Vatikan für Dialog in Nicaragua: „Kompromissbereitschaft"
„Es gibt diese paramilitärischen Gruppen, die Terror säen, töten und Angriffe starten. Auch der päpstliche Nuntius im Land, Erzbischof Stanislaw Waldemar Sommertag, ist zum Opfer dieser Gruppen geworden“, sagte Parolin zur aktuellen Lage in Nicaragua auf Nachfrage von Journalisten in Rom. Er äußerte sich auf einer Pressekonferenz des Papstkrankenhauses „Bambino Gesu“, bei der auch Vatican News anwesend war.
„Wir wünschen uns, dass der Dialog wieder aufgenommen werden kann und Früchte trägt, aber dafür braucht es auf beiden Seiten Kompromissbereitschaft“, unterstrich der Kardinalstaatssekretär.
Hintergrund ist der tätliche Angriff mutmaßlicher Regierungsanhäner im Bezirk Diriamba auf den Papstbotschafter sowie Kardinal Leopoldo Brenes und Weihbischof Silvio Baez vor wenigen Tagen. Letzterer wurde leicht verletzt. Die Delegation war in die Gegend gereist, um nach neuerlichen Angriffen paramilitärischer Banden den Opfern Beistand zu leisten. Zudem wollten die Bischöfe die Freilassung einer Gruppe von rund zehn Demonstranten erwirken, die in einer Kirche Zuflucht gesucht hatten.
Auf die Frage, ob der Heilige Stuhl bezüglich des Übergriffes auf die Kirchenvertreter eine formale Protestnote verfasst habe, verneinte Parolin. „Papstbotschafter Sommertag kennt Nicaragua sehr gut. So wusste er, wie er mit der Lage umzugehen hatte“, sagte der Kardinalstaatssekretär.
Die katholischen Bischöfe Nicaraguas bekundeten unterdessen ihren Willen, trotz der jüngsten Übergriffe am Nationalen Dialog zwischen der Regierung des sandinistischen Präsidenten Daniel Ortega und der Zivilgesellschaft festzuhalten.
Internationale Kritik an Übergriff
Mehrere lateinamerikanische Bischofskonferenzen, darunter die von Mexiko und Argentinien, hatten die Gewalt gegen die Kirchenvertreter in Nicaragua verurteilt und sich solidarisch mit ihren Amtsbrüdern erklärt. Auch die deutsche Bundesregierung verurteilte den Angriff auf die Geistlichen „in aller Schärfe".
Die katholische EU-Bischofskommission COMECE schloss sich der Entrüstung an. „Ich drücke meine Solidarität mit der Kirche in Nicaragua in diesen schwierigen Momenten aus“, teilte der litauische Bischof Rimantas Norvila mit, er ist Präsident der COMECE-Kommission für Auswärtige Angelegenheiten. An die EU appellierte Bischof Norvila, die Vermittlungs- und Versöhnungsbemühungen der nicaraguanischen Bischöfe zu unterstützen.
Auslöser der Proteste im Land war Mitte April eine mittlerweile zurückgenommen Rentenreform. Anschließend gab es Demonstrationen auch gegen die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit sowie die staatlich ausgeübte Gewalt. Inzwischen fordern die Vertreter der Zivilgesellschaft den Rücktritt von Präsident Ortega. Mehr als 300 Menschen sind bei den Unruhen bis heute ums Leben gekommen, es gab mehr als 2.000 Verletzte.
(vatican news – pr)
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