Chiles Bischöfe kündigen Aufklärung von Missbrauch an
Anne Preckel - Vatikanstadt
Durch diese Verfehlungen der chilenischen Kirche sei den Opfern, dem Papst sowie der gesamten Glaubensgemeinschaft und ganz Chile großer Schmerz verursacht worden, heißt es in dem einseitigen Papier. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Weihbischof Fernando Ramos von Santiago, und der Bischof von San Bernardo, Juan Ignacio González, stellten es im vatikanischen Pressesaal vor.
Tiefer Wandel
Mit der Krisensitzung, zu der sie in dieser Woche im Vatikan zusammengekommen waren, sei ein tiefgreifender Wandel im Umgang mit dem Thema eingeleitet worden, versichern sie. Die Bischöfe benutzen hier den Begriff „Meilenstein“.
Man vertraue sich dabei ganz der Führung des Papstes an, formulieren sie weiter. Franziskus hatte die Bischöfe in einem Brief vom Donnerstag auf „kurz-, mittel- und langfristige“ Maßnahmen eingestimmt, „um Gerechtigkeit und die kirchliche Gemeinschaft wiederherzustellen“ und sie zum rigorosen Dienst am Nächsten, vor allem an „Hungrigen, Gefangenen, Einwanderern und Missbrauchten“ aufgerufen. Diese Forderung greifen die Bischöfe mit Blick auf die Missbrauchsfälle auf: „In Einheit mit ihm (dem Papst, Anm.) wollen wir Gerechtigkeit wiederherstellen und zur Wiedergutmachung des entstandenen Schadens beitragen, um der prophetischen Mission der Kirche in Chile einen neuen Impuls zu geben, deren Zentrum immer in Christus hätte sein sollen.“
Bischöfe überlassen dem Papst die Entscheidung
Man überlasse es dem Papst, ob dieser die in Rom versammelten Bischöfe Chiles im Amt lasse oder personelle Konsequenzen ziehe, heißt es dann weiter: „Wir haben unsere Ämter erneut in die Hände des Papstes gelegt, damit er für jeden von uns frei entscheidet.“
Das besondere Augenmerk der Bischöfe gilt den Opfern des Missbrauchs: In ihrer Erklärung danken sie diesen für deren „Ausdauer und Mut trotz der enormen persönlichen, spirituellen, sozialen und familiären Schwierigkeiten, die die konfrontieren mussten“. Dabei seien sie oft von „Unverständnis und Angriffen seitens der kirchlichen Gemeinschaft selbst“ getroffen worden, bekennen die Bischöfe: „Ein weiteres Mal flehen wir sie um ihre Vergebung und Hilfe an, um auf dem Weg der Heilung der Verletzungen weiterzugehen.“
Dem Papst danken die Bischöfe für dessen „väterliches Zuhören“ und „brüderliches Verbessern“ im Rahmen der Begegnungen in Rom, ebenfalls würdigen sie den Einsatz der mit der Aufklärung der Fälle Betrauten. Der maltesische Erzbischof Charles Scicluna und der spanische Theologe Jordi Bertomeu, der an der Glaubenskongregation wirkt, hatten im Februar 64 chilenische Missbrauchsopfer befragt.
Auf Einladung des Papstes waren Chiles Oberhirten diese Woche zur Krisensitzung im Vatikan zusammengekommen. Dabei hatte der Papst einen Text mit Anregungen zur persönlichen Reflexion und zum Gebet an die Bischöfe ausgegeben. Franziskus selbst hatte derweil in einem Brief um Entschuldigung gebeten – für eben jene Taten in der Kirche Chiles, die er bei seiner letzten Reise in das Land noch keinesfalls so klar erkannt hatte. Bei dieser Gelegenheit hatte Franziskus nämlich Vorwürfe gegen einen Bischof noch als „Verleumdung“ zurückgewiesen.
Der Fall Karadima
Bei den Fällen geht es u.a. um den chilenischen Priester Fernando Karadima als mittlerweile verurteilten Missbrauchstäter und um den Bischof von Osorno, Juan Barros, der von dem Missbrauch gewusst und die Fälle gedeckt haben soll. Zahlreiche Opfer Karadimas hatten darauf hingewiesen und dem Papst auch einen Brief geschrieben. Er habe sich „aufgrund eines Mangels an genauen und ausgewogenen Informationen“ ein falsches Bild von der Situation gemacht, so der Papst in seinem Brief vom April.
Nach seinem Chile-Besuch hatte Franziskus den maltesischen Bischof Charles Scicluna, ehemaliger Missbrauchs-Ankläger der Glaubenskongregation, zu einer Visitation nach Chile geschickt. Es war nach Lektüre dieses Berichtes, dass er entschied, Chiles Bischöfe zum Gespräch in den Vatikan zu laden.
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