Papst: Katholische Schulen nach Pädagogik Jesu ausrichten
Franziskus rief bei der Audienz im Vatikan zu mutigen Veränderungen im Bereich katholischer Schulen auf, die es in „allen Arten von Schulen und Klassen“ umzusetzen gelte. Für eine Schule oder Universität seien ein Stil und eine Lehre, die sich am Evangelium ausrichteten, eine Verpflichtung, erinnerte er.
Lernen im Dienst
Der Papst lobte den Ansatz des „Service-Learning“ oder „Lernens im Dienst“ des universitären Netzwerks „Centro Latinoamericano de Aprendizaje y Servizio Solidario“. Bei dieser Pädagogik sind Studierende in Sozialprojekten engagiert und übernehmen Verantwortung für die Gemeinschaft, was fester Teil der Ausbildung ist. Das Netzwerk habe damit „konsequent auf die Anliegen des Globalen Bildungspaktes“ reagiert, lobte der ehemalige Lehrer Franziskus die Initiative - er hatte als Papst 2019 den Globalen Bildungspakt selbst lanciert.
Globaler Bildungspakt
Mit der Bildungsallianz des Globalen Bildungspaktes wirbt der Papst international für eine Bildung, die zur Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und Völkerverständigung beitragen kann. Vor seiner Priesterweihe war Bergoglio zwischen 1964 und 1965 Lehrer an einem Jesuitenkolleg, was Teil seiner Ausbildung im Jesuitenorden war.
Erneut warb Franziskus am Samstag für Allianzen, die das ganzheitliche Wachstum der menschlichen Person in den Mittelpunkt stellen.
Wirklichkeitsnähe und Neugier
Für eine Neuausrichtung der Bildung empfahl der Papst zwei Grundsätze seines Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium: „Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee“ (Nr. 231-233) und „Das Ganze ist dem Teil übergeordnet“ (Nr. 234-237). Bildung müsse wirklichkeitsnah sein und Neugier wecken, führte er aus. Katholische Bildungsangebote sollten „Schüler mit der sie umgebenden Wirklichkeit in Kontakt bringen, damit sie, ausgehend von der Erfahrung, lernen, die Welt nicht zu ihrem eigenen Nutzen, sondern im Geiste des Dienens zu verändern“. Zudem gelte es eine Kultur der Neugier fördern, in der das Mitdenken, die Kunst, Fragen zu stellen, geschätzt werde, verdeutlichte Franziskus.
Bildung sollte schulen, die Komplexität der Welt zu verstehen, so Franziskus, der als Beispiele guten Lehrens Jesu Gleichnisse und auch den neuen Lehrer im Film „Club der toten Dichter“ anführte. Die Globalisierung hingegen tendiere zur Verflachung, so der Papst, der zugleich vor der Instrumentalisierung der Bildung für politische und wirtschaftliche Interessen warnte. In einer Vorlesung hatte der Papst sich am Dienstag an der römischen Gregoriana-Universität ähnlich geäußert und für eine Erneuerung von Forsche und Lehre geworben.
„Hinter dieser Gleichförmigkeit verbergen sich Formen der ideologischen Konditionierung, die die Arbeit der Bildung verfälschen und sie zu einem Instrument machen, das ganz andere Ziele verfolgt als die Förderung der Menschenwürde und die Suche nach der Wahrheit. Da wir die Welt nicht verändern können, wenn wir die Bildung nicht verändern, müssen wir gemeinsam darüber nachdenken, wie wir diesen Wandel einleiten und durchführen können.“
Auf dem Weg der Reifung seien Ideologien heute wohl der größte Feind, so der Papst. „Ideologien lassen uns nicht wachsen, Ideologien jedweder Art. Sie sind Feinde des Reifens.“ In einer „flüssigen Welt“ sei es notwendig, „wieder mit dem Herzen zu sprechen“, zitierte er aus seiner jüngsten Enzyklika „Delexit nos“, um Einheit, Frieden und Geschwisterlichkeit in den Gemeinschaften zu verwirklichen.
Die Neugier des kleinen Jorge Mario
Bestes Beispiel für Neugier seien Kinder, erinnerte der Papst. Und er fügte zum vorbereiteten Redetext spontan eine Begebenheit aus seiner Kindheit hinzu: Nach einer Mandeloperation sei er mit seinem Vater im Taxi nach Hause gefahren.
„Am nächsten Tag, als ich sprechen konnte, sagte ich zu ihm: ,Papa, warum hast du bezahlt?' ,Äh, weil...' Und er erklärte mir, was ein Taxi ist. ,Aber Papa, die ganzen Autos in der Stadt, gehören die nicht dir?' ,Nein...' Und (es war) eine große Enttäuschung... denn Papa gehörten nicht alle Autos! Aber der Grund für die Kinder ist oft die Enttäuschung, die Neugierde. Wir sollten auf die Fragen der Kinder hören und lernen, sie zu stellen. Das hilft uns sehr. Und das nenne ich die Kultur der Neugierde. Kinder sind neugierig, sie sind neugierig, im guten Sinne des Wortes. Die Kunst, Fragen zu stellen!"
(vatican newss - pr)
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