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Franziskus an diesem Samstag in Port Moresby Franziskus an diesem Samstag in Port Moresby

„Haltet das Licht der Liebe am Brennen“

Es war eine bohrende Frage, die ein Straßenkind an diesem Samstag an den Papst richtete: „Warum haben wir nicht die gleichen Chancen wie andere Kinder?“ Franziskus blieb die Antwort darauf schuldig.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Was hätte er auch sagen sollen? Er ist ja kein Wirtschaftsexperte oder Politiker, sondern ein Kirchenführer, der immer wieder betont, die Armen stünden „im Zentrum des Evangeliums“. In einer Mädchenschule in Papua-Neuguineas Hauptstadt Port Moresby traf Papst Franziskus an diesem Samstag auf Kinder und Jugendliche, von denen nicht wenige auf der Straße leben.

Eindrücke von dem Treffen in Papua-Neuguinea

Die schwierige Realität des Alltags in Papua-Neuguinea sprang einem bei diesem Papst-Termin nicht ins Auge, denn die etwa 800 jungen Leute tanzten und sangen vor Freude über den Besuch, und viele waren zur Feier des Tages mit bunten T-Shirts neu eingekleidet worden. In den Fragen allerdings, die sie an den Papst stellten, wurde dann doch einiges von ihrer dramatischen Lage spürbar.

„Gibt es auch für uns Hoffnung?“

„Warum müssen wir mit unserer Behinderung leiden?“, wollte ein behindertes Kind wissen. „Warum bin ich nicht wie die anderen? Warum dieses Leiden? Gibt es auch für uns Hoffnung?“ Und das eingangs schon erwähnte Straßenkind, das traditionelle Kleidung mit Federschmuck angelegt hatte, erklärte in einer kurzen Rede: „Sie wollten uns treffen, obwohl wir nicht produktiv sind, ja, manchmal sind wir sogar Unruhestifter, wir ziehen durch die Straßen und werden zur Last für die anderen. (…) Sie, Heiliger Vater, möchte ich fragen, warum wir nicht die gleichen Chancen haben wie andere Kinder - und wie wir uns nützlich machen können, um unsere Welt schöner und glücklicher zu machen, auch wenn wir uns selbst überlassen sind und in Armut leben.“

Der Papst sprach in seiner Antwortrede, die in die Landessprache gedolmetscht wurde, von „zwei spannenden Fragen“. Er griff als erstes die Frage des behinderten Kindes auf, warum es nicht wie die anderen sei. „Auf diese Frage fällt mir wirklich nur eine Antwort ein: Weil keiner von uns so ist wie die anderen: Weil wir alle vor Gott einzigartig sind! Deshalb sage ich nicht nur, dass es Hoffnung für alle gibt, sondern ich füge hinzu, dass ein jeder von uns in der Welt eine Rolle und eine Aufgabe hat, die kein anderer erfüllen kann, und dass dies, auch wenn es Mühe macht, gleichzeitig auch eine Menge Freude bereitet, und zwar für jeden auf eine andere Weise.“

„Vor Gott ist jeder einzigartig“

Jeder habe Grenzen, und dennoch könne jeder glücklich werden, denn unser Glück habe etwas mit der Liebe zu tun, die wir geben und empfangen. „Liebe geben, immer, und die Liebe der Menschen, die uns gernhaben, mit offenen Armen empfangen: Das ist das Schönste und Wichtigste in unserem Leben, in jeder Situation und für jeden Menschen... auch für den Papst, wisst ihr? Unsere Freude hängt von nichts anderem ab: nur von der Liebe!“

Und damit ging er dann über zu der Ansprache des Straßenkindes. Aus ihr griff er denn Satz auf: „Wie können wir unsere Welt schöner und glücklicher machen?“ Die Antwort des Papstes darauf:

Kein Mensch ist eine Last

„Indem wir Tag für Tag lernen, Gott und die anderen von ganzem Herzen zu lieben! Und indem wir versuchen – auch in der Schule – alles zu lernen, was wir können, sodass wir es möglichst gut machen; indem wir lernen und uns, bei jeder Gelegenheit, die sich uns bietet, möglichst darum bemühen, zu wachsen, uns zu verbessern und unsere Gaben und Fähigkeiten weiterzuentwickeln.“

Der Papst trifft vernachlässigte Kinder in Papua-Neuguinea - ein Bericht von Radio Vatikan

Kein Mensch sei eine „Last“, so Franziskus. „Wir sind alle wunderbare Geschenke Gottes, jeder ist für den anderen ein Schatz!“ Und der Schlüssel zu allem sei die Liebe. „Haltet dieses Licht immer am Brennen, es ist ein Zeichen der Hoffnung, nicht nur für euch, sondern für alle, denen ihr begegnet, und auch für unsere Welt, die manchmal so egoistisch und so sehr mit Dingen beschäftigt ist, die nicht wichtig sind. Haltet das Licht der Liebe am Brennen!“

(vatican news)

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07. September 2024, 10:11