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Eine Diplomatie des hartnäckigen Dialogs: Papst Franziskus Eine Diplomatie des hartnäckigen Dialogs: Papst Franziskus 

Wie funktioniert eigentlich die Papstdiplomatie?

Am kommenden Montag wird Papst Franziskus die am Vatikan akkreditierten Diplomaten empfangen und eine Grundsatzansprache halten. Uns interessierte in diesem Zusammenhang: Wie funktioniert die päpstliche Diplomatie eigentlich? Ein Gespräch mit Pater Bernd Hagenkord vom Vatican News-Leitungsteam.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Frage: Pater Hagenkord, der Papst schlägt ja in seinen Ansprachen an das Diplomatische Korps den ganz großen Bogen, von Frieden und Krieg, über Menschen- und Waffenhandel, zu Perspektiven der Jugend und anderes im vergangenen Jahr zum Beispiel. Was bezweckt der Papst mit derartigen groß angelegten Ansprachen an die Diplomaten aus aller Welt?

P. Bernd Hagenkord: Es ist so etwas wie eine Grundsatzansprache, also, was ist wichtig, was ist uns in unserer Perspektive als Kirche wichtig, was wollen wir angesprochen haben und wo machen wir uns Sorgen – das sind die Dinge, die der Papst nennt, um einfach mal die große „Zusammenschau“ für den ganzen Planeten zu haben, politisch, gesellschaftlich, moralisch, will er einfach mal all die Dinge versammeln, die besonders wichtig sind. Und das zeigt auch so ein wenig die Prioritäten, die der Vatikan im kommenden Jahr zu setzen gedenkt.

Frage: Inwieweit kann er sich auf dem politischen Parkett denn überhaupt Gehör verschaffen?

P. Bernd Hagenkord: Es ist schon relativ viel, wenn man sich hier in Rom unterhält mit Diplomaten, die am Vatikan akkreditiert sind. Das was der Papst sagt, spielt da schon eine Rolle, nicht nur das, was er bei der Diplomatenansprache sagt, sondern überhaupt, wenn er politische, gesellschaftliche und moralische Themen anspricht. Das spricht offensichtlich eine große Rolle, der Papst wird überall zitiert, bei der UNO, in der EU, überall taucht er als Referenzgröße auf und deswegen ist es eben nicht nur so eine „was ich euch immer schon einmal sagen wollte“-Ansprache, sondern tatsächlich in der diplomatischen Welt und in der politischen Realität offensichtlich wahrgenommen und als wichtig empfunden wird.

Frage: Er wird ja teilweise durchaus deutlich, sogar politisch, könnte man sagen, gibt konkrete Handlungsvorschläge. Ist dieser Papst eigentlich zu politisch für sein Amt?

P. Bernd Hagenkord: Ja, das wird ja immer wieder vorgeworfen, wir hatten jetzt zu Weihnachten in Deutschland die Debatte, was darf eine Predigt politisch aussagen, darf die überhaupt politisch etwas aussagen, und so weiter. Wenn man das Christsein Ernst nimmt, dann will man natürlich auch die Welt verändern, verbessern, vielleicht sogar retten sozusagen. Im gesellschaftlichen Sinn will man die Welt prägen. Und der Papst warnt ja auch davor, als Christ die Welt nicht prägen zu wollen. Was er also macht, ist aus der christlichen und kirchlichen Perspektive heraus Schlüsse zu ziehen, aus dem Glauben für die Gesellschaft. Und das kommt natürlich imminent politisch herüber, weil das mit Gerechtigkeit, mit Würde, mit Leben und Lebensschutz zu tun hat. Und dieser Papst wird dabei sehr konkret. Das mag einigen Menschen auf die Füße treten, aber ich denke, das muss man tun, wenn man wirklich konsequent christlich und kirchlich in der Welt leben will, dann hat das eben Folgen und das benennt der Papst.

Frage: Wie könnte man ganz grundsätzlich Franziskus´ Verständnis von Diplomatie umreissen?

P. Bernd Hagenkord: Sich einmischen. Also, er spricht Dinge an aber immer im Dialog. Er würde niemals einen Dialog abbrechen. Es ist immer besser, zu reden, als nicht miteinander zu reden. Deshalb redet er auch mit jedem, was ihm ja auch schon vorgeworfen worden ist, dass er sich mit Machthabern zusetzt, wo man normalerweise sagen würde, da geht eigentlich kein Dialog. Aber nein, er sagt, wir reden mit allen und versuchen – er nennt das Kultur der Begegnung oder eben Dialog – wir versuchen, im Gespräch dahin zu kommen, dass beide Seiten sich bewegen. Und das ist eben der Sinn von Diplomatie, wie Papst Franziskus sie versteht. Das ist eine sehr kirchliche Diplomatie, sie ist in dem Fall ja einfacher, in dem Sinn, dass sie nichts politisch erreichen muss, also sie muss sich nicht mit politischen Zielen vereinbaren lassen. Auf der anderen Seite ist es schwieriger, weil sie mit einem sehr hohen moralischen Anspruch daher kommt. Also ist es eine ganz besondere Form von Diplomatie, die der Papst macht, aber es ist genau das, nämlich Diplomatie.

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07. Januar 2018, 11:22