung erinnert an das „Schneewunder“, das zu Errichtung der Kirche führte. Mitten im heißen römischen Sommer zeigte sich am Morgen des 5. August 358, so will es die Legende, auf dem Esquilin-Hügel eine Schneedecke, die die Jungfrau Maria dem damaligen Papst Liberius im Traum prophezeit hatte, damit er dort eine ihr geweihte Kirche errichte. Die Vesper bildet den Höhepunkt des Triduums, das die Erscheinung und Weihe der Basilika zelebriert. Seit 1983 wird in der Basilika mit dem Blütenregen der überlieferte sommerliche Schneefall nachgeahmt.
Der Erzpriester-Koadjutor Rolandas Makrickas stand der diesjährigen Feier in der vollbesetzten Basilika vor. Erstmals war auch Papst Franziskus dabei – der in der Basilika jedoch ein oft gesehener Besucher ist. Während seines Pontifikates war er schon über einhundert Mal hier, um vor und nach Auslandsreisen vor dem Gnadenbild der Salus Populi Romani zu beten.
Mehr als nur Folklore
In seiner Predigt ging der Papst vom traditionell überlieferten Schneefall aus, der mittlerweile Teil der Liturgie ist. Dieser sei nicht so sehr nur „Folklore“, sondern auch ein symbolisches Zeichen: „Das hängt von uns ab, davon, wie wir ihn - den Schneefall - verstehen und welchen Sinn wir ihm geben“, so der Papst, der in diesem Zusammenhang auf zwei Verse aus dem Buch Jesus Sirach verweist, in denen der Prophet die menschliche Reaktion gegenüber dem von Gott vom Himmel gesandten Schnee mit Bewunderung und Erstaunen beschreibt:
„Er kann als Symbol der Gnade verstanden werden, d. h. einer Wirklichkeit, die Schönheit und Unentgeltlichkeit vereint. Sie ist etwas, das man nicht verdienen, geschweige denn kaufen kann, man kann sie nur als Geschenk erhalten, und als solches ist sie auch völlig unvorhersehbar, eben wie ein Schneefall in Rom mitten im Sommer. Die Gnade löst Bewunderung und Staunen aus.“
Mit „dieser inneren Haltung“ könne man sich nun der antiken Marienikone der Salus Populi Romani zuwenden, dem „Juwel“ dieser Basilika:
„In ihr, im Bild der Jungfrau Maria mit dem Kind, nimmt die Gnade ganz und gar ihre christliche Gestalt an. Hier erscheint die Gnade in ihrer Konkretheit, ohne jegliche mythologische, magische, spiritualistische Verkleidung, die stets im Bereich der Religion lauert.“
In der Ikone sei nur das Wesentliche zu finden, nämlich die Frau und der Sohn, wie im eben vorgetragenen Text des heiligen Paulus gehört (vgl. Gal 4,4), betonte Franziskus:
„Die Frau ist diejenige, die voll der Gnade ist, ohne Sünde empfangen, unbefleckt wie der frisch gefallene Schnee. Gott schaute sie mit Bewunderung und Erstaunen an und wählte sie als Mutter, weil sie Tochter seines Sohnes ist: Vor der Zeit in ihm geschaffen, wurde sie in der Fülle der Zeit seine Mutter.“
Maria, die erste Gesegnete unter allen Frauen durch ihren Sohn, lasse durch die Darstellung in der Ikone ihren Sohn besonders hervortreten, spiele „mit ihrem enthüllten Antlitz seine Herrlichkeit wider“, so Franziskus weiter.
„Deshalb kommt das gläubige Volk, um den Segen der Muttergottes zu erbitten, denn sie ist die Mittlerin der Gnade, die – durch das Wirken des Heiligen Geistes – immerzu und einzig aus Jesus Christus strömt.“
Vor allem im kommenden Heiligen Jahr würden viele Pilger den Weg in die Basilika finden, um den Segen der Muttergottes zu erflehen, sagte Franziskus voraus:
„Wir sind hier heute gewissermaßen wie eine Avantgarde versammelt und rufen sie um ihre Fürsprache für die Stadt Rom und für die ganze Welt an, insbesondere für den Frieden: der Friede, der nur wahrhaft und dauerhaft ist, wenn er von Herzen ausgeht, die reumütig sind und Vergebung erhalten haben; der Friede, der vom Kreuz Jesu Christi kommt, von seinem Blut, das er von Maria erhalten und zur Vergebung der Sünden vergossen hat.“
Im Anschluss an die Feier verbrachte Franziskus, begleitet vom Erzpriester der Basilika Kardinal Stanislaw Rylko, einen Moment des persönlichen Gebetes vor der Marienikone und legte ein Blumenbouquet ab. Franziskus möchte auch in Santa Maria Maggiore begraben werden. Seine Wertschätzung für die älteste und größte Marienkirche des Westens hat er oft zum Ausdruck gebracht.
(vatican news - cs)
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