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Professor Johan Galtung Professor Johan Galtung 

Erfinder des Friedensjournalismus lobt Papstunterstützung

Ein Interview mit Johan Galtung - dem Erfinder des Konzeptes des „Friedensjournalismus“ – zur diesjährigen Papstbotschaft zum Weltmedientag: „Die Wahrheit wird euch befreien. Fake news und Friedensjournalismus.“

Silvia Kritzenberger und Alessandro Gisotti – Vatikanstadt

1960 hat der Norweger Johan Galtung das Konzept vom modernen „Friedensjournalismus“ geprägt: eine Art der Berichterstattung, die die Opfer der Kampfhandlungen in den Mittelpunkt stellt, die Hintergründe kriegerischer Konflikte aufzeigt und mögliche Wege zum Frieden thematisiert. Heute, mit 87, gilt der Begründer der modernen Friedensforschung als einer der bedeutendsten Intellektuellen unserer Zeit. Er hat an den renommiertesten Universitäten der Welt unterrichtet, ist Beiratsmitglied des Komitees für eine demokratische UNO und Gründer des Netzwerks für Frieden, Entwicklung und Umwelt Transcend. Im Interview mit Vatican News zeigt er sich begeistert darüber, dass Papst Franziskus den Friedensjournalismus zum Thema des diesjährigen Medientages erhoben hat.

„Der Papst ist eine der positivsten Persönlichkeiten unserer Zeit. Dass er zu einem Thema wie dem ,Friedensjournalismus´ Stellung nehmen wollte, hat mich natürlich positiv beeindruckt: von ihm Schützenhilfe zu bekommen, ist ganz einfach fantastisch! Ich bin ein großer Bewunderer von Papst Franziskus, und seine Botschaft ist mir nicht nur ein Ansporn, sondern auch eine große Hilfe!“

„...und schon hat man eine Schlagzeile“

Das Thema des Friedensjournalismus ist heute aus den Hörsälen der Journalistikschulen nicht mehr wegzudenken. Dabei hat das, was heute ein international anerkanntes Konzept ist, eigentlich ganz klein angefangen, erzählt uns sein Erfinder:

„Beim Zeitunglesen… Damals – in den 1960er Jahren – waren Kuba, der Kongo, in aller Munde. Ich habe mir also die norwegischen Zeitungen vorgenommen, weil ich sehen wollte, wie man darüber berichtet hat. Und dabei kam ich zu vier Schlüssen: die Nachrichten mussten negativ sein, mit Krieg und Gewalt zu tun haben; sie mussten an die Außenwelt gerichtet, nicht unbedingt gut strukturiert sein; man brauchte – und das war das Wichtigste – einen Sündenbock; und sie mussten das Ausland betreffen, wichtige Länder und wichtige Persönlichkeiten dieser wichtigen Länder. Man braucht also nur irgendein Ereignis zu nehmen und sehen, ob es einem oder all diesen Kriterien entspricht: und schon hat man eine Schlagzeile!“

Zum Nachhören

Seiher habe er sich intensiv mit dem Thema befasst, erzählt Galtung weiter. In den vergangenen Jahren habe auch der Begriff „Friedensjournalismus“ eine beachtliche Entwicklung durchgemacht. Heute gebe es seiner Auffassung nach zwei Arten von Friedensjournalismus, einen „negativen“ und einen „positiven“ :

„Der erste sucht nach Lösungen für die Konflikte, will die Gewalt eindämmen. Der zweite will ausloten, wo Möglichkeiten einer vermehrten positiven Zusammenarbeit bestehen. Mit anderen Worten: der erste konzentriert sich auf einen negativen Aspekt, der zweite auf einen positiven,“ erklärt der Fachmann.

„Sie wissen ja noch nicht einmal, wie sie den Frieden konzeptualisieren sollen!“

 

Entgegen der landläufigen Meinung, dass nur Sensationsmeldungen Schlagzeilen machen, betont der Papst in seiner Botschaft zum Weltmedientag an diesem Sonntag, dass doch „die wahre Nachricht der Frieden“ sei. Doch die Massenmedien scheinen anderes vermitteln zu wollen, frei nach dem Motto, nur eine schlechte Nachricht sei „gut“, weil „verkaufbar“. Für Galtung sei es hingegen auch der Unerfahrenheit der Journalisten geschuldet, dass die Massenmedien nur an Gewalt und Krieg interessiert zu sein schienen:

„Das liegt daran, dass sie nicht wissen, wie sie darüber schreiben sollen. Sie wissen ja noch nicht einmal, wie sie den Frieden konzeptualisieren sollen! …Es gab da einen Fall in Dänemark: man hatte irgendwann auf einmal angefangen, von „Versöhnung“ zu sprechen, von Versöhnung im Hinblick auf Dinge, die in der Vergangenheit in Dänemark passiert waren und über die die Journalisten nichts geschrieben hatten. Weil sie schon mit dem Konzept nichts anfangen konnten!“

Eine traurige Realität, die Galtung davon überzeugt hat, dass eine gründliche Ausbildung junger Journalisten oberstes Gebot der Stunde ist. Dabei sei an den Journalistenschulen anzusetzen, betont er:

„Ich war früher Soziologieprofessor an der Columbia University in New York. Und an der dortigen Journalistenschule war man überzeugt davon, dass man alles richtig machte. Von dem, was ich ,positiven Journalismus´ nenne, hatte man keine Ahnung! Die Journalistenschule der Columbia University ist die Schule, die in den USA den Ton angibt, und die USA geben – journalistisch gesprochen – für den Rest der Welt den Ton an. Dort das Konzept vom ,Friedensjournalismus´ einzuführen, war also sehr wichtig!“

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09. Mai 2018, 13:22