Papst eröffnet Synode: Ort der Gemeinschaft und Harmonie
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat - Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!: Der Himmel über Rom war noch wolkenverhangen, als die Prozession zu den wunderschönen Klängen der „Laudes Regiae“ auf den gut besuchten Petersplatz einzog. Die feierliche Akklamation, die mit den Anrufungen der Allerheiligenlitanei endet, ist auch die Erkennungsmelodie von Radio Vatikan. Ihren Ursprung hat sie im vorchristlichen Rom, den Triumphzügen für die Feldherren, die erfolgreich von ihren Eroberungszügen zurückkehrten und von der Menge bejubelt wurden. Auf Wunsch Karls des Großen wurden die „Laudes Regiae“ bei seiner Krönung an Weihnachten des Jahrs 800 gesungen.
Synode: Ein Ort des Zuhörens und der Gemeinschaft
„Wie wir wiederholt in Erinnerung gerufen haben, ist unsere Versammlung keine parlamentarische Versammlung, sondern ein Ort des Zuhörens in Gemeinschaft, wo – wie der heilige Gregor der Große sagt –, das, was der eine zu einem gewissen Teil in sich hat, der andere ganz besitzt, und wo, obwohl einige besondere Gaben haben, in der "Liebe des Geistes" alles den Brüdern und Schwestern gehört,“ stellte Franziskus zu Beginn seiner Predigt klar.
Gemeinsam die Stimme Gottes erkennen, die zur Kirche spricht
Es gehe darum, „sich mit Respekt und Aufmerksamkeit, im Gebet und im Licht des Wortes Gottes, all den Beiträgen zu nähern, die in diesen drei Jahren intensiver Arbeit, des Austauschs, der Aussprache und des geduldigen Bemühens um die Läuterung von Geist und Herz gesammelt wurden. Es geht darum, mit Hilfe des Heiligen Geistes die Stimmen zu hören und zu verstehen, d.h. die Ideen, Erwartungen und Vorschläge, um gemeinsam die Stimme Gottes zu erkennen, die zur Kirche spricht,“ erläuterte Franziskus mit Blick auf den bisher zurückgelegten Weg.
Harmonie in der Vielfalt schaffen
Doch das könne nur dann geschehen, wenn es gelinge, Harmonie in der Vielfalt zu schaffen und sich von jeglicher Arroganz zu befreien.
Daher die Mahnung des Papstes:
„Hüten wir uns davor, aus unseren Beiträgen zu verteidigende Positionen oder durchzusetzende Agenden zu machen, sondern bieten wir sie an als Gaben, die wir teilen wollen, auch mit der Bereitschaft, das Eigene zu opfern, wenn dies dazu dienen kann, gemeinsam etwas Neues nach Gottes Plan ins Leben zu rufen. Andernfalls enden wir in Dialogen zwischen Tauben, in denen jeder versucht, ,Wasser auf die eigene Mühle zu leiten`, ohne auf die anderen und vor allem ohne auf die Stimme des Herrn zu hören.“
Die Kirche, ein Haus von Brüdern
Dabei könne nur eine Kirche, die „ein Haus von Brüdern ist“, auch „eine Werkstatt intensiver Tätigkeit, ein Zirkel glühender Spiritualität sein“, stellte Franziskus in Anlehnung an ein Zitat seines Vorgängers, Papst Pauls VI., fest:
„Jeder wird sich hier frei fühlen, sich umso spontaner und freier zu äußern, je mehr er um sich herum die Gegenwart von Freunden wahrnimmt, die ihn gernhaben und respektieren, die ihn schätzen und dem zuhören wollen, was er zu sagen hat.“
Die Kirche sei von ihrer Berufung her „ein gastfreundlicher Ort der Begegnung“. Und deshalb brauche sie auch „friedliche und offene Orte, die vor allem in den Herzen geschaffen werden müssen, und wo sich jeder Mensch angenommen fühlt,“ so Franziskus.
„Ein Wort ist sehr wichtig: „Harmonie". Es gibt keine Mehrheit, keine Minderheiten. Es ist ein erster Schritt, vielleicht um weiter voran zu gehen: Das was zählt, das was grundlegend ist, ist die Harmonie, die Harmonie, die alleine der Heilige Geist schaffen kann. Er ist der Meister der Harmonie: der, der in der Lage ist, aus vielen Unterschieden, vielen verschiedenen Stimmen, eine einzige Stimme zu schaffen. Denken wir nur an den Morgen des Pfingsttages, wie der Geist dort diese Harmonie in den Unterschieden geschaffen hat.“
Die großen Aufgaben der Synode
„Die Lösungen für die Probleme, vor denen wir stehen, haben nicht wir, sondern der Herr“, betonte der Papst und stellte klar, dass angesichts der großen Aufgaben der Synode nicht Selbstgenügsamkeit, sondern Demut gefragt sei.
Wörtlich sagte Franziskus:
„Die Synode verlangt von uns angesichts ihrer Bedeutung in gewisser Weise, "groß" zu sein – im Geist, im Herzen, in den Ansichten –, denn die zu behandelnden Themen sind "groß" und nicht ganz leicht, und die Zusammenhänge, in denen sie stehen, sind weit und universell. Aber gerade deshalb dürfen wir den Blick nicht von dem Kind abwenden, das Jesus beständig in den Mittelpunkt unserer Zusammenkünfte und Arbeitskreise stellt, um uns daran zu erinnern, dass wir der uns anvertrauten Aufgabe nur dann "gewachsen" sein werden, wenn wir uns klein machen und uns einander demütig als solche annehmen. Der Größte in der Kirche ist der, der sich am tiefsten hinabbeugt.“
Abschließend legte der Pontifex seinen Zuhörern noch folgende Bitte ans Herz:
„Brüder und Schwestern, setzen wir nun diesen kirchlichen Weg fort und blicken wir dabei auf die Welt, denn die christliche Gemeinschaft steht immer im Dienst der Menschheit, um allen die Freude des Evangeliums zu verkünden. Wir brauchen das, besonders in dieser dramatischen Stunde unserer Geschichte, in der die Stürme des Krieges und die Feuer der Gewalt weiterhin ganze Völker und Nationen erschüttern.“
Der Papst und die Kathedra Petri
Vor der Messe konnte Papst Franziskus in der Ottoboni-Sakristei des Petersdoms die ,Kathedra Petri' besichtigen, wie der Pressesaal des Heiligen Stuhles bekanntgab. Es handelt sich um einen antiken Holzthron, der den Primat Petri symbolisiert. Er war bei der Restaurierung des Bernini-Baldachins in der Apsis des Petersdoms von seinem ursprünglichen Ort entfernt worden.
Die Weltbischofssynode
„Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Mission“: In dem von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten Synoden-Prozess beschäftigt sich die Kirche seit drei Jahren eingehend mit der Frage, wie sie ihre Entscheidungen finden und welche Formen von Mitbestimmung es dabei geben soll. Nach einer lokalen und einer kontinentalen Beratungsphase kam im Oktober 2023 erstmals eine globale Synodal-Versammlung im Vatikan zusammen. Die zweite und letzte Sitzung der Weltsynode dauert von 2. bis 27. Oktober.
Gäste aus Deutschland: Die Dresdner Kapellknaben
Für die musikalische Begleitung der Liturgie auf dem Petersplatz sorgten dieses Mal nicht nur die Sänger des Päpstliche Chors der Sixtinischen Kapelle, sondern auch Gäste aus Deutschland: Die Dresdner Kapellknaben. Vor dem Gottesdienst hatte Papst Franziskus die 80-köpfige Pilgergruppe, die eigens aus Sachsen angereist war, im Vatikan empfangen.
Die deutsche Ordensfrau Anna Mirijam Kaschner, Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz und Synodale, trug die Fürbitte in deutscher Sprache vor.
(vaticannews – skr)
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