Papst beim Angelus: Nicht nur äußerlich fromm geben
Christine Seuss - Vatikanstadt
Zu Zeiten Jesu sei das Thema der Rein- und Unreinheit sehr wichtig gewesen, erläuterte Franziskus mit Blick auf das Tagesevangelium, in dem Jesus von den Pharisäern dafür kritisiert wird, dass er seinen Jüngern das Essen gebe, bevor sie ihre Hände gewaschen hätten. Doch bei den strengen Verhaltensregeln sei es auch darum gegangen, den Kontakt zu Personen zu vermeiden, die als unrein galten, erinnerte Franziskus: „Das war fast eine Obsession einiger Religionsgelehrter zu dieser Zeit, die Reinheit und die Unreinheit.“
Doch Jesus nutze die ihm gemachten Vorwürfe, um seine Überlegungen zur Reinheit darzustellen. Denn diese sei nicht an „äußere Riten“ gebunden, sondern in erster Linie an die innere Einstellung: „Um rein zu sein, nützt es daher nichts, sich mehrmals die Hände zu waschen, wenn man danach im Herzen böse Gefühle, wie Gier, Neid und - oder - Hochmut, oder schlechte Absichten, wie Betrug, Diebstahl, Verrat und Lästerung, hegt (vgl. Mk 7,21-22).“
Jesus lenke die Aufmerksamkeit darauf, sich vor diesem Ritualismus zu hüten, führe er doch gerade nicht dazu, dass man im Guten wachse, sondern könne sogar zu Verhaltensweisen führen, die „der Nächstenliebe entgegenstehen, die Seele verletzen und das Herz verschließen“, so Franziskus weiter.
„Und das, Brüder und Schwestern, ist auch für uns wichtig: Man kann zum Beispiel nicht aus der Heiligen Messe kommen und schon auf dem Kirchplatz anhalten, um schlecht und bar jeder Barmherzigkeit über alles und jeden zu lästern. Dieses Geschwätz, das das Herz ruiniert, das die Seele ruiniert. Und das kann man nicht. Du gehst zur Messe, und am Eingang tust du diese Dinge, das ist eine hässliche Sache.“
Fromm zeigen und schlecht handeln: Ein Doppelleben
Ebenso wenig gehe es an, sich „im Gebet fromm“ zu zeigen, „aber dann zu Hause die Familienmitglieder mit Kälte und Distanz behandeln, oder die alten Eltern vernachlässigen, die Hilfe und Gesellschaft brauchen“, führte Franziskus mit Blick auf das Markusevangelium (vgl. Mk 7,10-13) weiter aus:
„Das ist ein Doppelleben, und das kann man nicht. Und das ist das, was die Pharisäer taten. Die äußerliche Reinheit ohne die guten Einstellungen, die barmherzigen Haltungen gegenüber anderen. Weiter kann man nicht scheinbar sehr korrekt sein im Umgang mit allen, und vielleicht sogar ein wenig ehrenamtliche Arbeit leisten und einige philanthropische Gesten vollbringen, dann aber im Inneren den Hass gegen die Anderen nähren, die Armen und Geringsten verachten, oder sich unehrlich bei der eigenen Arbeit verhalten.“
Auf diese Weise reduziere sich die Beziehung zu Gott auf äußere Gesten, während man im Inneren „unempfänglich für die reinigende Wirkung seiner Gnade“ bleibe und in lieblosen Gedanken und Verhaltensweisen verhaftet bleibe, mahnte Franziskus. Es gelte also, sich selbst Rechenschaft darüber abzulegen, ob das äußere, in der Kirche gezeigte Verhalten, mit der inneren Einstellung übereinstimme.
(vatican news)
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