Papst nimmt Schönborn-Rücktritt an und ernennt Administrator für Wien
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Der Bischofssitz ist mit Annahme des Rücktritts Schönborns vakant. Bischöfe müssen dem Papst zum 75. Geburtstag ihren Rücktritt anbieten. Franziskus hatte Schönborn fünf Jahre länger im Amt belassen. Bis der Papst einen Nachfolger ernennt, kümmert sich der von ihm ernannte Administrator, Josef Grünwidl - zeitweise übrigens auch einmal Schönborns Sekretär - als Übergangsleiter um die Erzdiözese. Er hat dabei gemäß Kirchenrecht eingeschränkte Befugnisse und darf so zum Beispiel keine Entscheidungen treffen, die den künftigen Erzbischof in seiner Handlungsfreiheit einschränken könnten. Dauerhafte Ernennungen sind so etwa nicht möglich.
Josef Grünwidl, Jahrgang 1963, aus Wullersdorf im Weinviertel, war ebenfalls an einem 22. Januar - im Jahr 2023 - Bischofsvikar im Vikariat „Unter dem Wienerwald“ geworden. Von 1995 bis 1998 war er Erzbischöflicher Sekretär von Christoph Schönborn. Zum Priester geweiht wurde Grünwidl im Jahr 1988 von Kardinal Franz König.
Schönborn dankt in Videobotschaft
„Liebe Schwestern und Brüder, es ist so weit, Rom hat mitgeteilt, um zwölf Uhr, dass meine Dienstzeit als Erzbischof von Wien mit heutigen Datum endet. Das ist natürlich ein Anlass vor allem und zuerst Gott zu danken, dass ich fast 30 Jahre lang diesen Dienst wahrnehmen durfte. Ich habe vor allem Gott zu danken, und ich habe Ihnen allen zu danken. Denn was für mich in diesen Jahren das Entscheidende war: Kirche geht nur miteinander, Gesellschaft geht nur miteinander.
Es gab auch traurige Situationen, etwa die Missbrauchsfälle
Wir hatten große Spannungen in der Diözese, große Konflikte - sozusagen rechts und links, konservativ und fortschrittlich - große Verletzungen in der Diözese - auch durch die traurigen Situationen mit meinem Vorgänger - und dann die ganzen Missbrauchsfälle, die aufgetaucht sind… All das waren schwierige Zeiten. Aber ich glaube, es ist uns in diesen Jahren geschenkt worden, wirklich zusammenzurücken, ohne unsere eigenen Sichtweisen aufgeben zu müssen. Die Communio, die Gemeinschaft, ist so stark geworden. Und dafür habe ich Ihnen allen zu danken. Das Miteinander ist so viel stärker geworden.
Dank an alle: Ich mag euch!
Ich habe als Erzbischof viele weltkirchliche und römische Dienste wahrzunehmen gehabt. Dadurch war ich auch viel weg. Es ist mir bewusst, dass das nicht immer einfach war für die Diözese. Aber es war mir ein Herzensanliegen, wirklich so viel wie möglich in den Gemeinden, bei den Menschen zu sein. Auch bei denen, die uns nicht nahe sind oder die sich von uns getrennt haben. Heute, an diesem auch für mich denkwürdigen Tag, bin ich wirklich in Frieden und in tiefer Dankbarkeit. Ich entschuldige mich auch bei allen, die ich verletzt haben kann, ohne es zu wollen, wo ich unaufmerksam war, wo ich nicht genügend hingehört habe. Aber ich darf Ihnen allen sagen: Ich mag euch, ich mag euch! Ich habe wirklich tiefe, tiefe Dankbarkeit für das Gute Miteinander als Kirche in unserer Erzdiözese!
Noch kein Nachfolger - aber dankbar für die Personalie
Und nun ist es noch nicht so weit, dass ich den Bischofsstab einem Nachfolger übergeben kann. Ich hätte es mir gewünscht. Aber ohne, dass ich jetzt auf die Einzelheiten eingehe, es ist eine vorläufige Lösung, für die Rom sich entschieden hat. Ich habe eine ganz große Freude, dass mein lieber Josef Grünwidl für diese Aufgabe vom Papst erwählt worden ist. Er soll Diözesan-Administrator sein. Der Papst hat die Möglichkeit, direkt einen Diözesanadministrator zu erwählen, zu ernennen. Josef Grünwidl ist mir seit vielen, Jahren sehr vertraut und auch wirklich ein lieber Freund. Er war so ein guter Pfarrer. Er war ein wunderbarer Sekretär durch drei Jahre. Er war ein hervorragender Jugendseelsorger. Er kennt die Diözese. Er kennt die Gemeinden. Er ist, wenn ich das so sagen kann, wirklich ein ,gstandener Pfarrer'.
Nun ist er Administrator. Wie es weiter geht? Er leitet jetzt die Diözese, bis der Papst schließlich dann einen neuen Bischof ernennt. Ich bitte euch alle, beten wir für Josef Grünwidl als Administrator und beten wir für den, der schließlich vom Papst zum neuen Erzbischof von Wien ernannt werden wird. Dazu wünsche ich Ihnen allen Gottes Segen. Und wir bleiben - ich bleibe ja in Wien, in der Diözese - wir bleiben verbunden im Gebet, in der Gemeinschaft des Glaubens und in unserem Auftrag als Christen in dieser Gesellschaft. Danke und Gottes Segen!"
Mehr zu Josef Grünwidl
Josef Grünwidl, geboren 1963 in Wullersdorf im Weinviertel, wurde 1988 zum Priester geweiht. Zu seinen bisherigen Aufgaben gehörten unter anderem die Tätigkeit als Sekretär von Kardinal Schönborn, Pfarrer und Dechant in Kirchberg am Wechsel sowie Pfarrer und Dechant in Perchtoldsdorf bis zu seiner Berufung zum Bischofsvikar für das südöstliche Niederösterreich am 22. Januar 2023. Sein Lebensmotto ist: „Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu, und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu!"
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- aktualisiert um 14:35, nach Pressekonferenz in Wien
(vatican news/erzdiözese wien/kap - sst)
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