Guatemala: Jugendbanden stecken hinter Migrationskarawane
Mario Galgano – Vatikanstadt
Es sind etwa 5.000 Menschen, die an der Grenze zu Mexiko derzeit warten, in das nordamerikanische Land hinein gelassen zu werden; mehrere hundert Migranten sind per Boot illegal nach Mexiko gelangt. Bischof Ramazzini kann sich gut vorstellen, was die Beweggründe dieser Menschen sind. Er selber stammt aus einer italienischen Migrantenfamilie, die vor langer Zeit nach Guatemala ausgewandert ist. Seine gesamte Familie ist dann vor 54 Jahren von Guatemala in die USA ausgewandert. Nur er sei in Guatemala zurückgeblieben. Wie damals seien auch heute noch dieselben Gründe für die Auswanderung verantwortlich: Armut und vor allem Gewalt.
„Wir hatten während 36 Jahren einen Bürgerkrieg bei uns in Guatemala. Das hatte schon bisher viele zur Flucht bewegt. Auch heute ist die Gewalt wieder für die neue Fluchtwelle verantwortlich. Wie ich gehört habe, sind es die Jugendbanden in Honduras, die Menschen dazu führen, ihr Land zu verlassen. Wir nennen diese Banden ,Mara'.“
Neue Fluchtwelle entsteht aus Gewalt und Armut
Die Mara sind vor allem in El Salvador, Guatemala und Honduras kriminell tätig. Sie sind straff organisiert und weisen mafiaähnliche Strukturen auf. Diese Jugendbanden kontrollieren weite städtische, aber auch ländliche Bereiche und haben ihre Länder auf die ersten Plätze in der weltweiten Mordstatistik gehievt.
„Auch diese Jugendbanden sind das Resultat der Armut. Also zusammengefasst kann man sagen, dass die neue Fluchtwelle das Resultat von Gewalt und Armut ist. Wie der heilige Paul VI. immer wieder sagte, ist der größte Faktor für Gewalt die Armut. Dem stimme ich voll und ganz zu. Leider übernehmen unsere Regierungen und Politiker in Zentralamerika nicht ihre Verantwortung und tun nichts für die betroffenen Menschen.“
Der Bischof aus Guatemala will aber nicht nur die gegenwärtige Regierung seines Landes kritisieren, auch die Vorgänger hätten nichts getan, um den Menschen in Guatemala – ähnlich gilt es auch anderswo in Zentralamerika – eine Zukunftsperspektive zu geben.
Bischof sprach bei der UNO über Guatemala
Der Bischof von Huehuetenango hatte vergangene Woche vor der UNO in Genf gesprochen. Die Schweizer katholische Institution „Fastenopfer“ und „Franciscans International“, eine NGO mit beratendem Status bei der UNO, hatten ihn um sein Zeugnis gebeten. An den Gesprächen bei den Vereinten Nationen nahmen auch Vertreter von großen Unternehmen teil. Der Bischof sprach über den Alltag in seinem Land, und es war ihm ein Anliegen, dass auch Wirtschaftsbosse davon Kenntnis nähmen. Die NGO „Franciscans International“ setzt sich für die Menschenrechte, für die Förderung von Gerechtigkeit, Frieden und den Schutz der Schöpfung ein.
Viel erhofft sich Bischof Ramazzini von der Amazonas-Synode im kommenden Jahr im Vatikan:
„Mein Wunsch für die Amazonas-Synode – und darüber habe ich mit Kardinal Pedro Barreto aus Peru, einem der Hauptorganisatoren der Bischofssynode, gesprochen – ist allerdings, die Probleme in Zentralamerika mit einzubeziehen. Auch wir haben einen großen Urwald, auch bei uns gibt es die Herausforderungen für die Indigenen, auch wir haben kirchliche und soziale Probleme. Unsere Probleme sind mit jenen im Amazonasgebiet sehr ähnlich.“
In Guatemala gibt es 45.000 Quadratkilometer Urwald, betont Bischof Ramazzini. Die Migranten, die jetzt in der Karawane Richtung Nordamerika gehen, hatten sich in den vergangenen Tagen zu Fuß aufgemacht. Unter ihnen sind viele Kinder.
(vatican news)
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