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Wortlaut: Die Predigt von Papst Franziskus in Port Moresby

Radio Vatikan/Vatican News dokumentiert an dieser Stelle die deutsche Übersetzung der Predigt, die Papst Franziskus am 8.9.2024 bei der Messe im „Sir John Guise“-Stadion in Port Moresby, Papua-Neuguinea, gehalten hat. Spontane Hinzufügungen wurden eingearbeitet.

Sämtliche Wortmeldungen des Heiligen Vaters in ihrer offiziellen deutschen Fassung finden Sie auf dieser Internetseite des Heiligen Stuhls.

Apostolische Reise nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Timor-Leste und Singapur

2.-13. September 2024

HOMILIE DES HEILIGEN VATERS

Heilige Messe

Port Moresby, Sir John Guise Stadion, 8. September

Das erste Wort, das der Herr heute an uns richtet, lautet: »Seid stark, fürchtet euch nicht!« (Jes 35,4). Der Prophet Jesaja sagt dies zu all jenen, die im Herzen verzagt sind. Auf diese Weise ermutigt er sein Volk und lädt es ein, auch inmitten von Schwierigkeiten und Leiden den Blick nach oben zu richten, zu einem Horizont der Hoffnung und der Zukunft: Gott kommt, um uns zu retten, er wird kommen, und an jenem Tag »werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben werden geöffnet« (Jes 35,5).

Diese Prophezeiung erfüllt sich in Jesus. Im Bericht des heiligen Markus werden zwei Dinge besonders hervorgehoben: die Ferne des Taubstummen und die Nähe Jesu.

Die Ferne des Taubstummen ...

Die Ferne des Taubstummen. Dieser Mann befindet sich in einem geografischen Gebiet, das wir in der heutigen Sprache als „Peripherie“ bezeichnen würden. Das Gebiet der Dekapolis liegt jenseits des Jordans, weit entfernt vom religiösen Zentrum Jerusalem. Der Taubstumme erfährt aber auch eine andere Art von Ferne; er ist fern von Gott und er ist fern von den Menschen, weil er nicht kommunizieren kann. Er ist taub und kann daher die anderen nicht hören, er ist stumm und kann daher nicht mit den anderen sprechen. Dieser Mensch ist von der Welt abgeschnitten, er ist isoliert, er ist ein Gefangener seiner Taubheit und seiner Stummheit, und deshalb kann er sich den anderen nicht öffnen, um zu kommunizieren.

Wir können diesen Zustand der Taubstummheit also auch in einem anderen Sinn verstehen, denn es kann uns passieren, dass wir von der Gemeinschaft und der Freundschaft mit Gott und unseren Brüdern und Schwestern abgeschnitten sind, nämlich dann wenn, mehr als unsere Ohren und unsere Zunge, unser Herz blockiert ist. Es gibt eine innere Taubheit und Stummheit des Herzens, die von all dem abhängt, was uns in uns selbst verschließt, uns von Gott und den anderen abschottet: der Egoismus, die Gleichgültigkeit, die Angst, Risiken einzugehen und sich ganz in etwas hineinzugeben, der Groll, der Hass, und die Liste ließe sich fortsetzen. All das entfernt uns von Gott, von unseren Brüdern und Schwestern, auch von uns selbst und von der Freude am Leben.

... und die Nähe Jesu

Auf diese Ferne, Brüder und Schwestern, antwortet Gott mit dem Gegenteil: mit der Nähe Jesu. In seinem Sohn will Gott uns vor allem dies zeigen: Dass er der nahe, mitfühlende Gott ist, der sich um unser Leben kümmert, der alle Entfernung überwindet. Und so sehen wir im Evangelium, dass Jesus in jene Randgebiete geht und aus Judäa, fortgeht, um auf die Heiden zuzugehen (vgl. Mk 7,31). 

Mit seiner Nähe heilt Jesus, er heilt die Stummheit und Taubheit des Menschen. Wenn wir uns nämlich fern fühlen oder uns dafür entscheiden uns fernzuhalten – fern von Gott, fern von unseren Brüdern und Schwestern, fern von denen, die anders sind als wir – dann verschließen wir uns, verbarrikadieren wir uns in uns selbst und am Ende kreisen wir nur noch um unser Ich, taub für das Wort Gottes und für den Schrei unseres Nächsten und deswegen unfähig, mit Gott und mit unserem Nächsten zu sprechen. 

Und ihr, Brüder und Schwestern, die ihr dieses so entfernte Land bewohnt, vom Pazifik aus scheint es euch vielleicht manchmal, das ihr entfernt seid, getrennt vom Herrn, den Menschen, und das ist nicht gut: Nein, ihr seid geeint! Geeint im Heiligen Geist, geeint im Herrn und der Herr sagt jedem einzelnen von euch: Öffne dich! Das ist das Wichtigste: Öffnen wir uns Gott und seinem Wort, öffnen wir uns für unsere Geschwister, öffnen wir uns für das Evangelium, und machen wir das zum Kompass für unser Leben. 

„Auch zu euch sagt der Herr heute: „Seid stark, fürchtet euch nicht, ihr Bewohner von Papua! Öffnet euch! Öffnet euch für die Freude des Evangeliums, öffnet euch für die Begegnung mit Gott, öffnet euch für die Liebe der Brüder und Schwestern“

Auch zu euch sagt der Herr heute: „Seid stark, fürchtet euch nicht, ihr Bewohner von Papua! Öffnet euch! Öffnet euch für die Freude des Evangeliums, öffnet euch für die Begegnung mit Gott, öffnet euch für die Liebe der Brüder und Schwestern. Keiner von uns möge angesichts dieser Einladung taub und stumm bleiben. Und möge der selige Giovanni Mazzucconi euch auf diesem Weg begleiten. Unter vielen Unannehmlichkeiten und Anfeindungen hat er Christus in eure Mitte gebracht, damit niemand taub bleibt für die frohe Botschaft des Heils und sich allen die Zungen löst, um die Liebe Gottes besingen zu können. So sei es auch für euch heute!

(vatican news - sst)

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08. September 2024, 02:22