Ritus für Papst-Beerdigung wird vereinfacht
Vatican News
Das vatikanische Liturgie-Büro hat eine Neuausgabe des „Ordo Exsequiarum Romani Pontificis“ herausgegeben, die am 29. April dieses Jahres von Papst Franziskus genehmigt wurde. Das erste Exemplar des gedruckten Bandes hat er bereits am 4. November erhalten. Damit treten künftig einige Neuerungen in Kraft: So findet die offizielle Feststellung des Todes des Papstes nicht mehr im Zimmer des Verstorbenen statt, sondern in der Kapelle. Der Leichnam des Verstorbenen wird sofort im Sarg aufgebahrt, und die Gläubigen können am offenen Sarg vom verstorbenen Papst Abschied nehmen. Außerdem werden die traditionellen drei Särge aus Zypresse, Blei und Eiche abgeschafft.
Abschied nehmen am offenen Sarg
Das liturgische Buch ist eine Neuauflage seines Vorgängers, der 1998 vom hl. Johannes Paul II. approbierten und 2000 veröffentlichten „Editio typica“ des „Ordo Exsequiarum Romani Pontificis“. Sie wurde bei seiner eigenen Beerdigung im Jahr 2005 und, mit Anpassungen, bei der des emeritierten Papstes Benedikt XVI. im Jahr 2023 verwendet.
Erzbischof Diego Ravelli, der Verantwortliche für die liturgischen Feiern der Päpste, erklärt: „Eine zweite Auflage wurde vor allem notwendig, weil Papst Franziskus – und das hat er selbst auch mehrfach öffentlich gesagt – darum gebeten hat, einige Riten zu vereinfachen und anzupassen. Die Feier des Begräbnisses des Bischofs von Rom soll somit den Glauben der Kirche an den auferstandenen Christus besser zum Ausdruck bringen... Der erneuerte Ritus sollte außerdem noch deutlicher betonen, dass das Begräbnis des Papstes das eines Hirten und Jüngers Christi ist und nicht das eines mächtigen Mannes dieser Welt“.
„Riten vereinfachen“
Das vatikanische Amt für die liturgischen Feiern hat daher unter Hinzuziehung verschiedener Experten eine gründliche Überarbeitung des gesamten Buches vorgenommen. Dabei wurden die Sprache, die liturgischen Texte und die einzelnen Riten behutsam erneuert, um das gesamte Ritual an die neue Konstitution „Prædicate Evangelium“ vom März 2022 anzupassen, also an die Kurienreform von Papst Franziskus. Bei dieser Reform wurde zwar das Amt des Camerlengo beibehalten (der „Kardinal-Kämmerer“, die Amtsgeschäfte während der Sedisvakanz übernimmt, Anm.), aber die sogenannte Apostolische Kammer (die traditionell befugt war, während einer Sedisvakanz die Päpstlichen Güter zu verwalten, und auch bei Feststellung des Todes hinzuzuziehen war, Anm.) abgeschafft.
Die klassischen drei „Stationen“
Beibehalten werden auch im erneuerten Ritus die drei klassischen „Stationen“: die an der Wohnstätte des Verstorbenen, die im Petersdom und die am Ort der Beerdigung. „Allerdings“, so Erzbischof Ravelli weiter, „wurden die innere Struktur der Stationen und die Texte im Licht der Erfahrungen mit den Begräbnisgottesdiensten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI., der aktuellen theologischen und kirchlichen Sensibilität und der kürzlich erneuerten liturgischen Bücher überarbeitet.“
Zu den wichtigsten Änderungen gehört die Vereinfachung der päpstlichen Titel: Die in der dritten Ausgabe des „Missale Romanum“ (2008) verwendete Terminologie wurde wieder aufgenommen, also die Bezeichnungen Papa, Episcopus [Romæ] und Pastor (Papst, römischer Bischof und Hirte), während ansonsten etwa in den Rubriken der Ausdruck Romanus Pontifex gewählt wurde, in Übereinstimmung mit dem Titel des liturgischen Buches. In der italienischen Übersetzung wurde das Vokabular einem 2010 von der italienischen Bischofskonferenz herausgegebenen Ritenbuch angepasst.
„Die Struktur des neuen Ordo“, fügt der Verantwortliche für die päpstlichen Liturgiefeiern hinzu, „wurde vereinfacht, indem mehrere rituelle Elemente, die schwer zu koordinieren waren oder jetzt als unpassend angesehen werden, überarbeitet oder gestrichen wurden. Darüber hinaus wurde die einzelnen rituellen Abfolgen klarer und präziser gestaltet, ebenso wie die Zuständigkeiten und Rollen derjenigen, die an der Vorbereitung und Durchführung der Riten beteiligt sind, besser definiert wurden.“
Ritus der Beisetzung wird „erheblich gestrafft“
Schauen wir uns nun die drei sogenannten „Stationen“ näher an. Die erste „Station“ ist „das Haus des Verstorbenen“: Hier sticht vor allem die Neuerung hervor, dass der Tod des Papstes in der Privatkapelle des Verstorbenen statt in seinem Zimmer festgestellt wird und dass der Leichnam in einem einzigen Holzsarg (statt der bisherigen zwei) sowie einem inneren Zinksarg aufgebahrt wird. Die zweite „Station“ ist der Petersdom; eine bislang vorgesehene Überführung in den Apostolischen Palast wurde ersatzlos gestrichen. Im Petersdom nun entfällt der Schritt, den Leichnam in den Sarg zu legen, denn dies wurde ja bereits gleich nach der Feststellung des Todes vorgenommen. Was bleibt, ist die Schließung des Sargs am Abend vor der Beerdigungsmesse. Damit besteht die zweite „Station“ mit dem Titel „in der Vatikanbasilika“ also aus folgenden Elementen: die Überführung zum Petersdom, das Schließen des Sarges und die Totenmesse.
Auch künftig werden die Gläubigen also in St. Peter vom verstorbenen Papst Abschied nehmen können. Allerdings wird der Leichnam des Verstorbenen künftig direkt im Sarg und nicht mehr auf einem erhöhten Katafalk ausgestellt; außerdem wird der päpstliche Bischofsstab gemäß den Bestimmungen des „Cæremoniale Episcoporum“ für bischöfliche Begräbnisfeiern in den Bistümern während dieser Ausstellung nicht neben den Sarg gelegt.
Auch Bestattungen außerhalb des Petersdoms möglich
Die dritte „Station“ „am Begräbnisort“ schließlich umfasst die Überführung des Sarges in die Gruft und die Beisetzung. „Diese Station“, erklärt Ravelli, „wurde erheblich gestrafft, da das Verschließen des Zypressensarges durch einen zweiten aus Blei und einen dritten aus Eiche oder anderem Holz entfallen“. Ein weiteres neues Element besteht in der Einführung von Angaben für eine mögliche Bestattung an einem anderen Ort als der Vatikanbasilika bzw. den Grotten von St. Peter. Papst Franziskus hat bereits wissen lassen, dass er sich eine Beisetzung in der Basilika Santa Maria Maggiore wünscht; in seinem Fall werden diese Regelungen also greifen.
Gründliche Überarbeitung der Texte
In der neuen Ausgabe des „Ordo Exsequiarum Romani Pontificis“ wurde eine gründliche Überarbeitung der rubrizierten, der Gebets- und der biblischen Texte vorgenommen. Insbesondere mussten die lateinischen Gebete an die dritte typische Ausgabe des „Missale Romanum“ von 2008 und die biblische Übersetzung der „Nova Vulgata“ angepasst werden, während die italienische Übersetzung an die dritte Ausgabe des Römischen Messbuchs von 2020 und das seit 2008 geltende Lektionar angepasst wurde.
„Um eine größere Freiheit bei der Wahl des Repertoires zu ermöglichen“, erläutert Erzbischof Ravelli, „wurde beschlossen, die musikalische Notation zu streichen und dafür genaue Verweise auf die Seiten des ‚Graduale Romanum‘ von 1979, dem offiziellen liturgischen Gesangsbuch der römischen Kirche, einzufügen. Auch hier wurden die Texte der Psalmen an die ‚Nova Vulgata‘ angeglichen. Typographische Fehler wurden korrigiert und die Übereinstimmung einiger Übersetzungen mit dem lateinischen Original wurde verbessert. Die Allerheiligenlitanei, die bei zwei Gelegenheiten während der Beerdigung gesungen wird, nämlich während der Überführung des Leichnams des Papstes in die Basilika in der längeren Form und während des traditionellen Bittgebets der Kirche von Rom am Ende der Beerdigungsmesse, für das die kurze Form gewählt wurde, wurde aktualisiert. Neue Heilige wurden aufgenommen, darunter alle heiligen Päpste, die im ‚Allgemeinen Kalender‘ einen Gedenktag haben, sowie einige Heilige der Kirche von Rom.“
Die „Novendialen“
Ein viertes und letztes Kapitel des liturgischen Buches ist den Bestimmungen für die sogenannten „Novendialen“ gewidmet, also für die Messen zum Gedenken an den verstorbenen Papst, die an neun aufeinanderfolgenden Tagen, beginnend mit der Exequienmesse, gefeiert werden. Vier – und nicht mehr drei – mögliche Gebetsformeln sind in das Ritual aufgenommen worden, da hier alle vom „Missale Romanum“ für den verstorbenen Papst und den verstorbenen Diözesanbischof angebotenen Gebete übernommen wurden. Im Gegensatz zur vorherigen Ausgabe wird von den Texten des Lektionars abgesehen, stattdessen werden nur die biblischen Angaben aufgeführt.
Schließlich fehlt in dieser neuen Ausgabe der umfangreiche Anhang mit dem Ordinarium der Messe, den Sammlungen der Buß- und Gradualpsalmen und den Gesänge des „Ordinarium“ mit gregorianischer Notation. „Der Ordo Exsequiarum Romani Pontificis“, so schließt der Zeremonienmeister, „ist nicht als sogenanntes ,Plenar-Missale‘ konzipiert, sondern als Ordo im eigentlichen Sinn des Wortes. Das heißt, er enthält die rituellen Angaben, die Entwicklung der Riten und die eigentlichen Texte, bezieht sich aber für alles andere auf die gebräuchlichen liturgischen Bücher, also das Messbuch, das Lektionar und das ‚Graduale‘. Das Ergebnis ist also ein gestraffter, leicht zu konsultierender und in seinen rituellen Angaben präziser Band – ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Vorbereitung und Feier des Begräbnisses des Nachfolgers Petri.“
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