Vatikanbotschafter Koch: Friede ist der höchste Wert der Diplomatie überhaupt
Christina Höfferer - Vatikanstadt
„Ein Zeremoniell, das glaube ich, würdiger und feierlicher nirgendwo auf der Welt ist. Zum Schluss kam noch der Besuch in der Basilika Sankt Peter, eine wirklich wunderbare Erfahrung, wie man sie als Botschafter nicht jeden Tag hat,“ zeigt sich Botschafter Michael Koch begeistert. Naturgemäß wird es der Moment der persönlichen Begegnung mit Papst Franziskus sein, der dem Vatikanbotschafter besonders in Erinnerung bleiben wird. Es kam gleich beim ersten Treffen zu einem Gespräch über die bilateralen Brücken zwischen Deutschland und dem Vatikan, gibt der Botschafter Einblick in die Unterhaltung.
„Die Begegnung war sehr herzlich und intensiv, wir haben immerhin 35 Minuten miteinander gesprochen, über eine ganze Reihe von Fragen. Der Papst ist des Deutschen mächtig, vor allem sein passives Verständnis ist gut. Es war insgesamt ein sehr gutes Gespräch, dann folgte ein weiteres Gespräch mit dem Kardinalstaatssekretär Parolin, eine gute Grundlage für meine Arbeit in Zukunft.“
Michael Koch stammt selbst aus einer Diplomatenfamilie. Er studierte in Tübingen und Bonn Rechtswissenschaften. Seit seinem Eintritt in das Auswärtige Amt, im Jahr 1986, war er in Myanmar, Indien, Afghanistan und Pakistan für die Bundesrepublik im Einsatz. Zwischen der Politik der Bundesrepublik Deutschland und des Vatikans bestünden grundlegende Gemeinsamkeiten, betont Koch:
„In diesen ganz grundsätzlichen Fragen, nämlich wie eine internationale Ordnung gestaltet werden soll, besteht eine grundlegende Übereinstimmung zwischen dieser Bundesregierung und dem was der Papst des Öfteren gesagt hat: nämlich zum einen die Überzeugung, dass nur eine regelbasierte Ordnung sicherstellen kann, dass alle sich beteiligen können, und zum anderen die Überzeugung, dass die drängenden Probleme der Welt nur in multilateralen Strukturen bearbeitet werden können. Dazu gehört die Zentralität der menschlichen Person und der menschlichen Freiheit, natürlich immer gebunden durch das Recht, und dazu gehört die niemals endende Suche nach Frieden, dem höchsten Wert der Diplomatie überhaupt."
Das Verhältnis von Kirche und Staat sei ein besonderer Aspekt in den religiös-politischen Beziehungen. Dieses sei auch zentral in der Geschichte Europas, bestätigt der Botschafter: „Das ist der Kern meiner Aufgabe, zu sehen was können wir machen, wie können Kirche und Staat besser zusammenarbeiten. Aber es ist ja auch nicht so, dass da nicht ganz viel schon passiert."
Der Antrittsbesuch beim Papst ist nur der erste große Schritt zu einer weiteren Reihe von Aktivitäten, die dem deutschen Diplomaten in Rom jetzt bevorstehen. Vor allem geht es da um Besuche in anderen Behörden des Vatikans, um der Vielschichtigkeit der Strukturen und Themen gerecht zu werden: „Ich habe ja schon eine Reihe von Besuchen gemacht, vor allem bei unseren Kollegen, den Diplomaten im Vatikan, aber das gehört eben zu diesen sonderbaren Gepflogenheiten hier dazu, man muss erst dieses Briefchen abgeben, und dann kann man sozusagen in ganzer Breite Besuche durchführen. Und das machen wir jetzt, um dann in den verschiedenen Zuständigkeitsbereichen zu sehen, was es da an Möglichkeiten gibt. Ich bin jetzt sechs Wochen hier, ich muss ja nicht nach sechs Wochen hier das Rad neu erfinden, sondern alles ordentlich angehen, schauen, was wir machen können und dann operativ daraus Konsequenzen ziehen."
(vatican news)
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