Papst zu Fischern und medizinischem Personal: Für Ausgestoßene da sein
Mario Galgano - Vatikanstadt
Papst Franziskus betonte in seiner Ansprache die zentrale Rolle der Fischer für die Gesellschaft und die Wirtschaft. „Ihr habt eine harte Arbeit zu leisten, die Opferbereitschaft und Ausdauer erfordert“, sagte er. Dabei verwies er auf die besonderen Herausforderungen des Fischereisektors, darunter der schwierige Generationswechsel, steigende Kosten, Bürokratie und der unfaire Wettbewerb durch multinationale Konzerne. Doch anstatt sich entmutigen zu lassen, seien die Fischer ein Vorbild an Zusammenhalt und Teamgeist.
„Auf dem Meer fährt man nicht allein“, erklärte Franziskus. „Um die Netze auszuwerfen, muss man zusammenarbeiten, als Mannschaft oder besser noch als Gemeinschaft.“ Dieser Zusammenhalt mache die Fischerei nicht nur zu einer Berufung, sondern auch zu einer „Schule des Lebens“. Die Worte Jesu, „Ich will euch zu Menschenfischern machen“, zeigten die tiefe symbolische Bedeutung des Fischfangs auch für den christlichen Glauben.
Papst Franziskus hat in derselben Audienz auch die Teilnehmer der Konferenz „Universalität und Nachhaltigkeit der nationalen Gesundheitsdienste in Europa“ im Vatikan empfangen. In seiner tiefgründigen Ansprache appellierte er an die Solidarität innerhalb des Gesundheitswesens und forderte dazu auf, niemanden – weder Patienten noch Personal – im Schmerz allein zu lassen.
Trost für die Helfer
„Ihr seid genauso unterstützungsbedürftig wie die Brüder und Schwestern, für die ihr sorgt“, sagte Papst Franziskus an die Vertreter des Gesundheitssektors. Er hob hervor, wie belastend die Arbeit in diesem Bereich sein kann: Schichtarbeit, emotionale Herausforderungen und die Nähe zu Krankheit und Leid hinterlassen auch bei den Helfern Spuren.
Franziskus rief die Gesundheitsmitarbeiter dazu auf, sich nicht selbst zu vernachlässigen. „Füreinander da zu sein“ sei ebenso wichtig wie die Fürsorge für die Patienten. „Isolation und Individualismus öffnen die Tür zum Verlust der Hoffnung, und das macht die Seele krank und oft auch den Körper“, mahnte er.
Niemand darf zurückgelassen werden
Ein zentraler Punkt der Ansprache war die Verantwortung, niemanden aus den Gesundheitssystemen auszuschließen. Franziskus erinnerte an die „Ausgestoßenen“, die oft vom System übersehen werden, und rief dazu auf, das Gesundheitssystem von innen heraus zu stärken. „Niemand darf so ausgegrenzt werden, dass er nicht mehr geheilt werden kann“, betonte er.
Dabei lobte der Papst die lange Tradition der Fürsorge in der Kirche. Heilige wie Johannes von Gott, Joseph Moscati oder Teresa von Kalkutta dienten als Vorbilder, die sich über das Bett der Leidenden beugten und ihnen Trost spendeten. Der Begriff „Kliniker“ – vom griechischen Wort für „am Krankenbett“ – gewinne durch ihr Wirken eine besondere Bedeutung.
Trost als gemeinschaftliche Aufgabe
Franziskus sprach auch über den Begriff „con-solatio“, der Trost als „in der Einsamkeit vereint sein“ beschreibt. Diese Einheit sei der Schlüssel, um niemanden im Schmerz allein zu lassen – weder Patienten noch das Personal.
Das Evangelium erinnere daran, nicht nur die eigenen Talente zum Wohle aller einzusetzen, sondern auch eine besondere Zuwendung zu den Schwächsten zu zeigen, die verlassen auf dem Weg liegen. „Das ist der Weg: in der Einsamkeit vereint sein, damit niemand im Schmerz allein ist“, so der Papst.
Familie als Medizin
Abschließend betonte Franziskus die Bedeutung familiärer Beziehungen als Quelle von Trost und Heilung. „Die Familie ist ‚Medizin‘, sowohl für die Gesunden als auch für die Kranken“, sagte er. Ihre Pflege sei entscheidend, um Isolation und Hoffnungslosigkeit entgegenzuwirken.
Klimawandel als Herausforderung und Chance
Während der Audienz, die anlässlich des Weltfischertags stattfand, sprachen die Fischer auch über die massiven Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Branche. Vertreter von Coldiretti Pesca, einem Verband der italienischen Fischer, schilderten, wie Überhitzung, invasive Arten und Überschwemmungen die Fangmengen und Arbeitsbedingungen bedrohen. Diese Phänomene haben nicht nur die Landschaft, sondern auch die Aquakultur massiv beeinträchtigt, die mit einem Produktionswert von etwa einer halben Milliarde Euro ein Aushängeschild der italienischen Wirtschaft ist.
Papst Franziskus hob jedoch auch positive Entwicklungen hervor, wie die sogenannten „Plastikfischer“, die bei ihren Ausfahrten Müll aus den Meeren sammeln und so einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Diese Initiativen seien ein Zeichen der Hoffnung und ein Beispiel dafür, wie aus der Krise innovative Lösungen entstehen können.
Die Bedeutung der Fischerei für Italien
Mit rund 12.000 Booten und 30.000 Beschäftigten ist die Fischerei ein bedeutender Wirtschaftszweig in Italien. Der Sektor steht nicht nur für eine jahrhundertealte Tradition, sondern auch für moderne Exzellenz. Doch ohne entschlossenes Handeln, so die Fischer, könnte die Zukunft der Branche durch die Folgen des Klimawandels und wirtschaftliche Herausforderungen ernsthaft gefährdet sein.
Ein Appell an Solidarität und Nachhaltigkeit
Papst Franziskus schloss seine Ansprache mit einem Appell an die Fischer, in ihrer Einheit und ihrem Engagement für die Umwelt nicht nachzulassen: „Die Arbeit eines Einzelnen hängt vom Beitrag aller ab. Diese Gemeinschaft ist ein Symbol für die christliche Berufung und ein Weg, um die Welt gerechter und nachhaltiger zu gestalten.“
(vatican news)
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