Energiewirtschaft-Konferenz: Vatikan hofft auf Abkehr vom Erdöl
Anne Preckel – Vatikanstadt
Organisiert wird die Konferenz „Energiewandel und die Sorge für unser gemeinsames Haus“ von der katholischen US-Universität Notre Dame und dem Vatikanischen Entwicklungsministerium unter Leitung von Kardinal Peter Turkson. Hinter verschlossenen Türen suchen dabei Vatikanvertreter mit Exponenten eben jener Branche das Gespräch, die selbst erheblich zur Umweltverschmutzung und zum Klimawandel beiträgt. Die Mahner treffen auf die Weichensteller, könnte man zugespitzt sagen. Papst und Laudato si-Autor Franziskus wird die Konferenz-Teilnehmer am Samstag in Audienz empfangen.
Vatikan hofft auf Umdenken bei Energiegewinnung
Der Vatikan erhofft sich als Ergebnis der Konferenz nicht weniger als ein Umdenken in der Energiebranche. Das ließ der Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, Kurienbischof Marcelo Sánchez Sorondo, im Vorfeld der Veranstaltung durchblicken. Der Vatikan will nicht über die Branche sprechen, sondern mit ihr, es gehe um Austausch, betont er im Interview der italienischen Zeitung „La Stampa“: „Das Treffen hat als Ziel, mit den CEO der Erdölgesellschaften in Dialog zu treten – um zu erfahren, bis zu welchem Grad ihnen bewusst ist, dass das Erdöl Hauptverursacher des Klimawandels, also der globalen Erwärmung, ist, die den Planeten ruiniert.“
Es geht um ein Nachforschen also, wo die Energiewirtschaft in Fragen des Klima- und Umweltschutzes steht. Doch auch um Weichenstellungen für die Zukunft: Schließlich haben multinationale Unternehmen heute einen entscheidenden Einfluss auf die (Welt-)Politik, gibt Sorondo weiter zu bedenken. „Denn diese Leute steuern heute nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Politik vieler Nationen, vor allem des G20.“ Hier hoffe der Vatikan, den Wirtschaftsvertretern konkrete Anregungen und Vorschläge unterbreiten zu können.
Laudato si: Enzyklika ist Ausgangspunkt des Energie-Kongresses
Die Stichworte dazu sind in der Umwelt-Enzyklika des Papstes „Laudato si“ nachzulesen, die auch Ausgangspunkt der Beratungen am kommenden Freitag und Samstag im Vatikan ist. Investitionen in erneuerbare Energien statt in fossile Brennstoffe, sozial verträgliche Energiewirtschaft und allgemein ein ethisch fundiertes Bild von Fortschritt, der allen Menschen zugutekommen muss und nicht auf Kosten der Ärmsten und des „gemeinsamen Hauses“ , der Umwelt, gehen darf. Dazu Sorondo: „Hoffen wir, dass sie diese Botschaft hören wollen, so wie manche das ja auch schon tun. Sie sind es, die dieses Treffen wollten, und wir sind zufrieden, hier einen ernsthaften, kritischen und konstruktiven Dialog zu beginnen.“
Dass hinter dem von US-Seite mit organisierten Kongress auch andere Interessen stehen könnten, mutmaßte das US-Nachrichtenportal Axios. Axios kommentiert das Treffen im Vatikan als Versuch multinationaler Unternehmen, nach dem Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen durch Präsident Donald Trump mit anderen weltweiten Führungspersönlichkeiten über den Klimawandel ins Gespräch zu kommen. Zuletzt hatten mehrere katholische Banken sowie Caritas Internationalis angekündigt, sich aus Investitionen in fossile Brennstoffe zurückzuziehen.
Die „Financial Times“ zitierte den CEO des am Vatikan-Kongress teilnehmenden Unternehmens Exxon Mobile, Darren Woods, mit den Worten: „Wir hoffen, dass diese Art von Dialog uns hilft, Lösungen zu finden für das zweifache Problem, einerseits mit den Risiken des Klimawandels umzugehen und andererseits den steigenden Energiebedarf zu decken.“ Neben Vertretern von Energieunternehmen wie Exxon Mobile, BP und Shell werden auch Chefs führender Investmentunternehmen wie Black Rock im Vatikan erwartet.
(vatican news/diverse – pr)
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