Dialog über Europa im Vatikan: Die Union neu beleben
Christine Seuss - Vatikanstadt
Der Name Kongress wird bewusst vermieden, das soll das Treffen auch nicht sein, erklärte ComECE-Generalsekretär Olivier Poquillon an diesem Donnerstag gegenüber Radio Vatikan: „Papst Franziskus wollte einen Kongress zum 60-jährigen Jubiläum der Römischen Verträge. Aber ein Kongress ist sehr statisch: einer spricht und die anderen versuchen nicht einzuschlafen. Das wollte der Papst nicht, er wollte, dass die Teilnehmer ins Gespräch kommen und sich gegenseitig Fragen stellen.“
Doch auch eine allzu große Fixierung auf die Mitgliedsstaaten selbst soll bei diesem Treffen vermieden werden, betont der Dominikaner Poquillon. „Der Papst möchte, dass man nicht nur auf das Herz Europas schaut, sondern auch auf die besondere Verantwortung der EU in Europa und im globalen Austausch. Es wird zum Beispiel eine gemeinsame Botschaft der europäischen und afrikanischen Bischöfe geben.“
Es sei allseits bekannt, wie sehr das Thema Europa dem Papst am Herzen liege, präzisierte bei der Eröffnungspressekonferenz des Treffens an diesem Freitag Erzbischof Richard Gallagher, der „Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten“. Europa sei allerdings nicht nur ein Anliegen des aktuellen Papstes, denn von Anfang an hätten die Päpste auf das Projekt Europa aufmerksam gemacht und es mit Wohlwollen begleitet, so der Vatikanvertreter. Aktuell stehe die Europäische Union bekanntermaßen vor großen Problemen, räumte er weiter ein.
Die Idee Europas wiederbeleben
„Und so hoffen wir, dass dieser Dialog, den wir hier anstoßen und während dieser zwei Tage führen wollen, eine Hilfe für Europa und seine Institutionen sein kann, in diesem äußerst kritischen Moment für die Union. Denn es ist vielleicht der Dialog, der so manches Mal fehlt. Es werden viele Worte gemacht, es gibt viele Treffen, aber wie wir alle wissen, ist dies nicht das Gleiche wie ein wahrer Dialog. Wir glauben fest daran, dass ein wahrer und aufrichtiger Dialog notwendig ist für eine Wiederbelebung (der Idee Europas, Anm.). Papst Franziskus hat stets auf die Notwendigkeit hingewiesen, unseren Kontinent zu ,verjüngen', das Charisma unserer Gründerväter wiederzuentdecken und die Institutionen wiederzubeleben. Und der Papst wie auch der Heilige Stuhl sind überzeugt davon, dass das möglich ist.“
Die Initiative „(Re)thinking Europe“ sei ein wichtiger Beitrag dazu, aus einem christlichen Blickwinkel die aktuelle Situation Europas zu betrachten, aber auch den christlichen und katholischen Einsatz für die Zukunft Europas zu gewährleisten, erklärte Gallagher weiter. Nach der Eröffnung durch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der ersten Gesprächsrunde am Freitagnachmittag folgt ein Dialog zur „Lage der Demokratie in Europa“, bevor ab 18 Uhr in Runde drei die Wirtschaft in Europa als Schaffenskraft in einer sich wandelnden Welt im Mittelpunkt steht. In jeder dieser drei Gesprächsrunden nehmen vier Experten auf dem Podium Platz, um sich über die Themen auszutauschen. Um 14 Uhr kommen alle Teilnehmer zum ersten Mal zusammen, der Tag wird beschlossen mit einem Abendgebet mit der Gemeinschaft Sant’Egidio in der römischen Kirche Santa Maria in Trastevere und einem gemeinsamen Abendessen.
Papstempfang für die Teilnehmer
Am Samstag soll dann in 18 Kleingruppen über Europa diskutiert und anschließend gemeinsam debattiert werden. Zum Abschluss der Veranstaltung am Samstagabend empfängt Papst Franziskus die Teilnehmer in Privataudienz. Am Sonntagmorgen schließt sich ein Abschlussgottesdienst im Petersdom an, allerdings ohne den Papst.
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