Angelus an Epiphanie: Wortlaut der Katechese
Liebe Brüder und Schwestern, einen schönen Festtag der Erscheinung des Herrn!
Heute feiert die Kirche die Erscheinung Jesu, und das Evangelium konzentriert sich auf die Sterndeuter, die am Ende einer langen Reise nach Jerusalem kommen, um Jesus anzubeten.
Wenn wir genau hinschauen, entdecken wir etwas ein wenig Merkwürdiges: Während diese Weisen aus der Ferne kommen, um Jesus zu finden, machen diejenigen, die in der Nähe waren, keinen einzigen Schritt auf die Grotte von Bethlehem zu. Angezogen und geleitet vom Stern, nehmen die Sterndeuter enorme Kosten auf sich, stellen ihre Zeit zur Verfügung, nehmen viele Dinge, die vielen Risiken und Unwägbarkeiten in Kauf, an denen es in jenen Tagen nie mangelte. Dennoch überwinden sie alle Schwierigkeiten, um den Messiaskönig zu sehen, denn sie wissen, dass da gerade etwas Einzigartiges in der Geschichte der Menschheit geschieht, und sie wollen den Termin nicht verpassen. Sie trugen die Inspiration in sich und sind ihr gefolgt.
Die Bewohner Jerusalems hingegen, die sich eigentlich am meisten freuen und am ehesten bereit sein sollten, herbeizulaufen, bleiben unbeweglich. Die Priester und Theologen legen die Heilige Schrift richtig aus und geben den Sterndeutern Hinweise darauf, wo der Messias zu finden ist, aber sie rühren sich nicht von ihrem „Lehr-Stuhl“. Sie sind zufrieden mit dem, was sie haben, und machen sich nicht auf die Suche, sie halten es nicht für der Mühe wert, Jerusalem zu verlassen.
Diese Tatsache, liebe Schwestern und Brüder, lässt uns nachdenken und provoziert uns in gewissem Sinne, denn sie wirft eine Frage auf: Zu welcher Kategorie gehöre ich, gehören wir heute? Sind wir eher wie die Hirten, die noch in der gleichen Nacht zur Grotte eilen, und wie die Sterndeuter aus dem Morgenland, die sich vertrauensvoll auf die Suche nach dem menschgewordenen Gottessohn machen, oder sind wir eher wie diejenigen, die ihm zwar physisch sehr nahe sind, aber die Türen ihres Herzens und ihres Lebens nicht öffnen, die verschlossen und unempfänglich für die Gegenwart Jesu bleiben? Stellen wir uns diese Frage. Zu welcher Gruppe Menschen gehöre ich?
Einer Geschichte zufolge kommt ein vierter Sterndeuter spät in Jerusalem an, gerade zur Kreuzigung Jesu - das ist eine schöne Geschichte, nicht historisch, aber eine schöne Geschichte - weil er auf der Straße angehalten hat, um den Bedürftigen zu helfen, indem er ihnen die kostbaren Gaben gab, die er für Jesus mitgebracht hatte. Zum Schluss ist ein alter Mann erschienen, der ihm gesagt hat: In Wahrheit sage ich dir, das was du für den Letzten von uns Brüdern getan hast, das hast du für mich getan." Der Herr tut all das, was wir für die anderen getan haben.
Bitten wir die Jungfrau Maria, uns zu helfen, damit wir, nach dem Vorbild der Hirten und der Sterndeuter, Jesus erkennen der nahe ist, im Armen, in der Eucharistie, im Verlassenen, im Gefangenen, im Bruder, in der Schwester.
(vatican news)
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