Hl. Rosa von Lima, Dominikanerterziarin, Mystikerin
Ein sperriges Leben, sicher, aus heutiger Sicht. Aber Heilige erzählen viel über ihre Zeit, viel über uns selbst. Populär ist Rosa von Lima bis heute, fest eingebaut in die Praktiken der Volksfrömmigkeit, für die der erste Papst aus Lateinamerika – Franziskus – immer um besondere Aufmerksamkeit geworben hat.
Ihr Vorbild war Katharina von Siena
1586 wurde Isabella in Lima geboren, sie war das zehnte von dreizehn Kindern spanischer Adliger, die nach Peru gezogen waren. Von Kindheit an hatte Isabella mit Indios zu tun; sie legten ihr, ihrer Schönheit wegen, den Namen Rosa bei, und unter diesem Namen wurde sie gefirmt, unter diesem Namen trat sie – als Vorbild die heilige Katharina von Siena vor Augen – in den Dritten Orden des hl. Dominikus ein. Rosa von der heiligen Maria, das war ihr kompletter Ordensname, er hatte mit ihrer Marienverehrung zu tun.
Arm für die Armen
Sie kannte die Armut: Ihre Familie stand wegen des Scheiterns der väterlichen Geschäfte vor dem finanziellen Ruin, Rosa musste deswegen als Haushaltshilfe, im Garten, als Näherin arbeiten bis in die Nacht hinein. Diese Erfahrung sensibilisierte sie für die Nöte der einfachen Menschen im von den spanischen Kolonialherren dominierten Land; im väterlichen Haus eröffnete sie eine Art Rückzugsort für Arme, dort stand sie verlassenen Kindern und alten Leuten bei, Indios vor allem. Zwar war es von Kindheit an ihr Wunsch gewesen, als Ordensfrau in Klausur zu leben, doch sie blieb „in der Welt“, wie man so sagt. Im Garten des väterlichen Besitzes lebte sie in einer Zelle, die nur wenige Quadratmeter groß war, die verließ sie nur, um zur Messe zu gehen. Hier verbrachte sie ihre Tage im Gebet.
„Gib mir deine ganze Liebe…“
Eines Tages war Rosa vor einem Marienbild im Gebet versunken, Maria mit dem kleinen Jesus auf dem Arm – da hörte sie dieses Kind auf einmal zu ihr sagen: „Rosa, gib mir deine ganze Liebe…“ Von da an gehörte ihre ganze Liebe dem Jesuskind. Das ging so weit, dass sie Gott um Leiden bat, ihr sei das gleich… wenn es nur ihr Liebe zu ihm noch vergrößere. Sie wollte, dem berühmten Pauluswort entsprechend, durch ihr Leiden das Ihre beitragen zum Heilsopfer Christi für alle. Zu ihrer inneren Wende trug die intensive Lektüre der Schriften der heiligen Katharina von Siena bei, von hier lernte sie die Liebe zum Blut Christi und die Liebe zur Kirche. Zweierlei waren ihre Gebets- und Leidensintentionen: die Indios zu bekehren – und die Spanier zur Umkehr zu bringen. Eine interessante Doppelheit, aus heutiger Sicht.
Sie schlug die Piraten zurück
Zahlreiche Bußübungen und körperliche Züchtigungen soll sie praktiziert haben, viele Wunder und Bekehrungen soll sie gewirkt haben. Immer wieder wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass ihrer Gebete wegen es holländischen Piraten 1615 nicht gelungen sei, Lima zu erobern. Natürlich fehlte es aber auch nicht an Neidern und Zweiflern, darum untersuchte eine Kommission aus Kirchenleuten und Wissenschaftlern die rund um Rosa auftretenden Phänomene. Ihr Urteil: Dies seien authentische „Geschenke der Gnade“, Pfusch sei nirgendwo im Spiel. Der großen Menschenmenge, die an ihrem Begräbnis teilnahm, galt sie schon als Heilige.
Vor dem Tod hatte sie ihre Ordensgelübde noch einmal erneuert und mehrmals wiederholt: „Jesus, sei mit mir!“ So starb sie, in der Nacht des 23. August. Eine Marienstatue, vor der sie oft gebetet hatte, soll ihr noch einmal zugelächelt haben.
1668 sprach Papst Clemens IX. sie selig, drei Jahre später wurde sie bereits in das Verzeichnis der Heiligen eingetragen. Sie ist auch Patronin der Gärtner, wohl weil sie so lange im Garten ihres Vaterhauses gelebt hat – und bei Familienstreitigkeiten wird sie angerufen.