Papst: Der Weg der Kirche zu Kinderschutz und Missbrauchsprävention
Mario Galgano - Vatikanstadt
Seit Papst Franziskus 2013 sein Amt antrat, setzt er sich für den Schutz von Kindern und gefährdeten Erwachsenen ein und betont immer wieder die Verantwortung der Kirche, mit Fällen von sexuellem Missbrauch entschlossen umzugehen. Mit Dokumenten, Briefen und einer Vielzahl öffentlicher Äußerungen positioniert sich Franziskus klar: Die Kirche muss sich dem Problem des Missbrauchs offen stellen, das Leid der Opfer anerkennen und alles tun, um Missbrauch zu verhindern und aufzuarbeiten.
Die Verantwortung der Kirche
Bereits 2014 rief der Papst die „Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen“ ins Leben. Sie unterstützt als Expertenorgan Missbrauchsopfer und fördert Missbrauchsprävention. In seinem Brief zur Gründung der Kommission betonte Franziskus: „Wir müssen mit aller Kraft an den Schutz unserer Kinder denken und uns dessen bewusst sein, dass jeder Missbrauch ein schwerwiegender Angriff auf ihre Würde und körperliche Unversehrtheit ist.“
Franziskus zeigte zudem eine deutliche Haltung zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. 2018 schrieb er in einem Brief an das „Volk Gottes“: „Kein Bemühen, das wir unternehmen, um das Leid so vieler Menschen zu reparieren, wird jemals ausreichen, um die Schwere des Schadens wiedergutzumachen. Dennoch sind wir aufgerufen, diesen Schmerz anzuerkennen und Verantwortung zu übernehmen.“
Der Papst verurteilt nicht nur den Missbrauch selbst, sondern auch das oft lange Schweigen und die Vertuschungen innerhalb der Kirche. Er betont, dass die Kirche eine „Null-Toleranz“-Politik gegenüber Missbrauch brauche und dass jegliche „Kultur des Verschweigens und der Komplizenschaft“ beendet werden müsse.
„Vos estis lux mundi“: Ein neues Gesetz für die Kirche
Im Jahr 2019 veröffentlichte Franziskus mit dem Apostolischen Schreiben Vos estis lux mundi ein Gesetz, das alle kirchlichen Vertreter verpflichtet, Missbrauchsfälle zu melden. Es sieht vor, dass jede Diözese und Ordensgemeinschaft Anlaufstellen für Opfer schafft und die Meldung von Missbrauchsfällen vereinfacht. „Ein einziges Missbrauchsopfer ist schon zu viel“, heißt es im Text des Schreibens.
Mit Vos estis lux mundi verankerte Franziskus außerdem das Meldeverfahren als bindende Verpflichtung und stellte sicher, dass Opfer die Möglichkeit haben, sich Gehör zu verschaffen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Das Dokument betont außerdem, dass keine Position oder Funktion innerhalb der Kirche Missbrauchstäter schützen oder vor der Rechenschaftspflicht bewahren darf.
Eine Kirche für die Opfer: Die Verantwortung in den Mittelpunkt stellen
Papst Franziskus bekräftigt, dass die Missbrauchsopfer die zentrale Rolle bei der Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch spielen müssen. In einer Rede von 2018 forderte er: „Die Opfer und ihr Leid stehen im Mittelpunkt unseres Handelns. Sie haben das Recht, dass wir ihnen zuhören und uns mit ihnen solidarisieren.“
Der Papst betont immer wieder, dass das Leid der Missbrauchsopfer ein entscheidender Punkt im Wandel der Kirche sein muss. Bei mehreren Gelegenheiten traf sich Franziskus mit Missbrauchsopfern und stellte deren Stimmen und Erfahrungen in den Mittelpunkt. „Ich fühle tiefen Schmerz, wenn ich höre, was ihnen widerfahren ist, und es ist eine moralische Pflicht, dass die Kirche ihre Türen öffnet und ihnen Gerechtigkeit widerfahren lässt.“
Strukturen für Prävention und Begleitung stärken
2021 ließ der Papst eine Revision des kanonischen Strafrechts durchführen und erweiterte die Liste der schwerwiegenden Vergehen um „Verstöße gegen das Leben und die Würde der Person“. „Die Kirche muss hier als Hüterin der Menschenwürde vorangehen und mit strengen Maßnahmen für die Opfer eintreten.“
Neben diesen Gesetzesänderungen legt Franziskus auch Wert auf eine enge Begleitung und Beratung der Ortskirchen. In seinen Erklärungen macht er deutlich, dass die Ortskirchen die Pflicht haben, Meldestrukturen und Präventionsmaßnahmen zu schaffen und regelmäßig zu prüfen. „Es ist notwendig, dass die Ortskirchen ihren Beitrag leisten und sich den Opfern in jeder Form zur Seite stellen.“
Eine Kultur der Achtsamkeit und Prävention schaffen
Papst Franziskus mahnt die Kirche immer wieder zur Schaffung einer „Kultur des Schutzes“. In einer Rede während eines Vatikangipfels zum Thema Kinderschutz 2019 forderte er „eine Kultur, die präventiv auf das Wohl aller hinwirkt und Missbrauch keine Chance lässt“. Franziskus sieht darin einen Weg, das Vertrauen der Gläubigen zurückzugewinnen.
Abschließende Worte und der Blick nach vorne
Papst Franziskus hat den Schutz von Minderjährigen und die Aufarbeitung von Missbrauch zu einem der zentralen Anliegen seines Pontifikats gemacht. In seinem Apostolischen Schreiben Amoris Laetitia fasst er zusammen: „Die Kirche hat die Verpflichtung, alles zu tun, um den Schwächsten unter uns zu helfen und ihnen den Schutz und die Achtung zu bieten, die sie verdienen.“
Deutlich fordert Papst Franziskus die Kirche zur Selbstkritik und zum Wandel auf. Der Weg zur vollständigen Aufarbeitung und Prävention sei noch lang, doch es gebe eine klare Richtung: eine „Kirche, die mit den Augen der Opfer sieht und mit ihrem Herzen fühlt“.
(vatican news)
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