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Die Christmette mit Papst Franziskus im Petersdom Die Christmette mit Papst Franziskus im Petersdom  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst bei Christmette: Hoffnung bringen, Hoffnung säen

Die christliche Hoffnung wird nicht passiv empfangen, sondern fordert uns auf, zu Pilgern auf der Suche nach Wahrheit, Frieden und Gerechtigkeit zu werden. Dies legte Papst Franziskus am Heiligen Abend allen Gläubigen ans Herz. Das katholische Kirchenoberhaupt erinnerte auch an „viele Enttäuschungen in unserer heutigen Zeit. Denken wir nur an die Kriege, an misshandelte Kinder, an Bomben auf Schulen und Krankenhäuser.“

Anne Preckel und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt 

Papst Franziskus rief in seiner Predigt die rund 6.000 Gläubigen im Petersdom auf, Hoffnung dorthin zu bringen, wo sie verletzt werde und verloren zu gehen drohe. Vom Petersplatz aus nahmen rund 25.000 Menschen teil. Zuvor hatte der Papst die Heilige Pforte an der Basilika geöffnet  und damit offiziell das Heilige Jahr 2025 eingeleitet, das unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ steht.

Dementsprechend ging es auch in seiner Predigt anschließend viel um Hoffnung:

„Dies ist die Nacht, in der sich die Tür der Hoffnung für die Welt weit geöffnet hat; dies ist die Nacht, in der Gott zu jedem Einzelnen sagt: Auch für dich gibt es Hoffnung!“, hob Franziskus bei der Christmette im Petersdom hervor. 

Die traditionelle Christmette am Hochfest der Geburt des Herrn war in diesem Jahr besonders feierlich. Mit Öffnung der Heiligen Pforte bildete sie den Auftakt zum Jubeljahr der Hoffnung, zu dem allein in Rom 32.000 Pilger erwartet werden. 

Kurzvideo: Öffnung der Heiligen Pforte und Christmette mit Papst Franziskus im Petersdom am 24.12.2024

Frohe Botschaft lädt zum Aufbruch ein

In seiner auf Italienisch vorgetragenen Predigt verband der Papst bei der Christmette die Hoffnungsgeschichte von der Geburt und Menschwerdung Jesu (vgl. Lk 2) mit dem Bild des Pilgerns: wie die Hirten, die zum Jesuskinde eilen, sollten sich alle Gläubigen in allen Lebensumständen und „mit leichten und wachen Herzen“ der Gnade der Hoffnung öffnen:

„Die Herrlichkeit des Himmels ist auf der Erde erschienen - und wie? In der Kleinheit eines Kindes. Und wenn Gott kommt, auch wenn unser Herz einer ärmlichen Krippe gleicht, dann können wir sagen: Die Hoffnung ist nicht gestorben, die Hoffnung lebt und umhüllt unser Leben für immer!“

„Denn die christliche Hoffnung ist kein Happy End, wie in einem Film, das wir passiv erwarten: Sie ist die Verheißung des Herrn, die wir hier und jetzt, in dieser Welt, die leidet und seufzt, aufnehmen sollen. Sie fordert uns daher auf, zu eilen, nicht im gewohnten Trott weiterzuziehen, nicht in Mittelmäßigkeit und Trägheit zu verharren.“

Unruhe statt Scheinfrieden

Christliche Hoffnung dulde keine Bequemlichkeit, so der Papst. Statt einem „Scheinfrieden“ nachzuhängen und es sich „in dieser Welt gemütlich zu machen“ empfahl er gesunde Unruhe, Gewissenserforschung und Unzufriedenheit mit eigenen Unzulänglichkeiten – um nach „etwas anderem“, etwas Besseren zu streben. Christliche Hoffnung dulde auch keinen Eigennutz, kein Kalkül und keine Gleichgültigkeit gegenüber Ungerechtigkeit und dem Leid der Ärmsten, fuhr er fort. Sie treibe dazu an, aus uns selbst hinauszugehen und „zu Pilgern auf der Suche nach der Wahrheit zu werden, zu Träumern, die nicht müde werden, zu Frauen und Männern, die sich von Gottes Traum aufrütteln lassen, dem Traum von einer neuen Welt, in der Frieden und Gerechtigkeit herrschen.“

Hoffen und die Welt umgestalten

Zu dieser Hoffnung gehörten Geduld und Vertrauen auf das Wachsen des Reiches Gottes und zugleich die aktive Verbreitung der Hoffnung in der Welt: „Denn wir Jünger des Herrn sind aufgerufen, unsere größte Hoffnung in ihm zu finden und sie dann unverzüglich als Pilger des Lichts in die Finsternis der Welt zu bringen“, so der Papst.

Das Jubeljahr unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ lade zur Wiederentdeckung des Glaubens und zur geistigen Erneuerung ein, es verpflichte zugleich zur „Umgestaltung der Welt, damit dies wirklich eine Zeit des Jubels wird“, so Franziskus weiter.

„Sie soll es für unsere Mutter Erde werden, die durch die Logik des Profits entstellt wird; sie soll es für die ärmsten Länder werden, die durch ungerechte Schulden belastet sind; sie soll es für alle werden, die Gefangene von alter und neuer Knechtschaft sind.“

„Möge uns allen die Gabe und Verpflichtung zuteilwerden, die Hoffnung dorthin zu bringen, wo sie verloren gegangen ist.“

Für das Heilige Jahr 2025 hat Franziskus unter anderem zu einem Schuldenerlass für Länder des Globalen Südens, zu Gesten der Barmherzigkeit und des Friedens sowie zum verstärkten Schutz der Schöpfung aufgerufen. Es gelte Hoffnung überall dorthin zu bringen, wo Leben verwundet, Erwartungen enttäuscht, Träume zerstört, Herzen durch Misserfolge gebrochen seien, formulierte der Papst, wo Erschöpfung, Einsamkeit, Leiden, Armut, Krieg und Verzweiflung herrschten.

„Das Heilige Jahr wird eröffnet, damit allen die Hoffnung des Evangeliums, die Hoffnung der Liebe, die Hoffnung der Vergebung zuteilwird“, erinnerte Franziskus. Für alle Schwestern und Brüder öffne sich am Heiligen Abend die „heilige Pforte des Herzens Gottes“, „und mit ihm erblüht die Freude, mit ihm verändert sich das Leben, mit ihm enttäuscht die Hoffnung nicht“, betonte der Papst, der die Christmette mit einem feierlichen Schlusssegen abschloss.

Für musikalische Untermalung der Christmette sorgte der Päpstliche Chor der Sixtinischen Kapelle mit stimmungsvollen Liedern. Die Lesungen wurden auf Spanisch und Englisch vorgetragen, bei den Fürbitten waren neben europäischen Sprachen auch Chinesisch, Vietnamesisch und Arabisch zu hören.

(vatican news - ap/sst)

 

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24. Dezember 2024, 22:01