Papst: Drama der Migranten stellt unsere Identität in Frage
Das Papstvorwort für ein Buch von Pater Mattia Ferrari, Kaplan der Nichtregierungsorganisation „Mediterranea Saving Humans", die Migranten und Flüchtlinge auf dem Mittelmeer aus Seenot rettet, veröffentlichte der Vatikan diesen Sonntag. Die NGO hatte Ende August erstmals eine Seenotrettungs-Mission in Zusammenarbeit mit der italienischen Bischofskonferenz durchgeführt.
Papst Franziskus erinnert in seinem Vorwort zu dem Buch unter anderem daran, dass er seine erste apostolische Reise nach Lampedusa machte. Die süditalienische Insel, die durch die Ankunft und Aufnahme zahlreicher Migranten und Flüchtlinge bekannt wurde, bezeichnet Franziskus als „symbolischen Ort des Schiffbruchs und der Aufnahme". Die Frage „Wo ist dein Bruder", die der Herr Kain nach dem Brudermord (Gen 4,9) stellt, richte sich auch heute nicht an andere - „Sie richtet sich an mich, an Sie, an jeden von uns", betont Franziskus, der seit Beginn seines Amtsantritts 2013 nicht müde wird, das Sterben von Migranten im Mittelmeer und mangelnde Hilfe anzuprangern.
Wir stehen am Scheideweg
Eindringlich mahnt das Kirchenoberhaupt in dem Vorwort einmal mehr:
„Wir stehen an einem Scheideweg: Auf der einen Seite die Geschwisterlichkeit, die die menschliche Gemeinschaft mit Güte befruchtet, auf der anderen Seite die Gleichgültigkeit, die den Mittelmeerraum ausbluten lässt. Wir befinden uns an einem Scheideweg der Zivilisation. Entweder die Kultur der Menschlichkeit und Brüderlichkeit oder die Kultur der Gleichgültigkeit." Was zu tun ist ist für Franziskus klar: „Jeder soll tun, was er kann", lautet sein Appell.
Papst Franziskus wirbt einmal mehr für Aufnahme, Integration und Gastfreundschaft und wendet sich gegen eine Sichtweise, die Migranten und Flüchtlinge „als Last, als Problem, als Kosten" betrachten. Sie seien vielmehr ein Geschenk, nämlich „Zeugnis dafür, wie unser gnädiger und barmherziger Gott das Böse und die Ungerechtigkeit zu verwandeln weiß", die Migranten und Flüchtlinge erlitten. Sie könnten „eine Brücke sein, die entfernte Völker vereint, die die Begegnung zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen ermöglicht, ein Weg, unsere gemeinsame Menschlichkeit wiederzuentdecken."
Dank an Hilfsorganisationen und Kirche
Papst Franziskus dankt daher erneut „Mediterranea Saving Humans" und allen Einrichtungen, die sich um die Rettung und Aufnahme von Migranten und Flüchtlingen kümmern. „Ich bin auch den Gläubigen, den Geweihten und den Bischöfen dankbar, die sie auf verschiedene Weise begleiten. Die Kirche begleitet diesen Weg, weil es das Evangelium ist, das dies verlangt: die Kirche hat keine Alternative, wenn sie Jesus nicht folgt, wenn sie nicht liebt wie Jesus, verliert sie den Sinn ihres Daseins", heißt es in dem Papst-Vorwort, das auf den 3. Juli 2024 datiert ist.
Das Buch
Das Vorwort hat Papst Franziskus für das Buch „Salvato dai migranti. Racconto di uno stile di vita” (auf Deutsch etwas: Von den Migranten gerettet. Erzählungen über einen Lebensstil) von Pater Mattia Ferrari, Kaplan der Nichtregierungsorganisation „Mediterranea Saving Humans" geschrieben. Das Werk erschien in den vergangenen Tagen auf Italienisch. Über eine deutsche Ausgabe ist bisher nichts bekannt. Ferrari beschreibt, seine Erfahrungen als Kaplan auf dem Seenotrettungsschiff im Mittelmeer und mit den Migranten und Flüchtlingen, die er traf.
Das komplette Papst-Vorwort auf Italienisch gibt es auf der italienischen Seite von Vatican News.
(vatican news - sst)
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