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Abtreibung: Vatikan bedauert irisches Referendum

Jetzt fällt eines der letzten Tabus im einst so katholischen Irland: In einem Referendum haben sich die Iren am Freitag mit überwältigender Mehrheit für ein Ende des Abtreibungsverbots ausgesprochen. „Da gibt es nichts zu feiern“, kommentiert der Vatikan.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Nach Darstellung der Medien ist es ein „Erdrutschsieg“ der Abtreibungs-Befürworter: Ihre Mehrheit liegt bei etwa 68 Prozent. Damit wird ein Satz, nach dem Mutter und ungeborenes Kind „dasselbe Recht auf Leben“ haben, aus der Verfassung kippen. Unklar ist allerdings, wie weit die Freigabe der Abtreibung geht, auf die sich die Politiker nun bald einigen müssen.

„Ich glaube, da gibt es keinen Sieg zu verkünden und nichts zu feiern“, sagt der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, im Interview mit Vatican News. „Alles, was in irgendeiner Weise dem Tod die Drecksarbeit leichter macht, stimmt uns nicht besonders froh! Was jetzt in Irland passiert, muss uns dazu bringen, das Leben nicht nur zu verteidigen, sondern auch zu fördern, zu begleiten. Damit die Bedingungen geschaffen werden, in denen es nicht mehr zu so dramatischen Entscheidungen kommt.“

Vatikan: Da gibt es nichts zu feiern

 

„Es sieht so aus, als hätten wir Geschichte geschrieben“, kommentierte der Dubliner Ministerpräsident Leo Varadkar auf Twitter das Ergebnis an diesem Samstag. Die Zahlen des Referendums zeigen ein gespaltenes Irland: Bei den über 65-Jährigen lag das Nein vorne, bei den 18- bis 24-Jährigen das Ja. Das erinnert von ferne an das unterschiedliche Abstimmungsverhalten der Generationen beim Brexit-Votum vor zwei Jahren.

Es sei „immer ein Drama, wenn entschieden wird, ein Leben zu beenden“, so Vatikan-Erzbischof Paglia. „Ich kann nicht vergessen, was (der salvadorianische) Erzbischof Óscar Arnulfo Romero einmal vor der Leiche eines von Todesschwadronen ermordeten Priesters sagte: Das Konzil erwartet von uns allen, dass wir Märtyrer sind – also dass wir Leben geben und nicht nehmen! Er nannte dann das Beispiel einer Mutter, die ein Kind empfängt, es gebiert, es mit Milch tränkt. Diese Mutter sei eine Märtyrerin, weil sie Leben gebe, so Romero damals. Und heute, wo man dem Tod so oft bei seiner Drecksarbeit hilft, freue ich mich hingegen über all die Male, wo ein Leben verteidigt, begleitet, gefördert wird. So etwas braucht die ganze Welt!“

In drei Monaten reist der Papst nach Irland

 

Dass die Iren der Legalisierung von Abtreibung mehrheitlich grünes Licht gegeben haben, hat für Paglia etwas „mit der irischen Geschichte“ zu tun – ohne das er das weiter ausführen würde. Und außerdem glaubt er, dass „eine individualistische Haltung“ allgemein in den westlichen Ländern „in der Luft“ liege. Dadurch gerieten „die Rechte aller, auch der Ungeborenen“, ins Hintertreffen.

Im August findet in Irland ein katholisches Welttreffen der Familien statt. Dazu wird auch Papst Franziskus erwartet.

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26. Mai 2018, 13:05