Papst über das spirituelle Pilgern: Glaube als unendliche Reise
Mario Galgano - Vatikanstadt
Für Papst Franziskus ist der Glaube eine niemals endende Pilgerreise, ein Weg voller Neugier, Unruhe und Sehnsucht. In seinem Vorwort zu „Der Glaube ist eine Reise“, das vorerst auf Italienisch erschienen ist, beschreibt das Oberhaupt der katholischen Kirche seinen Glauben als einen beständigen Prozess des Suchens und Gehens. Anhand persönlicher Erfahrungen und spiritueller Reflexionen lädt er die Leser dazu ein, ihre Beziehung zu Gott aktiv zu gestalten und sich mutig auf die Reise zu begeben.
Als junger Priester und späterer Bischof in Buenos Aires liebte es Franziskus, durch die Viertel zu spazieren, um Menschen zu treffen und die Welt um sich herum bewusst wahrzunehmen. Dieses Gehen bringe ihn, so schreibt der Papst, der Realität anderer Menschen näher und eröffne ihm eine neue, lebendige Beziehung zur Welt. Genauso bedeute der Glauben, stets vorwärtszugehen und nie stehen zu bleiben. Für Franziskus ist Glaube eine „Unruhe“, die in uns brennt und uns dazu antreibt, uns immer weiter Gott zuzuwenden – eine „Pilgerreise“ voller Entdeckungen, die niemals endet.
Risiko, Mühsal und Ziel
Doch was bedeutet es eigentlich, im Glauben zu pilgern? Der Papst hebt drei zentrale Aspekte hervor: Risiko, Mühsal und Ziel. In einem ersten Schritt erinnert Franziskus daran, dass das Pilgern in der Vergangenheit ein Wagnis bedeutete. Vor Jahrhunderten sei es üblich gewesen, dass Pilger auf der Reise in Gefahren gerieten oder ihr Ziel nie erreichten. Sie vertrauten sich dennoch dem Willen Gottes an und setzten darauf, dass Er sie führe und begleite. Dieser mutige Schritt ins Ungewisse fordere die Christen bis heute heraus, den Glauben an Gott zu stärken und ihm auch in schwierigen Momenten zu vertrauen, so Franziskus.
Danach beschreibt der Papst die Mühsal, die jeder Pilger kenne. Ein Weg voller Anstrengungen und Herausforderungen, sei es die körperliche Erschöpfung, Hunger oder die Sorge, dem Ziel nicht gewachsen zu sein. „Gehen bedeutet eigentlich Müdigkeit,“ schreibt Franziskus, und führt als Beispiel Pilgerpfade wie den Camino de Santiago oder die Via Francigena an, die durch die unermüdliche Hingabe der Gläubigen und in Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen wiederbelebt wurden. Diese Strapazen der Pilgerfahrt seien jedoch immer auch von großen Belohnungen begleitet: der Schönheit der Natur, der Begegnung mit anderen und einer neuen Wertschätzung des einfachen Lebens. Im Verzicht auf Überfluss lerne man, das Wesentliche zu schätzen und innere Stille und Einkehr zu finden, die im hektischen Alltag oft verloren gehen.
Ein klares Ziel vor Augen haben
Schließlich führt Franziskus das Ziel des Pilgerns als dritten und entscheidenden Aspekt an. Pilgern, so der Papst, sei weit mehr als ein zufälliges Umherwandern – es bedeute, ein klares Ziel vor Augen zu haben. So wie Christen durch ihren Glauben an Gott geleitet werden, so richte auch ein Pilger seinen Weg bewusst nach einem bestimmten Ziel aus. Gott, sagt der Papst, sei für die Gläubigen das „Polarstern“, der durch seine Liebe den Weg weise. Doch im Gegensatz zu einer physischen Destination, wie der Kathedrale von Chartres, in der Pilger einst Charles Péguy folgten, sei Gott ein Ziel, das man nie ganz erreichen kann. Der Papst erinnert daran, dass Gott in seinen Gedanken und Wegen stets größer sei als der Mensch ihn begreifen könne, wie schon der Prophet Jesaja es beschrieb. Jeder Schritt in Richtung dieses Ziels sei auch ein erneuter Beginn, denn die Beziehung zu Gott fordere stets ein neues Streben und Sehnen, ein Weitergehen.
Franziskus schließt mit einem Aufruf an die Gläubigen, sich darauf zu besinnen, dass der Glaube, wie das Heilige Jahr 2025 symbolisieren soll, eine Pilgerreise sei. „Wir sind weder Touristen noch Wanderer“, mahnt der Papst, „wir sind Pilger.“ Der Glaube sei ein unendlicher Weg, auf dem wir durch Gottes Güte Trost und Stärkung finden. Und während die äußeren Meilensteine uns Fortschritte zeigen mögen, bleibe der innere Weg des Glaubens für immer ein unvollendeter, immer neugierig und hungrig nach Gottes unendlicher Nähe.
(vatican news)
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