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Papst Franziskus und Ajay Banga Papst Franziskus und Ajay Banga  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst trifft Weltbank-Chef: Gemeinsam gegen Armut und Klimakrise

In einer Privataudienz hat Papst Franziskus den Präsidenten der Weltbank, Ajay Banga, empfangen. Der ehemalige indische Geschäftsmann, der inzwischen US-Staatsbürger ist, umriss im Interview mit Vatican News die neue Vision der Weltbank im Kampf gegen globale Armut und Krisen. Dabei betonte Banga die Bedeutung von schnellen und effizienten Entwicklungsprojekten sowie die Zusammenarbeit mit multilateralen Partnern.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Papst Franziskus und Weltbank-Präsident Ajay Banga trafen sich am Freitagmorgen im Vatikan zu einem Austausch über globale Herausforderungen und die Rolle der Weltbank in einer sich verändernden Welt. Ajay Banga, seit 17 Monaten Präsident der in Washington ansässigen Institution, beschrieb die Bemühungen der Weltbank, ihre Aufgaben im Einklang mit den aktuellen weltpolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen neu zu definieren.

„Eines der ersten Dinge, die wir getan haben, war die Vision der Weltbank zu erweitern“, erklärte Banga in einem Interview mit Vatican News/Radio Vatikan vor seinem Besuch in Rom. „Die Bank hat ihr Engagement auf zentrale Themen wie Konflikte, Klimawandel, Pandemien und Fragilität ausgeweitet, da diese Probleme die Armutsbekämpfung erheblich erschweren.“ Eine der Prioritäten der Weltbank ist es, die Dauer für die Genehmigung von Entwicklungsprojekten in ärmeren Ländern zu verkürzen. Ziel ist es, diese Prozesse bis 2025 auf durchschnittlich 12 Monate zu reduzieren, um schneller und effizienter auf akute Bedürfnisse reagieren zu können. So konnten kürzlich Gesundheitsprojekte in mehreren afrikanischen Ländern in weniger als 100 Tagen genehmigt werden.

Bessere Koordination

Neben Schnelligkeit strebt die Weltbank unter Banga auch eine bessere Koordination innerhalb der Institution und mit anderen internationalen Entwicklungsbanken an. In Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Afrikanischen Entwicklungsbank und der Asiatischen Entwicklungsbank will die Weltbank die Schaffung von Arbeitsplätzen und wirtschaftliche Stabilität in Entwicklungsregionen fördern.

Eine große Herausforderung sei die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Menschen: „In den Schwellenländern leben 1,2 Milliarden junge Menschen, die in den nächsten Jahren auf den Arbeitsmarkt drängen, aber nur 420 Millionen Arbeitsplätze werden dort voraussichtlich entstehen“, so Banga. „Die verbleibende Lücke von 800 Millionen jungen Menschen ohne Beschäftigung birgt immense Risiken.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Ein zentraler Fokus der Weltbank ist dabei Afrika, wo Banga auf den Bedarf in den Bereichen Infrastruktur, Landwirtschaft, Gesundheit, Tourismus und verarbeitendes Gewerbe hinweist. Die Landwirtschaft wird hier als besonders bedeutend hervorgehoben: Obwohl der Kontinent über Land und Wasser verfügt, fehlen oft Bewässerungssysteme und logistische Infrastruktur. „In Uganda hergestellte Nahrungsmittel müssen teils über China nach Angola transportiert werden, weil es keine direkten Verbindungen gibt“, erklärt Banga. Bis 2030 sollen daher mithilfe der Weltbank und Partnern wie der Rockefeller Foundation rund 300 Millionen Menschen in Afrika mit Elektrizität versorgt werden.

Zugang zu grundlegender Versorung verschaffen

Zusätzlich zur Infrastruktur unterstützt die Weltbank Gesundheitsprogramme. „Bis 2030 wollen wir 1,5 Milliarden Menschen Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung verschaffen“, sagte Banga, wobei ein großer Teil dieser Menschen in Afrika lebt. Auch die Förderung der Landwirtschaft steht im Fokus der Bank: Auf ihrer jüngsten Jahrestagung in Washington verpflichtete sich die Weltbank, die Unterstützung für landwirtschaftliche Unternehmer auf 9 Milliarden USD pro Jahr zu verdoppeln.

Doch nicht nur strukturelle Probleme plagen die ärmsten Länder, sondern auch enorme Schuldenlasten. Die 78 ärmsten Länder der Welt geben etwa die Hälfte ihrer Einnahmen für Schuldendienste aus. Die Weltbank arbeitet deshalb mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im Rahmen des „Global Sovereign Debt Roundtable“ zusammen, um Lösungen für die wachsende Schuldenlast zu finden. Besonders betroffen sind dabei Länder wie Sambia, Ghana, Äthiopien und der Tschad. Banga betont, dass die Weltbank diesen Ländern finanzielle Unterstützung in Höhe von insgesamt 16 Milliarden Dollar gewährt habe, wovon etwa die Hälfte als Zuschüsse ohne Zinsen bereitgestellt wurde.

Niedrigzins-Kredite für ärmere Staaten

Mit Hilfe der Internationalen Entwicklungsorganisation (Ida) gewährt die Weltbank ärmeren Staaten auch Kredite zu sehr niedrigen Zinssätzen und unterstützt sie bei der Umsetzung notwendiger Reformen. Diese Maßnahmen haben bereits in der Vergangenheit Früchte getragen, wie die Beispiele Südkoreas, Chinas und Indiens zeigen, die einst Empfänger von Ida-Hilfe waren und heute zu den Geberländern gehören.

(vatican news)

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08. November 2024, 13:00