Papst: Alle Religionen gemeinsam können Gewalt bekämpfen
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Der Papst empfing am Samstag (30.11.2024) Teilnehmer der interreligiösen „All Religions Conference", die es inzwischen schon seit 100 Jahren gibt, im Vatikan in Audienz. Ins Leben gerufen hat das interreligiöse Treffen der indische Geistliche und Sozialreformer Sree Narayana Guru (1856-1928), den Papst Franziskus mit folgenden Worten würdigte:
„Sree Narayana Guru hat sein Leben dem Einsatz für soziale und spirituelle Erlösung gewidmet. Er tat dies, in dem er stets deutlich machte, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihren religiösen und kulturellen Traditionen, Teil der einen Menschheitsfamilie sind. Er bestand darauf, dass niemand diskriminiert werden dürfe, in keinster Weise und auf keiner Ebene. Seine Botschaft gilt auch für unsere heutige Welt, in der wir immer mehr Fälle von Intoleranz und Hass zwischen Völkern und Nationen beobachten", gab das katholische Kirchenoberhaupt zu bedenken.
Leider gebe es tagtäglich Fälle von Diskriminierung und Ausgrenzung, Spannungen und Gewalt aufgrund unterschiedlicher ethnischer oder gesellschaftlicher Herkunft, Hautfarbe, Sprache oder Religion, beklagte der Papst. Darunter litten viele Menschen und Gemeinschaften, besonders aber alle Armen und Wehrlosen, da diese keine Stimme hätten.
„Alle Religionen lehren die grundlegende Wahrheit, dass wir uns als Kinder des einen Gottes gegenseitig lieben und ehren müssen, die Vielfalt und die Unterschiede im Geiste der Geschwisterlichkeit und der Integration respektieren und füreinander sowie für die Erde, unser gemeinsames Haus, Sorge tragen müssen. Die Nichtbeachtung der edlen Lehren der Religionen ist eine der Ursachen für die schwierige Lage, in der sich die Welt heute befindet", erklärte Franziskus.
Friedensstifter sein
Er rief daher alle dazu auf, die Werte und Lehren der Religionen auch zu leben, und geschwisterliche und freundschaftliche Beziehungen zu allen zu pflegen:
„Mit dem Ziel, die Einheit in der Vielfalt zu stärken, ein harmonisches Zusammenleben bei allen Unterschieden zu gewährleisten und trotz der Schwierigkeiten und Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, Friedensstifter zu sein", lautete der Appell des Papstes.
Als Gläubige der verschiedenen Religionen gelte es, gemäß den jeweiligen spirtituellen Traditionen stets zusammenzuarbeiten, um eine „Kultur des Respekts, der Würde, des Mitgefühls, der Versöhnung und der geschwisterlichen Solidarität", zu fördern, zitierte Papst Franziskus bei der Audienz aus der jüngst bei seiner Indonesienreise im Septemer unterzeichneten interreligiösen Gemeinsamen Erklärung von Istiqlal 2024.
Er verwies auch auf die interreligiöse Gemeinsame Erklärung über die Geschwisterlichkeit aller Menschen, die er 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet hatte und in der unter anderem festgehalten wird, dass Gott „alle Menschen mit gleichen Rechten, gleichen Pflichten und gleicher Würde geschaffen hat" und sie „dazu berufen hat, als Brüder und Schwestern miteinander zusammenzuleben.".
Die Teilnehmer der 100. „All Religions Conference" hatten sich von Freitag bis Samstag im Vatikan getroffen. Das Motto lautete „Religionen gemeinsam für eine bessere Menschheit“. Die Konferenz hatte das vatikanische Dikasterium für interreligiösen Dialog mitorganisiert.
(vatican news - sst)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.