Vatikan-Bischof: Die besten Ideen für Social Media kommen nicht aus Rom
„Die besten Ideen werden nicht aus Rom kommen, sondern aus der ganzen Welt“, zeigte sich Tighe überzeugt und verwies auf bereits bestehende Initiativen wie das Projekt „Sacred Space“, das tägliche Impulse online stellt oder Pfarreien, die auf Twitter Gebetsunterstützung anbieten. Der Bischof äußerte sich am Rande der Tagung „Christentum und Medialität“ des Instituts für Weltkirche und Mission in Frankfurt am Main.
Bei der am Freitag zu Ende gegangenen Tagung sprach Tighe darüber, wie „Mission“ auf dem „digitalen Kontinent“ aussehen könne. Verkündigung verstehe er als Versuch, ein Geschenk in Freundschaft mit anderen Menschen zu teilen. „Der Kern unserer Botschaft ist eine Person“, sagte Tighe. Jesus habe den Menschen Gnade, Heilung und Gerechtigkeit gebracht, diese Realitäten aber auch selbst gelebt. Der Bischof forderte einen authentischen Kommunikations-Stil, der Menschen ernst nehme und voller Barmherzigkeit sei. „Wir versuchen ja nicht, Menschen dazu zu bewegen, sich bei etwas anzumelden, sondern laden sie zu einem Lebensweg ein.“
Sprache ist zu ernst und intellektuell
Mit der Sprache der Kirche können viele Menschen nichts mehr anfangen, sie sei zu ernst und zu intellektuell. Tighe plädierte daher für eine bejahende Sprache, die auch mal überraschen könne. „Von uns wird nicht erwartet, dass wir humorvoll sind, wenn wir es dann sind, nehmen die Menschen uns ernst“, sagte er gegenüber „Kathpress“ mit einem Augenzwinkern.
Die Kirche müsse daher bereit sein, darauf zu achten, wie sie von Menschen wahrgenommen wird. Soziale Netzwerke erlauben es, sofortiges Feedback zu erhalten und zeigen, was den Menschen wichtig ist. Es gehe darum, sich in bereits laufende Debatten einzubringen „statt Fragen zu beantworten, die niemand stellt“.
Das Hauptinstrument der Kommunikation seien Menschen, welche die Frohe Botschaft weitergeben möchten, doch: „Wenn diese Person nicht authentisch und wahrhaftig ist, wird ihr niemand zuhören.“ Seelsorger müssten sich überlegen, wie sie Social Media einsetzen. Nicht jeder Priester müsse seine Predigten auf Youtube stellen, nicht jeder könne Twitter benutzen. Von sogenannten „Megachurches“, Freikirchen, die besonders professionell mit digitalen Medien umgehen können, könne man zwar einiges lernen, doch sei der Hype rund um diese Kirchen, die stark auf Emotionen setzen, „kein katholischer Weg“.
Den Wim-Wenders-Film über Papst Franziskus bezeichnete Tighe als sehr gute Idee. Er werde auch der Kirche fernstehenden Menschen helfen, die Welt durch Franziskus Augen zu sehen. Papst Franziskus hätte die Kirche daran erinnert, dass der Kern von allem sei, glaubwürdig Gottes Liebe für Menschen zu bezeugen. Strukturreformen im Vatikan seien wichtig, doch die wirkliche Reform, die Franziskus in der Kurie angestoßen hätte, sei es, die Priester daran zu erinnern, zurück zum Kern ihrer Berufung zu gehen: „Gott zu dienen, indem man den Menschen dient.“
(kap – mg)
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