Papst beendet Reise in Papua-Neuguinea: Ein Resümee
Vatican News: Was waren die wichtigsten Impulse des Papstes in Papua-Neuguinea?
Preckel: Er hat vom Naturparadies Papua-Neuguinea (PNG) aus, in dem Völker teils noch ganz im Einklang mit der Natur leben, einen starken Appell zum Schutz der Schöpfung an die Welt lanciert. Er hat, bei Papstreisen ungewöhnlich, neben der Hauptstadt noch einen zweiten Ort, die Regenwald-Stadt Vanimo besucht. Dort sprach Franziskus vom „Garten Eden“ - zum Sündenfall ist es da gedanklich nicht weit. Und in der Tat passiert das auch in Papua-Neuguinea: Abholzung, schmutziger Bergbau und Klimawandel - menschengemacht. Schutz also der Schöpfung, auch „Frieden“ für die Schöpfung, denn Franziskus hat auch lokale Gewalt und weltweite Kriege verurteilt. Stattdessen ist er für die Begegnung der Völker und Kulturen eingetreten und hat das selbst in diesen Tagen auch vorgemacht, bei seinen Begegnungen mit der Lokalbevölkerung. Mit seiner Zuwendung zu Menschen am Rande, Straßenkindern und behinderten Kindern hat er ein Zeichen des Mitgefühls und der Nächstenliebe gesetzt.
Vatican News: Gab es auch eine Botschaft an die Politik des Landes?
Preckel: Die Politik hat Franziskus gemahnt, sich für bessere Lebensbedingungen der Menschen einzusetzen. Erlöse aus dem Ressourcenabbau müssten der ganzen Gesellschaft zugutekommen, auch in Form von Arbeitsplätzen, so der Papst. Das Land ist instabil, politisch wie wirtschaftlich. Franziskus hat zur Zusammenarbeit von Politik und Institutionen gemahnt: In Punkto Gesundheit und Bildung gibt es unendlich viel zu tun in Papua-Neuguinea, bisher sind es die Kirchen, die die Versäumnisse des Staates kompensieren. Die Politik muss das endlich angehen, nicht zuletzt, weil die Bevölkerung stark angewachsen ist.
Vatican News: Papua-Neuguinea ist im Umbruch. Seit Papst Johannes Pauls Besuchen hat sich viel verändert…
Preckel: Ja, die Moderne hat stärker Einzug gehalten in PNG, mit ihr kommen auch solche Dinge wie Konsum, Materialismus, Virtualität ins Land. Und das in einer stark oralen Kultur, die wenig Übung mit so was hat. Das hat Folgen für die Gesellschaft, die Politik kümmert sich vorrangig um sich selbst. Viele junge Leute gehen nicht zur Schule und sind ohne Perspektive. Auch erkaufen sich ausländische Firmen mit Geld den Konsens der Papuaner für eine Ausweidung der Ressourcen. Und es gibt ein großes Bevölkerungswachstum, was für das strukturell schwache Land eine Herausforderung darstellt.
Der Papst hat daran erinnert, dass die „Kraft, Zukunft und Hoffnung eines Volkes von oben“ kommen, dass es Werte und ein gutes Miteinander braucht, deshalb auch das Motto der Reise „Betet“. Die Kirche kann hier eine wichtige Rolle spielen, um die richtigen Weichen zu stellen, durch Bildung, Bewusstseinsbildung, indem sie mit gutem Beispiel vorangeht. Der christliche Glaube ist in PNG inzwischen inkulturiert - das sieht man auch etwa an der sinkenden Zahl ausländischer Missionare, die durch Einheimische ersetzt werden - und es gibt Generationen, die in Papua-Neuguinea diese christlichen Werte auch leben. Dieses Wirken wollte Franziskus mit seinem Besuch würdigen und weiter ermutigen.
Vatican News: Welche Reaktionen gab es bisher auf den Papstbesuch?
Preckel: Für die katholischen Gläubigen war es ein Fest, und es hat sie mit Stolz erfüllt, dass der Papst sie an der Peripherie besucht. Sie sind überzeugt davon, dass der gemeinsame Glaube eine Art Brücke ist. Es gibt ja eine unglaubliche Vielfalt, aber auch große soziale Disparität in PNG - zwischen Stämmen und Sprachgruppen, Provinzen und auch kirchlichen Gruppen. Hier ist die katholische Kirche im Land Mittler, sie schafft Kohäsion, und zwar auf eine sanfte, vorbildliche Weise, die sich positiv auf die Gesellschaft auswirkt.
Viele Katholiken haben mir ihr Zugehörigkeitsgefühl zum Papst und zu Rom mitgeteilt. Ob das nun junge Stadtmenschen oder Indigenen-Vertreter aus dem Hochland waren, das ist für sie gar keine Frage. Sie sagten, Rom ist hier, das ist mein Papst. Und sie haben Franziskus sogar richtig verteidigt. Es gab nämlich von kirchlichen Abspaltungen aus dem protestantischen Spektrum Skepsis bis hin zu übler Nachrede gegen Franziskus, unter anderem über Social Media. Und da haben die Katholiken den Mund aufgemacht und den Papst verteidigt. Einer hat den Kritikern sogar komplexe Fragen wie die päpstliche Segenserlaubnis für homosexuelle Paare erläutert, weil das nicht verstanden wurde, beziehungsweise nicht verstanden werden wollte.
Man muss dazu sagen, dass es sich bei diesen ,Miesepetern' um teils sektenähnliche Gruppen handelt, die nicht im ökumenischen Kirchenrat von PNG sitzen. Denn die Zusammenarbeit der Katholiken mit Lutheranern, Anglikanern und anderen, die da drin sind, funktioniert gut oder wird immer besser. Sie haben sich mitgefreut über den Papstbesuch, haben Franziskus teils getroffen, Pilegr aufgenommen usw.
(vatican news)
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