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Großer Bahnhof für den Papst Großer Bahnhof für den Papst  (ANSA)

Papst wirbt in Indonesien für Dialog zwischen Muslimen und Christen

Bei seiner ersten Rede im mehrheitlich muslimischen Indonesien hat Papst Franziskus für mehr Dialog zwischen den Religionen geworben. Die katholische Kirche stelle sich gerne in den Dienst des Gemeinwohls zugunsten aller, versicherte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch in Jakarta. Nicht unerwähnt ließ Franziskus das Problem des zunehmenden Fundamentalismus in Indonesien.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Seine erste Ansprache galt, wie häufig auf Papstreisen, einem Publikum aus Politik, Gesellschaft und Diplomatie, darunter der amtierende wie auch der zukünftige Präsident des Landes. Der Kitt, der Indonesien mit seinen Tausenden Inseln zusammenhalte, sei „der gegenseitige Respekt für die spezifischen kulturellen, ethnischen, sprachlichen und religiösen Eigenheiten aller Bevölkerungsgruppen“, würdigte der Papst gleich eingangs das traditionelle Selbstverständnis seines Gastlandes. Die katholische Kirche wolle „den interreligiösen Dialog verstärken“, um friedliche Eintracht in Indonesien zu fördern. Dialog baue Vorurteile ab und lasse ein Klima des Respekts und Vertrauens entstehen, „das für die Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen unabdingbar ist“, argumentierte der Papst. Zu diesen Herausforderungen zählte er namentlich „die Bekämpfung von Extremismus und Intoleranz, die – indem sie die Religion verfälschen – versuchen, sich mit Hilfe von Täuschung und Gewalt durchzusetzen.“

Hier zum Hören:
Vor dem Präsidentschaftspalast in Jakarta, Indonesiens Hauptstadt
Vor dem Präsidentschaftspalast in Jakarta, Indonesiens Hauptstadt

Auch wenn Franziskus an dieser Stelle keine Religion direkt benannte, schien der Bezugsrahmen klar: In Indonesien, das sich lange durch ein ausgesprochen freundliches Verhältnis zwischen Angehörigen der muslimischen Mehrheit und Gläubigen anderer Religionen auszeichnete, haben sich seit einiger Zeit fundamentalistisch-islamische Bewegungen etabliert. Die katholische Kirche stelle sich jedenfalls „in den Dienst des Gemeinwohls“, fuhr der Papst fort, sie werbe keine Gläubigen anderer Religionen ab und sie würde in Indonesien auch gerne „die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Institutionen und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft verstärken” und dabei helfen, für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen.

Präsident Widodo begrüßt Papst Franziskus vor dem Präsidentenpalast
Präsident Widodo begrüßt Papst Franziskus vor dem Präsidentenpalast

Fehlformen des Umgangs mit Gott

Franziskus benannte im Präsidentenpalast in Jakarta einige Hindernisse bei der „Entwicklung der universalen Geschwisterlichkeit“, wie er unter Bezug auf seine eigenen lehramtlichen Texte formulierte. Spannungen entstünden etwa in Ländern, wo Machthaber Dinge vereinheitlichen wollen und dabei Minderheiten übergehen; manchmal fehle es am politischen Einsatz für soziale Gerechtigkeit, sodass Arme arm bleiben und das Ungleichgewicht zu Konflikten führt. Zu den Hindernissen der Geschwisterlichkeit zählte Franziskus auch zwei gesellschaftliche Fehlformen des Umgangs mit Gott: zum einen den bewussten Ausschluss, zum anderen die politische Instrumentalisierung Gottes, wenn also „der Glaube an Gott ständig in den Vordergrund gestellt wird“, aber nicht etwa zugunsten von Frieden, Dialog und Geschwisterlichkeit, sondern um den Glauben „zu manipulieren sowie Spaltungen zu fördern und den Hass zu verstärken“.

Auch hier wie in seiner gesamten Polit-Rede vermied es Franziskus, Religionen einzeln zu benennen: Die Worte Islam, Muslime oder Christen kamen nicht vor, einzig „die katholische Kirche“ erwähnte der Papst als deren Oberhaupt. In Indonesien sind nur rund drei Prozent der Bevölkerung katholisch, sieben Prozent protestantisch und 87 Prozent muslimisch.

Auf der Terrassse des Präsidentschaftspalastes (auf Indonesisch: Istana Negara)
Auf der Terrassse des Präsidentschaftspalastes (auf Indonesisch: Istana Negara)

Lob für die Staatsphilosophie Pancasila

Indonesien selbst habe mit seiner Staatsphilosophie ein wirksames Mittel, für Einheit in der Vielfalt zu sorgen, erklärte Franziskus. Die sogenannte Pancasila, die zuvor Präsident Joko Widodo in seiner Begrüßungsrede erwähnt hatte, bringe Weisheit und Ausgewogenheit zum Ausdruck. Hier zitierte Franziskus Papst Johannes Paul II., der 1989 die Indonesien eigene Toleranz und Achtung als Grundlage nationaler Einheit gerühmt hatte. Diese Staatsphilosophie habe sich zwar nicht immer durchsetzen können, bleibe aber ein verlässliches Leuchtfeuer, erklärte Franziskus, der 35 Jahre nach dem polnischen Papst Indonesien besucht.

Ein ausdrückliches Lob zollte Franziskus der Familienfreundlichkeit seines Gastlandes. Anderswo hätten Ehepaare Katzen und Hunde statt Kinder, in Indonesien gebe es hingegen oft Familien mit drei bis fünf Kindern. „Macht weiter so, das ist vorbildlich", sagte der Papst in freier Rede. 

Einträchtig: Links die Fahnen Indonesiens, rechts die Fahnen des Heiligen Stuhls. In der Mitte der Papst und der Präsident
Einträchtig: Links die Fahnen Indonesiens, rechts die Fahnen des Heiligen Stuhls. In der Mitte der Papst und der Präsident

Indonesien auf der Seite des Papstes im Palästina-Krieg

Präsident Widodo nutzte seine Rede, die wegen des Papstbesuches weltweit übertragen wurde, zu einem öffentlichen Schulterschluss mit dem Heiligen Stuhl in Bezug auf den Krieg Israels gegen die Hamas. „Indonesien schätzt die Haltung und den Standpunkt des Heiligen Vaters, der nicht müde wird, zum Frieden in Palästina aufzurufen und die Zwei-Staaten-Lösung vorzuschlagen", erklärte der Präsident des viertgrößten Landes der Welt nach Indien, China und den USA. Krieg bringe niemandem etwas und bedeute „nur Leid und Elend für die kleinen Leute". Deshalb setze Indonesien auf Toleranz, „um Frieden und eine bessere Welt für die ganze Menschheit zu erreichen". 

(vatican news - gs)

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04. September 2024, 05:08