Vatikan: Kinderklinik entwickelt Allianz für unheilbare Kinder
Gudrun Sailer und Marco Guerra - Vatikanstadt
Kinder, die nicht geheilt werden können, gibt es leider - aber was es nicht gibt, sind nicht behandelbare Kinder. Dies ist der Ausgangspunkt für die Überlegungen, die das Kinderkrankenhaus des Heiligen Stuhls, Bambino Gesù, einen Monat nach dem Tod des kleinen Alfie Evans anstellt.
Die behandelten Themen
Bei der Begegnung am Montag im Bambino Gesu wurde eine „Charta der Rechte des unheilbar kranken Kindes“ vorgestellt. Eine Reihe von Fachleuten aus der Medizin, der Politik, der Forschung und der Bioethik berieten bei der Konferenz über Themen, die bei der Behandlung schwerkranker Kinder auftreten.
Die „Charta der Rechte des unheilbar kranken Kindes“ besteht aus zehn Artikeln, die zu einem „therapeutischen Bündnis“ zwischen den betroffenen Familien und Ärzten aufrufen. Enthalten ist unter anderem das Recht auf das Einholen einer zweiten ärztlichen Meinung und auf diagnostische Vertiefung sowie das Recht, ein Krankenhaus des eigenen Vertrauens zu wählen, auch wenn dieses in einem anderen Land liegen sollte. Ebenso ist von einem Recht auf Zugang zu experimentellen und palliativen Behandlungen die Rede. Angemeldet wird darüber hinaus der Bedarf an einem noch zu schaffenden internationalen Recht, das Konflikte rund um die Behandlung unheilbar kranker Kinder mildern kann.
Anwesend waren unter anderem der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, die Europaparlamentarierin Silvia Costa, der Direktor des Nationalen Transplantationszentrums Alessandro Nanni Costa, der Direktor des Krankenhauses "A. Beclere" in Paris, Daniele De Luca, der Bischof von Carpi Francesco Cavina. Für das Krankenhaus Bambino Gesù war neben der Präsidentin Mariella Enoc unter anderem der wissenschaftliche Direktor Bruno Dallapiccola präsent.
Im Gespräch mit Vatican News ließ Erzbischof Paglia die Vorkommnisse um die beiden britischen Kleinkinder Charlie Gard und Alfie Evans Revue passieren, die beide an unheilbaren Krankheiten litten und in ihrer Heimat starben, obwohl die päpstliche Kinderklinik in Rom sich angeboten hatte, sie zu behandeln. Die „therapeutische Allianz“, wie das Bambino Gesu sie eben zu schmieden versucht, ist ein Gegenmittel zur „Wegwerfkultur“, die Papst Franziskus anprangert, so Erzbischof Paglia:
„Ich glaube, dass solche Initiativen besonders nützlich sind, weil die beiden genannten Fälle - der von Charlie und Alfie - einen höchst kritischen Punkt der heutigen Gesellschaft darstellen. Deshalb ist es unerlässlich, zusammenzukommen, um dieses therapeutische Bündnis oder Bündnis der Liebe zwischen Ärzten, Familienmitgliedern, Kranken und Freunden wiederzuentdecken, um auch die unheilbar Kranken zu begleiten, ohne jemals aufzugeben. Ich hoffe, dass Fälle wie diese beiden uns helfen zu verstehen, dass niemand verworfen werden sollte. Es gilt eine Kultur zu entwickeln, die gegen ein ganz alltäglich vorkommendes "Wegwerfen" vorgeht. Wie Franziskus sagt: Wenn wir wollen, dass die Welt menschlich ist, müssen wir von den Rändern oder von den Verworfenen ausgehen.“
Die Präsidentin der päpstlichen Kinderklinik Mariella Enoc will die „Charta der Rechte des unheilbar kranken Kindes“ über das EU-Parlament allen Mitgliedsländern zukommen lassen. „Wir erwarten nicht, dass wir ein absoluter Bezugspunkt für die Sache werden, aber zumindest wollen wir diese Charta verbreiten.“ Mit dem Alder Hey Hospital, in dem Alfie Evans behandelt wurde, habe sie als Vertreterin des Bambino Gesu eine solche Allianz schließen wollen, sagte Enoc, doch die Liverpooler Kinderklinik habe das abgelehnt. „Ich wünsche mir aber, dass andere europäische Krankenhäuser sich anschließen können. Das Bambino Gesu ist in allen europäischen Netzwerken vertreten.“
(Vatican News – gs)
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