Papst ermutigt Ost-Timor zur Aussöhnung mit Indonesien
Der mit 98 Prozent katholischste Staat der Welt hat erst 2002 seine Unabhängigkeit von Indonesien erlangt; dazu gratulierte der Gast aus Rom in seiner Rede an Spitzenvertreter aus Politik und Gesellschaft.
„Danken wir Gott dafür, dass Sie während einer so dramatischen Zeit Ihrer Geschichte die Hoffnung nicht verloren haben und dafür, dass nach dunklen und schwierigen Tagen endlich eine Morgendämmerung des Friedens und der Freiheit angebrochen ist.“
Für eine „Reinigung des Gedächtnisses“
Franziskus lobte die Bemühungen Ost-Timors um Aussöhnung mit dem großen Nachbarland, der früheren Besatzungsmacht Indonesien. „Die erste und klarste Quelle dieser Haltung sind die Lehren des Evangeliums. Sie haben auch in der Bedrängnis an der Hoffnung festgehalten, und dank des Charakters Ihres Volkes und Ihres Glaubens haben Sie den Schmerz in Freude verwandelt! Der Himmel gebe, dass sich auch in anderen Konfliktsituationen in verschiedenen Teilen der Welt der Wunsch nach Frieden durchsetzt!“
Wichtig sei „eine gewisse Reinigung des Gedächtnisses, um Wunden zu heilen“ und den Hass zu bekämpfen, so der Papst. Seine erste Rede auf dem Boden der früheren portugiesischen Kolonie hielt er in seiner spanischen Muttersprache.
Ein Freiheitskämpfer als Präsident
Begrüßt worden war Franziskus von Staatspräsident José Ramos-Horta. Der Politiker ist für seinen gewaltfreien Einsatz für eine Unabhängigkeit Ost-Timors mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Der Papst wies deutlich auf die christliche Prägung seines Besuchslandes hin; es sei ein Beispiel für die „universale Berufung“ des Christentums, das ja „in Asien entstanden“ sei. Er lobte, dass Indonesien eine „Erklärung zur Geschwisterlichkeit aller Menschen“, die Franziskus 2019 zusammen mit einem hohen islamischen Geistlichen lanciert hat, unter seine nationalen Dokumente aufgenommen hat.
„Der Glaube, der Sie in der Vergangenheit erleuchtet und Ihnen Halt gegeben hat, möge auch weiterhin Ihre Gegenwart und Ihre Zukunft inspirieren (…), das heißt, er möge die Kriterien, die Projekte und die Entscheidungen im Sinne des Evangeliums inspirieren.“
Sorge über Armut und Gewalt
Besorgt zeigte sich Franziskus über die Auswanderung, die Armut in ländlichen Gebieten Ost-Timors, den Alkoholkonsum unter Jugendlichen und die Gewalt.
„Für die Lösung dieser Probleme wie auch für die optimale Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen des Landes – vor allem der Öl- und Gasreserven, die nie dagewesene Entwicklungsmöglichkeiten bieten könnten – ist es unerlässlich, diejenigen, die in nicht allzu ferner Zukunft die Führungsriege des Landes bilden werden, durch eine entsprechende Ausbildung angemessen vorzubereiten. (…) Auf diese Weise wären sie dann in der Lage, über alle notwendigen Mittel zu verfügen, um weitreichende Pläne im ausschließlichen Interesse des Gemeinwohls zu entwerfen. Die Kirche bietet ihre Soziallehre als Basis für einen solchen Bildungsprozess an.“
Sehr angetan zeigte sich Papst Franziskus davon, wie Ost-Timor demographisch dasteht: Etwa 65% der Bevölkerung seien unter 30 Jahre alt, das spreche für „Enthusiasmus, Frische, Zukunftsorientierung“ und Unternehmungslust. „Deus abençoe Timor-Leste! Maromak haraik bênção ba Timor-Lorosa’e!“
(vatican news – sk)
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